WM 2022 weiter deutlich unter dem Niveau vergangener Turniere

Am Abend schalteten nur etwas mehr als vier Millionen Menschen das Spiel zwischen USA und Wales ein. Am Nachmittag bewegte sich das ZDF trotz WM-Fußball auf dem Niveau der üblichen «Rosenheim-Cops»-Folgen.

Die umstrittenste Fußball-Weltmeisterschaft ist am Montag um ein Kapitel reicher geworden, denn der korrupte Fußball-Weltverband FIFA unterband das Tragen der „One Love“-Kapitänsbinde, die mehrere europäische Verbände tragen wollten, um ein Zeichen für Diversität und Menschenrechte zu setzen. Da den Kapitänen aber eine Strafe angedroht wurde, verzichteten diese. Englands Kapitän Harry Kane lief deshalb mit einer von der FIFA bereitgestellten Binde mit der Aufschrift „No Discrimination“ auf. Die Kritik verteilte sich sowohl auf die FIFA als auch auf die Verbände selbst, die mit dem Verzicht auf ihre Zeichen kein Rückgrat bewiesen.

Das Sportliche rückte angesichts der Diskussionen in den Hintergrund, was auch daran lag, dass die iranische Nationalmannschaft, die gegen England mit 2:6 verlor, beim Singen der Nationalhymnen schwieg – als Zeichen des Prostest gegen die heimische Regierung, die seit Wochen die Frauenprostete gewaltsam niederschlägt. Laut ZDF-Berichterstattung habe dadurch das iranische Staatsfernsehen die Live-Übertragung kurzzeitig unterbrochen, wie ZDF-Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein in der Halbzeitpause erklärte. In Deutschland blieb das ZDF selbstredend auf Sendung, 3,03 Millionen Menschen schalteten ein, der Marktanteil ab 14:00 Uhr belief sich auf 28,3 Prozent. 0,52 Millionen junge Zuschauer sahen das erste Spiel der Gruppe B, bei den 14- bis 49-Jährigen wurde ein Marktanteil von 27,6 Prozent ausgewiesen. Beim Gesamtpublikum lag der Mainzer Sender damit auf dem herkömmlichen Niveau, das sonst mit alten «Die Rosenheim-Cops»-Folgen erreicht wird.

Das ZDF zeigte auch die beiden weiteren Spiele des Tages. Um 17:00 Uhr schlug die Niederlande die Mannschaft aus dem Senegal mit 2:0. Die Reichweite stieg auf 4,23 Millionen Zuschauer, darunter 0,94 Millionen Jüngere. Mit Marktanteilen von 23,6 Prozent bei allen und 26,6 Prozent bei den Jüngeren bewegte sich das ZDF weiterhin weit über dem üblichen Senderschnitt, allerdings verbuchten die Nachmittagsspiele 2018 deutlich höhere Quoten. Am zweiten WM-Tag 2018 – ein Freitag – sahen damals die Spiele Ägypten gegen Uruguay und Marokko gegen Iran 4,40 beziehungsweise 5,97 Millionen Menschen. Die Marktanteile lagen bei 38,1 und 39,4 respektive 40,4 und 42,9 Prozent.

Das Abendspiel am 15. Juni 2018 zwischen Portugal und Spanien sahen 13,17 Millionen, die Übertragung aus Sotschi kam auf Marktanteile von 46,4 und 55,9 Prozent. Diesmal spielten am zweiten Turniertag ab 20:00 Uhr USA und Wales, wobei keine Mannschaft am Ende siegreich war. Für wesentlich mehr Schlagzeilen als das Spiel sorgte ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann, die in Regenbogen-Shirt und -Binde im Stadion am Mikrofon saß. 4,35 Millionen Zuschauer verfolgten am heimischen Fernseher die Partie aus al-Rayyan. Der Marktanteil während der zwei Halbzeiten wurde auf für ZDF-Verhältnisse durchschnittliche 16,0 Prozent beziffert. Beim jungen Publikum verbuchte das ZDF 1,19 Millionen Zuschauer und 18,6 Prozent.
22.11.2022 14:00 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/138371