19 Jahre nach der tödlichen Tsunamiwelle in Südostasien verfilmt das ZDF in einer sechsteiligen Serie eine düstere Familiengeschichte um dieses Ereignis.
Die ZDF-Serie «Die zweite Welle» möchte als Feiertags-Event mit einer mitreißenden Geschichte um Familie, Geheimnisse und Rache punkten. Doch leider bleibt die Umsetzung weit hinter diesen selbstgesteckten Erwartungen zurück. Die erste Episode führt uns dabei ins Jahr 2004 nach Khao Lak in Thailand zu einem historischen Ereignis zurück, wo Julia (Luise Bähr) mit ihrer Familie und Freunden von einem verheerenden Tsunami überrascht wird, einer Naturkatastrophe, der damals viele Tausend Menschen zum Opfer gefallen sind und die in den Wochen und Monaten danach eine internationale Welle des Mitgefühls mit den am schwersten betroffenen Regionen auslöste. Am 2. Weihnachtsfeiertag 2024 wird sich dieses Ereignis bereits zum 20. Mal jähren – und vielleicht wäre «Die zweite Welle» schon aus diesem Grund in der Feiertagsprogrammierung im nächsten Jahr besser aufgehoben gewesen. Doch schon die Titelwahl wirkt angesichts der Schwere der Ereignisse ziemlich bizarr, geradezu pietätlos: Die zweite Welle – weil die erste nicht genug war?
Denn auch die Dynamik zwischen den Figuren bleibt oberflächlich, und die Dialoge scheinen oft zu stark darauf ausgerichtet, möglichst dramatisch zu wirken, anstatt die Charaktere authentisch zu entwickeln und ihre komplexen Beziehungen nahbar widerzuspiegeln. «Die zweite Welle» stellt dabei Drama konsequent über Realismus, was dazu führt, dass die Serie niemals von der hochemotionalen Substanz ihrer Ausgangslage zehren kann. Stattdessen verliert sie sich in ihren melodramatischen Elementen und vernachlässigt dabei die tiefgreifenden Aspekte einer gut erzählten dramatischen Familiengeschichte. Am Ende bleibt der Zuschauer mit einem Gefühl der Enttäuschung zurück, und die zweite Welle verpufft als ein Sturm im Wasserglas.