Buchclub: ‚Guten Abend, meine Damen und Herren‘

Die ehemalige «Tagesschau»-Sprecherin Dagmar Berghoff hat sich mit Constantin Schreiber zusammen gesetzt.

Dagmar Berghoff war die erste Frau, die in der «Tagesschau» vor der Kamera wirkte. Von 1976 bis 1999 wurde sie zur «Mrs. Tagesschau» und war der ganzen Republik bekannt. Jetzt hat sie ein Buch veröffentlicht über ihr Leben, in dem die Zeit bei der «Tagesschau» natürlich einen prominenten Platz einnimmt. Doch die Inhalte ihres Buches mit dem Titel "Guten Abend, meine Damen und Herren" - Untertitel "Ein Gespräch über die Liebe, das Leben, Glück und die Nachrichten" - gehen weit über diese Tätigkeit hinaus. Von ihrer Kindheit bis zu späteren Schicksalsschlägen erfährt man viel über die Vita einer Frau, die in Deutschland (Medien-) Geschichte geschrieben hat - und nun auch ein Buch.

Eher Interview als Biografie
Geplant war das eigentlich gar nicht gewesen. Dagmar Berghoff hatte zufällig in der Zeitung gelesen, dass Constantin Schreiber sie immer als Vorbild gesehen habe. Daraufhin lud Berghoff den aktuellen Sprecher der «Tagesschau» zu sich nach Hause ein. Es entwickelten sich ausführliche Gespräche über Berghoffs Leben, sodass die Idee aufkam, das alles zu veröffentlichen. Insofern besteht das Buch eher aus einem verschriftlichten Interview, als dass Berghoff selbst über sich geschrieben hätte. Nichtsdestoweniger entstand ein lesenswertes und umfassendes Werk über die Laufbahn einer Nachkriegsfrau.

Kindheit in Armut
Geboren wurde sie 1943 in Berlin, zog nach dem Krieg mit ihren Eltern nach Ahrensburg bei Hamburg. Der Suizid ihrer Mutter, als Berghoff erst sechs Jahre alt war, hat sie dieser bis heute nicht verziehen. Und so ist man schon zu Beginn des Buches in einem Leben, in dem nicht alles so geradlinig lief, wie sie stets vor der Kamera wirkte. Sehr arm seien sie damals gewesen und hätten zuerst nur in "Baracken" gelebt, was allerdings nach dem Krieg keine Seltenheit war. Immerhin schaffte sie nach ihrem Abitur auch noch, die Schauspielschule in Hamburg zu absolvieren. Von 1967 bis 1976 wirkte sie dann als Fernsehansagerin und Hörfunksprecherin beim Südwestrundfunk in Baden-Baden.

Zeit bei der Tagesschau
Ihre angenehme Stimme war Karl-Heinz Köpcke aufgefallen, der sie dann als erste Frau zur «Tagesschau» holte. Anschließend parliert sie auch über Sexismus, den sie persönlich in der Redaktion nie erlebt habe, über den heutigen Feminismus und natürlich kommen zahlreiche Anekdoten zur Sprache. So wie jene, als sie von Prince Charles angeflirtet wurde. Und wie sie mal in der Öffentlichkeit erkannt und mal auch verwechselt wurde. Nach dem Tod ihres Mannes erlebte sie erneute krisenhafte Zeiten, die sie aber ebenfalls überstand. Ein umfangreicher Rückblick auf ein volles Leben.
15.11.2022 11:44 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/138200