Vier Folgen der Reportage-Reihe sind seit Mitte Mai beim Streamingdienst Netflix abrufbar.
Barack Obama galt als Hoffnungsträger der modernen Politik nach der Ära Bush, doch seine Vorschusslorbeeren konnte er nicht vollends einlösen. Der Jurist erhielt bereits ein Jahr nach seiner Amtseinführung den Friedensnobelpreis, obwohl er bei vielen Konflikten nur als Beobachter auftrat. Er senkte die Arbeitslosenquote des Landes durch eine enorme Staatsverschuldung, die mehrfach zur Anhebung der Schuldenobergrenze führte. Obama-Care wurde mittelmäßig eingeführt, sodass das Programm seine Wirkung kaum entfalten konnte. Sechs Jahre nach dessen Amtszeit wirkt das Land gespaltener denn je, soziale Gerechtigkeit scheint in weiter Ferne gerückt. Nach seiner Präsidentschaft schloss er mit seiner Produktionsfirma Higher Ground einen Vertrag mit Netflix, seine Frau und er erhielten Millionen von einem Verlag und Spotify nahm das amerikanische Paar unter Vertrag. Innerhalb weniger Jahre soll er mit diesen drei Deals mehr als 300 Millionen Dollar verdient haben.
Die Serie beginnt mit Elba, einer Reinigungskraft im New Yorker Hotel „The Pierre“. Eine Hochzeitsgesellschaft kehrt ein, ein anderer Gast wünscht eine andere Matratze. Die vielen Angestellten verdienen nicht viel, aber sie müssen den Übernachtungsgästen jeden Wunsch von den Lippen ablesen und so schnell wie möglich erfüllen. Elba zum Beispiel ist eine interessante Persönlichkeit, denn sie kam vor über 22 Jahren nach Amerika und konnte anfangs kein Wort Englisch. Dass die Vereinigten Staaten von Amerika seit Jahrzehnten illegale Einwanderung ermöglichen, aber keine kostenlosen Sprachkurse anbieten, bleibt natürlich unerwähnt. Vielleicht hat das auch wieder mit dem Riesenproblem der Verantwortlichen hinter der Kamera zu tun. Die Produktionsfirma Higher Ground gehört dem ehemaligen US-Präsidenten, der diese Probleme in seinen acht Amtsjahren natürlich auch nicht in den Griff bekommen hat. Stattdessen werden überflüssige Details in den Vordergrund gestellt: Gäste, denen sie auf dem Flur begegnet und die sie begrüßt, antworten oft nicht. Elba weist darauf hin, dass diese Leute zwar reicher und besser gekleidet seien, aber keine besseren Menschen. Man merkt, woher der Wind in diesem Dokumentarfilm weht.
Schnitt – und schon sieht man Randi vor ihrem Auto. Dort gibt sie ihrer Tochter gerade das Fläschchen. Ein Kindergartenplatz in den Vereinigten Staaten von Amerika? Gibt es so etwas nicht? Wo war die Tochter während der ihre Mutter die Rentnerin betreut hat? Allein im Auto? Fragen, die der Dokumentarfilm nicht beantwortet. Schließlich stehen die vorwiegend People of Color in schlecht bezahlten Jobs im Vordergrund, an dieser Gesellschaftsschicht soll schließlich keine Kritik geübt werden. Aber das ist kein Bild, das man als seriöse Dokumentation vermitteln kann. Die Dokumentation lässt entscheidende Fragen weg und dehnt uninteressantes Material.
In den späteren Episoden trifft Obama zum Beispiel die Vorgesetzten der dieser Geringverdiener-Jobs. Er unterhält sich mit dem Besitzer des La-Pierre-Hotels Natarajan Chandrasekaran, der Gründerin von „At Home Car“ Jeanette und dem Entwickler des selbstfahrenden Autos Aurora. Man könnte meinen, «Working» sei am Reißbrett geplant worden: Weil Obama die Gründer treffen wollte, schaute man sich die Ebenen unterhalb der Chefetage an.