Die bildundtonfabrik hat eine neue Dokumentation für Netflix gedreht. Diese hätte man durchaus auch im Ersten erwarten können, schließlich ist die filmische Umsetzung gelungen.
Flussabwärts von Trier befinden sich zahlreiche kleine Orte, die mit Wein und wunderbarem Ausblick glänzen können. Es gibt zahlreiche Schleifen, an denen die Mosel fließt. Leiwen, Bernkastel-Kues, Zell, Cochem oder eben auch Traben-Trarbach. Der Ausblick von der Ruine Grevenburg auf die Kleinstadt ist hervorragend. Aber wenn man den Kopf wieder hebt und auf die gegenüberliegende Anhöhe blickt, kann man sich nicht vorstellen, dass hinter dem Gewerbegebiet ein ehemaliger Bunker liegt, der aus fünf Stockwerken besteht.
Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms steht der Niederländer Hermann Johan Xennt, dessen Geschichte schon im Jahr 1996 startet. In der Nähe des niederländischen Dorfes Kloetinge (in der Provinz Zeeland) wurde ein erster Bunker gekauft und umgerüstet. Zahlreiche Hacker und Computerspezialisten sollten dort leben und arbeiten. Xennt, der früher auch Computer verkaufte, wurde mit dem Verkauf reich. Doch im ersten Cyberbunker kam es zu einem Feuer und Feuerwehr und Polizei entdeckten ein Drogenlabor. Der Besitzer Xennt soll davon nichts gemerkt haben, dass seine Büro-Kollegen Drogen angerührt haben.
«Cyberbunker: Darknet in Deutschland» ist an sehr viel Originalmaterial gekommen. So kann man auf zahlreiche Videoaufnahmen aus den 90er-Jahren aus den Niederlanden zurückgreifen, sowie auf Material aus dem zweiten Bunker in Traben-Trarbach. Außerdem stellt das Landeskriminalamt sehr viele Aufnahmen bereit, denn seit Herbst 2023 ist die Revision von Xennts Verfahren abgewiesen und somit auch rechtskräftig. Doch überhaupt muss man sagen, dass der verurteilte Verbrecher tatsächlich angenehm aus der Sache hinausgekommen ist. Zwar wurde er zu fünf Jahren und neun Monaten verurteilt, doch die meisten Verfahren wurden im großen Stil abgewiesen. Die Richter sahen es nicht so, dass man Unternehmen wie The Pirate Bay und Wall Street Market unterstützt habe.
Das war’s dann auch schon? Nein, da wäre noch die Geschichte von George Mitchell, einem Iren, der als „Pinguin“ bezeichnet wird. Der Mafia-Boss tauchte schließlich in Traben-Trarbach auf und machte wohl mit Xennt Geschäfte. Schließlich mischt auch noch die FBI-Außenstelle Los Angeles an dem Fall mit. Leroy Shelton, FBI-Sonderermittler, gehört ebenfalls zu dieser Dokumentation. Außerdem werden mehrere Spione in das Umfeld von den Cyberbunkern-Mitarbeiter geschleust und ein Interviewzeuge, der früher ein leitender Angestellter war, läuft straffrei herum. Warum? Das wissen nur die Staatsanwälte und Gerichte, die Sven Olaf Kamphuis nie anklagten. Am Ende des Filmes läuft es einem auch noch einmal eiskalt den Rücken herunter, denn Kamphuis sagt, dass Kinderpornografie-Bilder kein Kinderporno seien, schließlich sei dies nur ein Foto und der Akt schon lange vorbei. Kein angenehmer Kollege.