«Indiana Jones 5»: Ein passender Sargnagel

Der vorerst letzte Film ist in die Kinos gekommen. Harrison Ford schlägt sich wacker, muss sich am Ende aber einem schlechten Drehbuch beugen.

In den 80er Jahren schrieb George Lucas zusammen mit Philip Kaufman und Jeff Menno Meyjes die insgesamt drei legendären «Indiana Jones»-Spielfilme, die von Steven Spielberg verfilmt wurden. Schließlich setzten sich Lucas, Spielberg und Jeff Nathanson zusammen, um einen vierten Teil zu realisieren. «Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels» lieferte ikonische Bilder, viele actionreiche Stunts und eine gute Story – bis auf das Ende. Ohnehin waren die letzten Minuten der Filmreihe nie wirklich ein Höhepunkt, bei «Indiana Jones» ist die Reise das Ziel.

Nach rund 15 Jahren Wartezeit haben Paramount und Disney den Film «Indiana Jones und das Rad des Schicksals» veröffentlicht. Der Film beginnt im Jahr 1944 und Indy (Harrison Ford) und sein aktueller Kollege Basil Shaw (Toby Jones) wollen die Heilige Lanze finden. Doch der Superheld wird verhaftet und soll noch vor der Abreise gehängt werden, also kämpft Indiana Jones buchstäblich um Kopf und Kragen. Shaw wird in einen Zug der Nazis gesperrt, der nach Berlin fährt. Mit an Bord ist der Astrophysiker Dr. Jürgen Voller (Mads Mikkelsen), der ein Teil der Antikythera besitzt. Es folgt eine typische Kampfszene wie in den vorherigen Filmen. Es wird im Zug gekämpft oder auch auf dem Zug, ein Tunnel ist immer dabei, wenn es der Handlung dienlich ist. Das ist nicht weiter schlimm, schließlich ist diese Art der Unterhaltung seit Jahren etabliert. Jones wird auch zu Beginn des neuen Films nicht erschlagen, das ist klar. Der verjüngte Schatzsucher sieht gut aus, aber die rund 30-minütige Szene ist Füllmaterial.

Danach wird es tragisch: Am Hunter College hält Dr. Jones seine letzte Vorlesung, danach wird er in den Ruhestand geschickt. Seine Frau Marion Ravenwood (Karen Allen) hat sich von ihm getrennt, nachdem ihr Sohn Mutt (Shia LaBeouf) im Vietnamkrieg gefallen ist. Jones ist frustriert. So hat man den Schatzsucher noch nie gesehen. Plötzlich taucht eine junge Studentin in der Vorlesung auf, die sich als Basils Tochter Helena (Phoebe Waller-Bridge) entpuppt, aber mit falschen Karten spielt. So muss sich Jones nicht nur mit einigen CIA-Agenten herumschlagen, sondern auch mit seiner Patentochter, die in kriminelle Machenschaften verwickelt ist.

Jones wird wegen mehrerer Morde gesucht und flieht nach Tanger, denn dort soll die Antikythera versteigert werden, die Jones und Pater Shaw vor den Nazis gerettet haben. Hier lernen wir auch Helenas Begleiter Teddy Kumar (Ethann Isidore) kennen, der bei der Auktion den Start einer Maschine simuliert. Der Zuschauer ahnt es schon: Das wird noch wichtig! Nach einer weiteren Auseinandersetzung nimmt Voller das Artefakt wieder an sich, bevor es weiter nach Griechenland geht. Dort soll auf dem Grund einer Fähre nach Alexandria ein Wegweiser liegen. Natürlich taucht Voller wieder auf, der seine Kollegen von der CIA überlistet hat. Nazis sind eben eiskalte Leute, soll suggeriert werden.

Schließlich fahren Jones, Shaw und Teddy mit einem kleinen Boot von der Ägäis nach Syrakus auf Sizilien. In der Stadt des Dionysos soll ein weiterer Teil von Antikythera liegen, und zwar im Grab des Archimedes (Nasser Memarzia). An dieser Stelle muss man aufhorchen, denn die meisten Rätsel bis hierher waren recht einfach und nur Dr. Jones konnte sie lösen. Ein Geheimgang in einer Touristenattraktion? Halten die Drehbuchautoren Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, David Koepp und James Mangold alle für bescheuert? Als ob es in einer Touristenattraktion auf Sizilien geheime Räume geben könnte, die selbst 1969 von den Einheimischen nicht entdeckt wurden.



Mit diesem Artefakt könne man durch die Zeit reisen, heißt es. Allerdings nicht spektakulär, sondern nur mit Hilfe von Luftlöchern im Himmel. Das ist übrigens auch das Problem von «Indiana Jones und das Rad des Schicksals». Es gibt einfach keine guten Bilder. Weder sieht Antikythera besonders beeindruckend aus noch können die Sets überzeugen. Allein im Vorgängerfilm, der von vielen Kinobesuchern kritisiert wurde, gab es zahlreiche ikonische Einstellungen: Jones kämpft in der Area51 auf den zahlreichen Artefaktkisten, Jones fährt mit seinem Sohn über den Campus oder Jones steigt im letzten Moment in den Kühlschrank, um einer Atombombe zu entkommen. Im ersten Teil musste Harrison Ford noch vor einer riesigen Kugel fliehen, im zweiten wollte man ihm in einem Tempel das Herz herausreißen und im dritten bekam er eine Unterschrift von Adolf Hitler. Nichts davon ist im fünften und letzten Teil zu sehen. Viele Szenen reihen sich aneinander. Die New Yorker Wohnung von Jones ist heruntergekommen, das Hunter College besteht nur aus langweiligen Räumen und auch Sizilien und Griechenland konnten nicht gut eingefangen werden. Die Höhlenszenen sind schwach, Regisseur James Mangold sind keine ikonischen Szenen gelungen.

«Indiana Jones und das Rad des Schicksals» ist kein schlechter Film, reicht aber bei weitem nicht an seine vier Vorgänger heran. Der neueste Harrison-Ford-Film ist ein mittelmäßiger Actionfilm ohne die typischen Indiana-Jones-Dialoge und ohne beeindruckende Actionszenen. Der Film wird zum Sargnagel der Franchise, da Story, Action, Dialoge und Effekte nicht über den Durchschnitt hinauskommen.
04.07.2023 11:40 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/143376