Die neue, deutlich an bodenständige Spionageserien wie «The Americans» angelehnte internationale Koproduktion «Spy/Master», gehört zum Besten, was das Genre seit langem zu bieten hat.
Der hochrangige Spion Victor Godeanu (Alec Secăreanu) und rechte Hand des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu, arbeitet insgeheim als Doppelagent für den KGB. Als sein Doppelagentenstatus Risse bekommt und droht aufzufliegen, beschließt er während einer diplomatischen Reise in Westdeutschland zur CIA überzulaufen. Godeanu ist Geheimdienstagent durch und durch, der auch vor Auftragsmorden nicht zurückschreckt und relativ schnell signalisiert, dass Emotionen in diesem Geschäft fehl am Platz sind. «Spy/Master» entfernt sich damit auch in aller Deutlichkeit von einer typischen Antiheldengeschichte, denn das stets eiskalte, berechnende Auftreten des Protagonisten weckt zwar durchaus Interesse, erzeugt aber nicht gerade Sympathiewerte für die Figur, die dadurch weitestgehend vom Charisma Secăreanus lebt.
Einen großen Schwachpunkt stellt hingegen die deutsche Synchronisation dar, die schlicht alle Akteure von Rumänen, Russen, bis hin zu Amerikanern fließendes, akzentfreies Hochdeutsch sprechen lässt. Die deutlich realistischere Variante wäre im Stil von «The Americans» Originalsprache mit Untertiteln gewesen. Gepaart mit Zeitsprüngen sowie zahlreichen Szenen- und Personenwechseln, fällt es teils nicht nur schwer, der schnelllebigen Handlung folgen zu können, sondern auch neu eingeführte Personen in ihre jeweilige Rolle einzuordnen.
«Spy/Master» ist eine Serie, die sich ganz auf die Macht des Geschichtenerzählens fokussiert. Auf Realismus getrimmt, ohne auf Spezialeffekte, zahlreiche Schießereien oder Kämpfe setzen zu müssen, wird eine überaus gelungene Spionagegeschichte während der Hochzeit des Kalten Krieges erzählt. Für Fans solcher klassischer Spionagestoffe, dürfte «Spy/Master» schnell zum Geheimtipp avancieren.