Der Streamingdienst Netflix hat eine Fernsehserie aus Kuwait im Portfolio. Die Geschichte hat zwar arabische Züge, könnte aber genauso gut in Europa spielen.
Netflix bietet seinen Abonnenten die Möglichkeit, in andere Kulturen einzutauchen. Dabei hat der Streamingdienst eher aus der Not eine Tugend gemacht: Um sich gegen die Konkurrenz aus den Vereinigten Staaten von Amerika zu wappnen, wurden zahlreiche regionale Ableger gegründet, die weltweit interessante Geschichten sammeln sollen.
Hier beginnt die Geschichte von Farida, die von Hasti Bakian hervorragend verkörpert wird. Nach der Scheidung erfährt sie, dass ihr Ex-Mann Mann Omar (Abdullah Bahman) zwei Jahre keine Schulgebühren zahlte. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass eine Privatschule jahrelang keine Gebühren anmahnt, doch der Schock sitzt zunächst tief: Die mittellose Hausfrau, die bei ihren Eltern eingezogen ist, soll 700 kuwaitische Dinar zahlen. Schon in den 80er Jahren waren das umgerechnet fast unbezahlbare 2.400 Euro. Das gute Leben von Tochter Jood (Ryan Dashti) ist in Gefahr und die Mutter will das verhindern. Die Handlung zeigt aber auch ein weit verbreitetes Frauenbild der 80er Jahre – egal ob in Kuwait oder Westeuropa: Der Mann hat Recht. Das akzeptiert auch die höfliche, aber strenge Rektorin.
Nachdem Farida durch eine Versteigerung – man hätte es natürlich ahnen können – in weitere finanzielle Schwierigkeiten gerät, muss sie arbeiten gehen, um nicht in der Gesellschaft verspottet zu werden. Nach einer Begegnung mit ihrem Ex-Mann, der ihr mitteilt, dass ihr Vater sie für die Scheidung freikaufen müsse, lässt sie sich auf Yaras Deal ein: Omar ist Pressesprecher einer Reederei und kennt daher vertrauliche Details. Die alleinerziehende Mutter schmuggelt sich in das Büro ihres Ex-Mannes und stößt dort auf zahlreiche Insiderinformationen. Natürlich kann Munira daraus Kapital schlagen und ihrer Nichte das Schulgeld bezahlen. Produzentin und Autorin Nadia Ahmad geht etwas unkritisch damit um, dass der strafbare Insiderhandel hier sehr positiv dargestellt wird.
Außerdem stehen auch die Frauen im optischen Vordergrund. Die Männer tragen meist eine Dishdasha und rücken somit trotz Überzahl als Statisten in den Hintergrund. Das Bild wird mit adretten Damen aufgehübscht. Netflix-Abonnenten fühlen sich an «Bridgerton» erinnert, die Ausstattung der Kostüme ist opulent, gewaltig, farbenfroh und sehr abwechslungsreich. Während amerikanische Stoffe aus den 80er Jahren eine eher triste Aufmachung haben, wie das kürzlich gestartete Drama «The Offer» über Paramount Pictures, ist das Produktionsdesign wirklich hervorragend.