Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal geht es um die Kürzung von «Volles Haus!», das recht kurzfristig gerafft wird. Ist Ingo Lenßen aber eine gute Lösung?
Mit großem Brimborium hatte Sat.1 Ende Februar den langersehnten Neustart «Volles Haus!» auf Sendung gebracht. Obwohl die Vorlaufzeit erheblich war, blieben bereits zu Beginn einige Fragen offen. Zunächst hatte man nur Jasmin Wagner und Jochen Schropp als Moderationsduo angekündigt, aufgrund einer Erkrankung wurde Chris Wackert schnell als weiteres Team-Mitglied präsentiert, dazu gesellten sich Britt Hagedorn und Madeleine Wehle. Von langer Hand geplant wirkte dies alles nicht, was sich auch auf den Inhalt der versprochenen „Alles-in-einer-Show“ anzumerken war. Vieles war halbherzig umgesetzt, wöchentlich wurde der Sendungsablauf verändert. Inzwischen startet die Sendung ohne Begrüßung oder Vorspann direkt mit einem Blaulicht-Format, das Rettungssanitäter bei der Arbeit begleitet. Es scheint, als wolle man den Übergang von der Scripted Reality «Klinik am Südring» zu «Volles Haus» gar nicht aktiv gestalten. Wohlgemerkt wollte sich der Sender eigentlich von den Scripted Realitys trennen, mit der nun angekündigten Sommerprogrammierung, in der «Lenßen übernimmt» mit alten Folgen die 18-Uhr-Stunde füllen soll, ist dieser Schritt wieder in weite Ferne gerückt.
Dazu sei aber gesagt, dass die Werte einer dreistündigen Sendung am Nachmittag nur bedingt aussagekräftig sind, da die Zuschauerfluktuation zwischen 16:00 und 19:00 Uhr natürlich erheblich ist und es sich bei den täglichen Daten nur um Durchschnittswerte handelt. Dennoch ist das Ergebnis alles andere als zufriedenstellend. Nun kürzt man die Sendung auf zwei Stunden, das Publikum darf sich ab dem kommenden Montag auf einen neuen Aufbau freuen, denn das mit ebenfalls großem Getrommel eingebaute Promi-Magazin «Bunte – live», das seinen festen Platz um 18:00 Uhr hatte, wird dann in die 17-Uhr-Stunde rutschen. Ab 17:30 Uhr übernehmen aber bekanntlich auch die Regionalmagazine in einzelnen Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Nun soll «Lenßen übernimmt» mit alten Folgen den Vorabend kostengünstig füllen. Dass damit durchaus gute Werte erzielt werden können, ist unbestritten. Doch der Vorlauf von «Lenßen übernimmt» ist eben nicht «Lenßen übernimmt», sondern «Volles Haus!». Es ist fraglich, ob die Quoten durch die Verknappung der Sendezeit steigen werden. Schlechter kann es jedenfalls kaum laufen, womit dann auch schon ein Gewinner feststehen dürfte: Ulla Kock am Brink und «Die perfekte Minute». Die Gameshow litt zuletzt arg unter dem miserablen Vorlauf, weshalb es auch hier nur bergauf gehen kann. Sollte das Sommer-Experiment, das bis in den „späten Sommer“ andauern soll, glücken, ist es sehr unwahrscheinlich, dass «Volles Haus!» im September wieder ausgedehnt wird. Zumal Sat.1 auch eine neue Vorabend-Serie plant, die prädestiniert für die 18-Uhr-Stunde scheint, da man so zumindest den RTL-Erfolgsgaranten «Alles was zählt» und «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» aus dem Weg ginge. Stellt sich nur die Frage, wie sehr sich das Sat.1-Publikum nach Jahren der fiktionalen Dürre nach Serienstoff sehnt.