Die Kritiker: «Ein Schritt zum Abgrund»

Petra Schmidt-Schaller spielt in einem Event-Dreistünder eine betrogene Ehefrau. Alles nur ein Aprilscherz der ARD?

Stab

Darsteller: Petra Schmidt-Schaller, Florian Stetter, Tilda Wunderlich, Johann von Bülow, Tessa Mittelstaedt, Anna Loos, Neda Rahmanian, Valerie Huber, Merle Collet
Regie: Alexander Dierbach
Drehbuch: Britta Stöckle
Musik: Fabian Römer
Casting: Iris Baumüller
Jana (Petra Schmidt-Schaller) sucht im Leben eigentlich nicht das Haar in der Suppe. Aber als sie auf der Kleidung ihres Ehemannes (Florian Stetter) ein langes blondes Haar findet, wird sie stutzig – und daran entzündet sich schließlich eine Familientragödie, die mit allen Wassern gewaschen ist. Denn für Jana steht fest: Ihr Mann betrügt sie.

So beginnt der Vierteiler «Ein Schritt zum Abgrund», den das Erste direkt zum Event ausgerufen hat. Das ergibt vielleicht Sinn, wenn man dieses Format allein auf Hauptdarstellerin Petra Schmidt-Schaller reduzieren möchte, die als unbestrittener Zuschauermagnet sicherlich viele Menschen vor dem Fernseher versammeln kann. Aber kann man die beliebige Geschichte einer gehörnten Frau und ihres selbstgerechten Mannes in der Mid-Life Crisis, der zur Überraschung der Familie ein Doppelleben führt, gleich zum großen TV-Ereignis hochstilisieren? Das klingt schon auf den ersten Blick eher nach übereifrigem Marketing als nach gutem Fernsehen.

Ein Eindruck, der sich leider schnell bestätigt: Denn die Geschichte um das Leben von Jana Hansen, einer erfolgreichen Ärztin, Ehefrau und Mutter, die ihr Leben genau nach ihren Vorstellungen aufgebaut hat und nun zusehen muss, wie es peu à peu vor ihren Augen einstürzt, weil ihr Ehemann offensichtlich die Kontrolle über sein Geschlechtsteil verloren hat, bietet nur wenige erinnerungswürdige Momente.

Klar, «Ein Schritt zum Abgrund» versucht durch sein langsames Vorarbeiten durch erste Zweifel über die vollendete Überzeugung bis hin zu den eiskalten Racheplänen eine psychologische Entwicklung bei seiner Hauptfigur zu zeichnen, die den Zuschauer mit wohldosierten Spannungselementen bei der Stange halten soll. Doch leider werden die Charaktere in der Serie nicht gut genug entwickelt, um wirklich eine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen zu können: Jana ist eine unabhängige Frau, aber für eine Ärztin, die mitten im Leben steht, wirkt sie manchmal doch zu naiv. Ihr Mann Christian wird ebenfalls oberflächlich dargestellt und es ist schwer, von der ersten Minute an auch nur die geringste Sympathie für ihn zu empfinden, vor allem da sich sein Handeln aus immer niederträchtigeren Motiven zu speisen scheint.

So bleibt ein weiteres Mal Petra Schmidt-Schaller in der Hauptrolle als einziges Zugpferd, der es erneut gelingt, von der ersten Minute an die Sympathien des Publikums auf ihre Seite zu ziehen. Das mag man nun nicht großes, künstlerisches Schauspiel nennen, aber es erfüllt doch punktgenau die Anforderungen, die dieser Vierteiler offensichtlich an sich selbst stellt. Doch die zu bemühte, nordisch-herbe Inszenierung sowie ein weitgehend vorhersehbares Drehbuch und die Abwesenheit wirklich neuer, prägender Motive machen dieses langweilige Event leider zu einem vergessenswerten Fernsehfilm in Überlänge.

Der Vierteiler «Ein Schritt zum Abgrund» wird am Samstag, den 1. April um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
28.03.2023 11:20 Uhr  •  Oliver Alexander Kurz-URL: qmde.de/141143