«Rehragout-Rendezvous»-Stars: Kein Eberhofer-Kinofilm im nächsten Jahr

Seit Donnerstag ist der neue Eberhofer-Krimi im Kino zu sehen. Die Schauspieler des Filmes können vorerst keine Fortsetzung versprechen.

In den letzten zehn Jahren standen sie nun schon neunmal als Franz Eberhofer und Rudi Birkenberger vor der Kamera. Das Ergebnis ihrer letzten Zusammenarbeit kann man nun wieder im Kino erleben. «Rehragout-Rendezvous» lautet der Titel des neuen Films aus der Eberhofer-Krimireihe nach den Romanen von Rita Falk. Der Bayer Sebastian Bezzel als Franz und der Wiener Simon Schwarz als Rudi müssen sich dennoch immer wieder in ihre Rollen einfuchsen, denn jedes Mal kommen neben einem Mordfall andere Themen auf den Tisch. Diesmal geht die Oma in den Streik, womit der ganze Hof im Dreck verkommt. Wie es mit Eberhofer weitergeht, verrieten die beiden Hauptdarsteller in unserem Interview.

Haben Sie 2013 damit gerechnet, dass die Eberhofer-Krimis im Kino bundesweit ein dermaßen großes Publikum begeistern würden?
Sebastian Bezzel:
Nein, gar nicht. Es war auch ganz anders geplant. «Dampfnudelblues» sollte zuerst ein ARD-Fernsehfilm werden.

Simon Schwarz: Aber dann hatten wir das Glück, dass wir auf dem Münchner Filmfest liefen und ein Kinobetreiber aus Bayern den Film gesehen hat und meinte, der wäre doch gut, um das Sommerloch im Kino zu stopfen. Darauf hat man sich eingelassen, und dann kamen wir allein in Bayern auf 500.000 Zuschauer.

Sebastian Bezzel: So kam es zum zweiten und dritten Teil fürs Kino, die dann noch erfolgreicher liefen. Und aus dem Plan, die Filme dann nur noch fürs Fernsehen zu produzieren, wurde nichts.

Simon Schwarz: Jahr für Jahr wurde neu entschieden, ob wir noch einen Film machen oder nicht, und wir haben uns bisher immer dafür entschieden.

Sebastian Bezzel: Viele wollen uns das nicht glauben, aber wir haben immer nur einen Vertrag für einen neuen Film. Denn auch wir dürfen das Drehbuch lesen und mitentscheiden, was uns gefällt oder nicht. Das ist das Tolle an dieser Verabredung, weil damit die Qualität hochbleibt.

Wie erklären Sie sich den Erfolg über die bayrischen Landesgrenzen hinaus?
Simon Schwarz: Das kann keiner exakt sagen, sonst würde jeder erfolgreiche Kinoreihen produzieren. Fairerweise muss man auch sagen, dass schon die Buchreihe von Rita Falk ein Bestseller war, und damit konnte man bestimmt relativ viele Leser abfangen. Ich glaube aber schon, dass wir so archetypische Figuren in einer Dorfgemeinschaft geschaffen haben, und damit kann man sich wahrscheinlich weltweit mit identifizieren.

Sebastian Bezzel: Hinzu kommt, dass es keine eindeutige Zielgruppe gibt. Die Zuschauerschaft unterscheidet sich im Alter, im Bildungsbackground, im Einkommen, das geht wirklich Querbeet.

Simon Schwarz: Und wir haben auch noch was sehr Analoges, womit wir eine Sehnsucht bedienen. In unserem Dorf gibt es noch einen Bäcker, einen Metzger und all diese Berufe, wohingegen die meisten Dörfer inzwischen den Supermarkt auf der grünen Wiese haben, wo man alles kaufen kann. Wir sind ein bisschen wie bei «Asterix & Obelix», das gallische Dorf, das gegen die Globalisierung ankämpft.

Man hört immer öfters, dass viele Dörfer so langsam verkümmern, weil es keine Infrastruktur mehr gibt…
Sebastian Bezzel:
Eine Figur, die ich bei uns liebe, ist der Dr. Brunnermeier. Der kümmert sich um die medizinische Versorgung, und auch der stirbt langsam aus. Man muss also froh sein, wenn man im Dorf noch einen Dr. Brunnermeier hat.

Simon Schwarz: Das wird auch zu einem größeren Problem auf dem Land, besonders in Brandenburg. In Bayern ist die Lage noch nicht so schlimm.

Sebastian Bezzel: In Bayern ist es glaube ich besser, zwar viel High-Tech, aber nach wie vor Agrarland. Dieses Image wird auch gefeiert.

Sind die Eberhofer-Krimis denn typisch bayrisch?
Simon Schwarz:
Das ist auch noch mal so ein Punkt. Bei einer bayrischen Komödie denkt man an Lederhose, Blasmusik…

Sebastian Bezzel: …und die gutgefüllte Dirndlbluse. Bei uns tragen die Leute eher Jogginganzug statt Trachtenkleidung.

Simon Schwarz: Das stimmt natürlich nicht! Das verkaufen wir gar nicht. Wir verkaufen Niederbayern, und das ist flaches Industrieland mit Monokultur.

Sebastian Bezzel: Niederbayern hat keine Berge. Aber es gibt auch dort superschöne Ecken. Frontenhausen, wo wir drehen, ist auch ein tolles Eck. Die Leute sind nett, und es gibt hübsche Städte wie Landshut. Dazwischen sind aber schon viele Maisfelder.

