ZDF setzt «ZDFzoom» als «Die Spur» fort

Der Markenname wurde bereits im vergangenen Jahr getestet und soll nun speziell für die ZDFmediathek entwickelt werden. Zentraler Baustein ist die „forensische Recherche“.

Im Mai 2011 führte das ZDF das Dokumentations- und Reportageformat «ZDFzoom» ein, da sich das ZDF inzwischen aber etwas verjüngen möchte, hält man die Sendermarke offenbar für überholt. Stattdessen führt man ab dem 19. April «Die Spur» als dauerhafte Besetzung für den Sendeplatz am Mittwochabend um 22:45 Uhr ein. «Die Spur» ging aus einer dreiteiligen Testphase im vergangenen Jahr hervor, zu der auch die Sendereihen «Digital Empire» und «Grauzone» zählten. «Die Spur» schnitt beim jungen Publikum im Schnitt am besten ab, nur gegen das Europa-League-Finale sank der Marktanteil auf 2,4 Prozent. Die anderen vier Ausgaben bewegten sich stets über dem Senderschnitt.

„Wir wollen vor allem jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer erreichen, die in einer immer komplexeren Welt nach Orientierung suchen. Die Hintergründe und Zusammenhänge erfahren wollen, die sie weiterbringen. Was wir berichten, soll Gesprächsstoff bieten, zum Nachdenken anregen und zum Mitreden befähigen. Unser Ziel ist es, unsere journalistische Stärke noch stärker in den Vordergrund zu rücken, mit transparenter Recherche zu überzeugen und damit aktiv zur Akzeptanz des ZDF in den jüngeren Zielgruppen und zum Prozess ‚Ein ZDF für Alle‘ beizutragen“, erklärt Markus Wenniges, Leiter der Redaktion Dokumentationen in der Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen. Ausgegeben Zielgruppe sind Menschen zwischen 30 und 40 Jahren.

«Die Spur» stelle sich deshalb „konsequent crossmedial“ auf und setze auf „innovative Dokus und Dokuserien“, so Wenniges. Die Ansprache sei „direkt und auf Augenhöhe“. Das Format setzt bei der Aufbereitung der Themen auf die sogenannte „forensische Recherche“. Angelehnt an kriminalistische Ermittlungen, nutzen die Journalisten digitale Analysemethoden. Man arbeite „stärker und konsequenter als jedes andere Dokuformat“ mit Open-Source-Intelligence (OSINT), recherchiere in Datenbanken und mit Methoden der Bild- und Kontextanalyse, heißt es in der Beschreibung des ZDF. Die Journalisten suchen nach Zusammenhängen, stellen Verbindungen her und rekonstruieren digitale Netzwerke. Mit Hilfe von Satellitenbildern, Fotos oder Spuren im Internet vollziehen sie einzelne Ereignisse sowie langfristige Entwicklungen nach. Dazu arbeitet die Redaktion mit versierten Datenjournalisten zusammen. Hinter der Produktion steht unter anderem K2H, Bewegte Zeiten, Sendefähig, me:works, Drive Beta und Spiegel TV.

Die ersten Sendungen drehen sich um die Themen „Juicy Fields – Der große Cannabis-Betrug“ (Arbeitstitel, 19. April), „Die neuen Heilsbringer – Coaches, Lebenskrisen und das große Geld“ (Arbeitstitel, 26. April) sowie „Dreckige Deals – Wie kriminelle Müllhändler deutsche Abfälle in Osteuropa verschwinden lassen“ (Arbeitstitel, 3. Mai). In jeder Folge rekonstruiert ein Team aus zwei Journalisten Geschichten und Missstände, spürt Verantwortliche auf, zeichnet ein Gesamtbild mit dem Ziel, keine Fragen offenzulassen. Dabei recherchieren sie vor Ort, investigativ, datengetrieben und digital.

Die Redaktion „Dokumentationen“ der ZDF-Chefredaktion plant zudem neben dem wöchentlichen Format regelmäßig investigative, gesellschaftspolitische Dokuserien für die ZDFmediathek mit einer Verankerung im linearen TV-Programm zu produzieren. Das soll der Redaktion die Möglichkeit geben zu entscheiden, welche Recherche für eine Folge «Die Spur» oder für eine Serie trägt. Den Auftakt bildet am 10. Mai die Dokuserie «Geständnisse eines Neonazis», die als Dreiteiler in der ZDFmediathek und im linearen TV veröffentlicht wird.
16.03.2023 12:37 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/140923