Buchclub: ‚Die Träume anderer Leute‘

Die ehemalige Frontfrau von „Wir sind Helden“ hat inzwischen eine Biografie veröffentlicht.

Judith Holofernes hat mit dem Buch «Die Träume anderer Leute» einen Bestseller geschrieben. Das 416-Seiten starke Werk ist bei Kiepenheuer & Witsch im September 2022 erschienen und hat sogleich große Beachtung durch die Medien im gesamten deutschsprachigen Raum gefunden. Die Rezensionen sind überwiegend wohlwollend bis sehr positiv ausgefallen. Auf der letzten Frankfurter Buchmesse stellte die Autorin den Band persönlich vor. Während verschiedener Interviews legte sie dort auch ihre Beweggründe offen, wie es zur Niederschrift kam.

Mit dem Band präsentiert die 46-jährige Autorin frühzeitig ihre Memoiren. Der Buchtitel «Die Träume anderer Leute» stammt vom gleichnamigen Lied der deutschen Pop-Rock-Band "Wir sind Helden". Der Titel deutet bereits auf poetische Weise die Zerrissenheit an, die Holofernes in ihrem Leben immer stärker zu plagen begann und worüber ihre episodenhaften Berichte im Buch anschaulich Zeugnis abgeben. Bekanntermaßen stand Holofernes, die bürgerlich eigentlich Judith Holfelder-Roy heißt, der äußerst erfolgreichen deutschen Musiker-Gruppe "Wir sind Helden" als Frontfrau und Sängerin vor. Sie schrieb auch deren Liedtexte.

Die Lebenserinnerungen, die Holofernes im Buch preisgibt, decken vor allem die letzten aktiven Jahre jener Band ab bis hin zur Zeit der Niederschrift des Buchmanuskripts. Es umfasst also einen Zeitraum von ungefähr 15 Jahren. Wer gehofft hat, dass sich Holofernes hauptsächlich auf ihre Geschichte während der aktiven Zeit von "Wir sind Helden" konzentriert, muss leider enttäuscht werden. Natürlich gewährt sie der Leserschaft einige interessante Einblicke in jene Zeit. Aber schwergewichtig präsentiert die Autorin ihren Lebens- und Befindlichkeitsbericht erst ab dem Jahr 2012, als die Band gerade auf Eis gelegt worden war.

Holofernes berichtet, wie sie zusammen mit ihrem Ehemann Pola Roy das Popstarleben mit dem Familienleben unter einen Hut zu bringen versuchte. Rückblickend muss sie sich dabei ihr Scheitern eingestehen. Nach dem Ende der Band schlug Holofernes eine Solokarriere ein, worüber sie in «Die Träume anderer Leute» ausführlich schreibt und sich aber erneut eingestehen muss, dass dieses Leben für sie nicht das Richtige sei. Sie erzählt ausführlich von ihren teils gravierenden gesundheitlichen Problemen, ihrer Suche nach Befreiung, Selbstfindung und Heilung.

Anschaulich beschreibt die Autorin, wie sie als gefeierter Musik- und Medienstar damit umging, das Rampenlicht von einem Tag auf den anderen zu verlassen, um ihres Wegs abseits ständiger Aufmerksamkeit durch Medien und Fans zu gehen. Sie schildert, wie sie sich als 'normale' Ehefrau und Mutter zweier Kinder wiederfindet. Im Buch erfahren wir außerdem, wie Holofernes sich ihr Künstlerinnenleben durch einen exklusiven Kreis treuer Anhänger über eine Internet-Crowdfunding-Plattform finanzieren lässt abseits des großen Musik-Geschäfts.
28.03.2023 12:10 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/141055