Simon Schwarz: Das macht’s ja auch charmant und realistisch. Meine Figur Rudi Birkenberger könnte auch in einem Ken-Loach-Film vorkommen, und das ist entscheidend für eine gute Komödie, wie man das in Deutschland oft vermisst.

Nun würde eigentlich schon der nächste Eberhofer-Krimi gedreht werden müssen. Aber das soll noch gar nicht feststehen?
Simon Schwarz:
Tatsächlich, das haben wir auch gehört (lacht). Der neue Roman ist aber noch gar nicht fertig und soll erst Ende Oktober erscheinen.

Sebastian Bezzel: Wir haben zwei Romane ja nicht verfilmt, weil sie an anderen Filmen verwurstelt wurden: „Weißwurstconnection“ und „Zwetschgendatschikomplott“.

Simon Schwarz: Ich kann verstehen, dass die Autorin Rita Falk vielleicht auch mal wieder etwas anderes schreiben möchte. Aber der 12. Roman „Steckerlfischfiasko“ soll auf jeden Fall im Oktober rauskommen - und von dem sind wir abhängig. Gleichzeitig ist das aber ein zu kurzer Vorlauf, um versprechen zu können, dass wir nächstes Jahr wieder ins Kino kommen.

Dann hoffentlich 2025?
Sebastian Bezzel:
Wie das genau sein wird, muss die Filmproduktion mit Rita Falk klären. Das ist nicht unsere alleinige Entscheidung, und auch aus Qualitätsgründen wollen wir jetzt keinen Schnellschuss hinlegen.

In den Titeln geht’s ja immer ums Essen. Wie unterscheidet sich die bayerische überhaupt von der österreichischen Küche?
Simon Schwarz:
Da sind wir uns schon sehr ähnlich. Der entscheidende Unterschied ist, dass wir keine Butterbrezeln haben.

Sebastian Bezzel: Dafür haben wir kein Soda Zitron (lacht). Aber ich stehe zu bayrischen Getränken, und stehe auch der bayrischen Küche sehr positiv gegenüber. Man sollte sich aber nicht nur davon ernähren, weil man dann zu schnell eine bayrische Figur kriegt. Es wird aber auch viel Schindluder damit betrieben.

Inwiefern?
Sebastian Bezzel:
Ein guter Schweinsbraten etwa ist eine Delikatesse, kriegt man aber in bayrischen Wirtshäusern relativ selten. Meist kriegt man einen Krustenbraten, der zu Tode grillt wurde, mit irgendeiner Fertigsoße drüber. Es gibt einen sehr witzigen Monty-Python-Sketch mit einem guten Blick auf bayrische Wirtshäuser, wo es mit Gemütlichkeit und Tradition manchmal zu sehr übertreiben.

Und wie gut können Sie kochen?
Sebastian Bezzel:
Ja, wir beide. Er kocht mittlerweile vegan und ist experimenteller als ich, und ich koche alles Mögliche: Curry, Pasta, Braten und natürlich auch mal vegetarisch. Bei mir würde es auch nie so aussehen wie in der Eberhofer-Familie im neuen Film. Da geht ja die Oma in den Streik, der Haushalt leidet drunter, und die Mäuse tanzen im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Tisch.

Also eher ordnungsliebend?
Sebastian Bezzel:
Es kann schon mal unordentlich sein, aber es wäre sauber. Ich weiß auch, wie ein Staubsauer funktioniert und ihn auch selbständig raus. Wäschewaschen ist überhaupt kein Problem.

Simon Schwarz: Da sind wir beide uns sehr ähnlich. Das ist auch so, wenn wir gemeinsam mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Ich werde wahnsinnig, wenn Sachen herumliegen und nicht jedes Ding seinen Platz irgendwo hat.

Sebastian Bezzel: Das ist in einem Wohnmobil auch wichtig. Am Abend, bevor wir losfahren, wird sauber eingeräumt. Es ist dann auch mal ein bisschen unordentlich, was aber kein Problem ist, wenn jedes Ding seinen Platz hat. Da ist dann schnell aufgeräumt.

Das Wohnmobil ist für Ihre Doku-Reihe «Grenzgänger»?
Simon Schwarz:
Genau, das ist eine der erfolgreichsten Doku-Reihe im deutschen Fernsehen. Wir haben 12 Prozent Marktanteil im 3. Programm um 20.15 Uhr. Das muss man auch erst mal hinkriegen.

Sebastian Bezzel: Wir fahren mit dem Wohnmobil durch Bayern und treffen Leute, die interessante Sachen veranstalten oder spannende Geschichten zu erzählen haben. Das kann mal ein Öko-Bauer sein, der früher in einer ganz anderen Branche gearbeitet hat. Wir hatten auch schon mal einen männlichen Sopran-Sänger oder besuchten ein Hotel mit eigenem Kraftwerk. Das macht total Spaß, und man muss keinen Text lernen (lacht).

Schlafen Sie dann auch in den Wohnwagen?
Sebastian Bezzel:
Ja, aber es gibt zum Schlafen eine Zwischentür. Für die allererste Staffel übernachteten wir noch in Hotels. Aber dann kam Corona und wir waren jeder im eigenen Wohnwagen unterwegs. Das war während des ersten Lockdowns, wo es noch nicht mal Tests gab. Im darauffolgenden Jahr reichte uns einer. Da gab es ja dann schon Tests und wir waren eine sogenannte Infektionsgemeinschaft. Das wollte ich ja schon immer mal mit Simon sein (lacht).

Danke!

«Rehragout-Rendezvous» ist seit Donnerstag, den 10. August, im Kino.
14.08.2023 12:00 Uhr  •  Markus Tschiedert Kurz-URL: qmde.de/144302