Die Kritiker: «Der Bremerhaven-Krimi - Tödliche Fracht»

In Bremerhaven stampft Das Erste am Donnerstagabend eine neue Krimi-Reihe aus dem Boden.

Stab

Darsteller: Elena Uhlig, Cynthia Micas, Bernd Hölscher, Lukas Zumbrock, Bogdan Iancu, Steve Windolf
Musik: Johannes Kobilke und Philipp Kobilke
Kamera: Hannes Hubach
Drehbuch: Nils-Morten Osburg und Rainer Butt
Regie: Nicolai Rohde
Drogen statt Morde? In den meisten deutschen Krimifilmen muss in den ersten Minuten eigentlich immer eine Figur dran glauben, damit die Zuschauer in den Fall der Woche finden können und die beliebten Ermittler etwas zu tun haben. Die neue Ermittlungsreihe, mit der Das Erste diesen Donnerstag erstmalig an den Start geht, hat sich jedoch ein etwas anderes Milieu als die obligatorische Mordkommission ausgesucht: So verspricht die Prämisse des «Bremerhaven-Krimis», die Arbeit eines neu gegründeten Zoll-Ermittlungsteams zu beleuchten und dabei einen Einblick in die Welt des modernen Zolls und dessen Kampf gegen den internationalen Drogenhandel zu geben. So führt die Serie ihre Zuschauer in das hochspezialisierte Team um Katta Strüwer (Elena Uhlig) ein, einer toughen, aber gleichermaßen umsichtigen Kontrollexpertin, der der erfahrene Zollfahnder Gero von Bernbeck (Bernd Hölscher), der versierte IT-Forensiker Sven-Erik Dröse (Lukas Zumbrock) und die etwas eigensinnige Finanzexpertin Lisa Cunnigham (Cynthia Micas) zur Seite stehen.

Dabei scheut sich die Serie nicht, auch die vielfältige Komplexität und die damit einhergehenden Herausforderungen zu beleuchten, die in dem modernen Containerterminal von Bremerhaven auf unsere Hauptfiguren warten. Die riesigen Warenströme und die Vielzahl von Containern bieten eine authentische Kulisse für die Ermittlungen des Teams. Dies verleiht der Serie eine gewisse Aktualität und Relevanz, da sie so einen Einblick in die technologischen und logistischen Herausforderungen im tatsächlichen Ermittlungsumfeld bieten kann.

Die Charaktere des Ermittlungsteams sind dabei solide entworfen und werden von den Schauspielern zumeist überzeugend verkörpert. Elena Uhlig als Katta Strüwer bringt die nötige Überzeugungskraft und Tiefe in ihre Rolle, wodurch die Zuschauer rasch eine Verbindung zu ihrer Figur aufbauen können. Die Interaktionen und die Chemie zwischen den Teammitgliedern verleihen dem ersten Film aus dieser Reihe eine angenehme Dynamik, was auch zu ihrem Unterhaltungswert beiträgt.

Trotz dieser positiven Aspekte schafft es die Auftaktfolge «Tödliche Fracht» aber nicht immer, das notwendige Maß an Spannung aufrechtzuerhalten. Die Handlung, die den internationalen Drogenhandel beleuchten will, wirkt an einigen Stellen viel zu vorhersehbar, und den Episodenrollen fehlt es an Ambivalenz, sodass sie vom Zuschauer sehr schnell und eindeutig den Kategorien Gut und Böse zugeordnet werden können. Dies führt dazu, dass die Geschichte nicht den nötigen emotionalen Tiefgang erreicht, um den Zuschauer durchgängig zu fesseln. Diese deutlichen dramaturgischen Probleme bei der allzu grobschlächtigen Charakterentwicklung haben leider zur Folge, dass dieser Film keinen richtigen Nachhall findet, obwohl ihm und der auf ihm aufbauenden Reihe eine solide Prämisse zugrunde liegt.

So bietet «Der Bremerhaven-Krimi - Tödliche Fracht» zwar eine etwas neuartige, leider jedoch keine wirklich überragende Krimi-Erfahrung. Die interessante Prämisse und die realistische Darstellung der Zollarbeit werden durch vorhersehbare Handlungselemente und eine allzu eingeengte Charakterentwicklung gestört. Spannender als diese erste Folge wird sicherlich die weitere Entwicklung dieses Formats sein.

Die erste Folge von «Der Bremerhaven-Krimi» mit dem Titel «Tödliche Fracht» wird am Donnerstag, den 14. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
13.12.2023 11:20 Uhr  •  Oliver Alexander Kurz-URL: qmde.de/147430