Die Kritiker: «Nord Nord Mord - Sievers und der große Knall»

Ein großer Knall erschüttert die Insel: Kann das Team des Nord-Krimis den Fall lösen?

Stab

Darsteller: Peter Heinrich Brix, Julia Brendler, Oliver Wnuk, Victoria Trauttmansdorff, Irina Potapenko, Justus Johanssen
Drehbuch: Berno Kürten
Schnitt: Friederike Dörffler
Kamera: Martin Neumeyer
Regie: Ole Zapatka
Szenenbild: Anna Alaeddine
Ton: Benjamin Schubert
Irgendwie sind alle übermüdet in der neuen Folge von «Nord Nord Mord», die das ZDF am kommenden Montagabend ausstrahlen wird. Zumindest bei Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) ist der Grund dafür offensichtlich. Denn er schlägt sich gerade die Nächte mit einem Online-Kurs der Polizei von Los Angeles um die Ohren, mit dessen Erkenntnissen zur Epigenetik er gerade die gesamte Truppe seiner Kollegen auf Sylt nervt. Doch seine Schlaflosigkeit hat noch einen anderen Grund: Seine Investitionen in Kryptowährungen haben zu horrenden Verlusten geführt und er ist nun gezwungen, seine Kollegen um Geld anzupumpen, um sich in der nächsten Zeit zumindest einigermaßen über Wasser halten zu können. Denn derzeit verbringt er die Nächte zusammen mit Ina (Julia Brendler) auf einem Camping-Platz, nachdem die gemeinsame Wohnung wegen eines Wasserschadens derzeit unbewohnbar ist.

Der Fall, den es in «Nord Nord Mord – Sievers und der große Knall» zu lösen gilt, ist dabei relativ verworren und führt ziemlich undurchsichtig vom Hundertsten ins Tausendste: Der Fund des ermordeten Friedel Tanner neben seinem Oldtimer scheint zunächst nichts mit einem anderen Unglück zu tun zu haben, das die Insel erschüttert hat. Doch als sich herausstellt, dass zwei blinde Passagiere von einem Tanker über Bord geworfen wurden, die aus demselben Ort in Russland wie die Freundin von Tanners Gärtners stammen, scheint es irgendeine mysteriöse Verbindung zu geben.

Während Hinnerk Feldmann versucht, sein konfuses Privatleben zu ordnen und nebenbei halbherzig den Fall bearbeitet, konzentrieren sich Ina Behrendsen und Carl Sievers (Peter Heinrich Brix) zunehmend auf die Witwe des Opfers, Regula Frey (Miriam Maertens). Diese gibt zu, dass ihr Mann Anteilseigner des Containerschiffes war, auf dem das Verbrechen stattfand. Die Familie der beiden Ertrunkenen schwor Rache, als niemand für die Tat bestraft wurde, und tötete den Kapitän des Schiffes und zwei Anteilseigner. Regulas Mann hätte der Dritte sein sollen und hatte sich aus Angst vor seiner sicheren Ermordung unter falschem Namen auf Sylt versteckt.

Nicht erst mit dieser allzu waghalsigen Wendung eröffnet «Nord Nord Mord – Sievers und der große Knall» zu viele Nebenschauplätze, die von eher verworrenen Zusammenhängen geprägt sind – eine inhaltliche Komplexität, die sich mit der Behäbigkeit des Erzählrhythmus und der Trantütigkeit der Ermittlerfiguren nicht gerade stimmig auflösen lässt. Mit Oliver Wnuk als kryptowährungsgeplagtem Polizisten, der aus lauter Verzweiflung dem Wohnmobilverleiher die Steuerfahndung auf den Hals hetzen will, Peter Heinrich Brix als altväterlichem Chef, der die kalifornischen Polizeipsychologie-Seminaren seines Untergebenen eher befremdlich findet, und Julia Brendler, die für die absurden Lebensentscheidungen ihres Partners nur Fassungslosigkeit übrig hat, treffen mit ihrem Spiel zwar jeweils den Nagel auf den Kopf, hätten mit etwas weniger Stereotypen aber deutlich besser glänzen können.

Der Film «Nord Nord Mord – Sievers und der große Knall» ist am Montag, den 27. Februar um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
25.02.2023 11:20 Uhr  •  Oliver Alexander Kurz-URL: qmde.de/140517