Emily Cox: ‚Die Melodien gehen einfach nie wieder aus dem Kopf‘
Am Samstagabend ist die Schauspielerin, bekannt aus «The Last Kingdom» in «Steirerstern» zu sehen. Dort singt sie auch Volksmusik-Songs.
Hallo Frau Cox. Vielen Dank für Ihre Zeit. Sie haben eine interessante Vita vorzuweisen. Sie sind Britin, sind aber in Österreich aufgewachsen und haben eine irische Staatsbürgerschaft. Außerdem pendeln Sie zwischen Wien und Berlin. Was ist denn für Sie Heimat?
(lacht) Ich pendele ehrlich gesagt durch ganz Europa - ich bin immer dort, wo ich gerade drehe. Letztes Jahr war das zum Beispiel Budapest, München, Prag, Zürich, Steiermark. In Wien und Berlin wo ich eigentlich lebe, war ich nur ganz kurz. Heimat ist für mich, wo die mir nahen Menschen sind. Zum Glück habe ich in den meisten dieser Städte Menschen, dir mir wichtig sind. So kann ich mich an vielen Orten zuhause fühlen.
Ihre Eltern sind Pianisten, war es für Sie nicht spannend, ebenfalls perfekt Klavier spielen zu können?
Meine Eltern sind beide Pianisten, das stimmt. Als kleines Kind habe ich gedacht, jeder der erwachsen ist, kann Klavier spielen - das ist so etwas wie Auto fahren…. Weil alle Erwachsenen in meiner Welt Klavier spielen konnten. Ich sag immer, dass ich nicht spielen kann, weil ich das im Vergleich zu meinen Eltern so sehe. Letztens musste ich am Set ein Stück am Klavier spielen, und einige kamen danach her und meinten, wie toll ich spiele. Das hat mich extrem überrascht, weil ich das überhaupt nicht so empfinde und weil es wirklich nicht stimmt. (lacht)
«The Last Kingdom» wurde nach fünf Staffeln bei BBC America und Netflix beendet. Hat Ihnen die Zeit am Set Spaß gemacht?
Die Zeit am Set von «The Last Kingdom» hat total großen Spaß gemacht. Wir haben fünf Staffeln in Budapest gedreht, und da wächst man sowohl mit den anderen Schauspielern als auch dem Team wirklich sehr zusammen. Das war wahnsinnig schön.
Außerdem haben wir die meiste Zeit draußen, in der Natur gedreht. Ich würde am liebsten immer so viel Zeit draußen, an der frischen Luft verbringen. Der größte Unterschied zu heimischen Sets war die Größe und die Anzahl der Leuten. Bei uns sind meist so um die 50 Menschen involviert, dort waren es um die 500. Lustigerweise, hat sich das Drehen aber kaum anders angefühlt als hier. Außer, dass wir meistens mit mindestens drei Kameras gleichzeitig gederht haben…. Die Essenz war gleich. Alle versuchen, möglichst spannend und berührend eine gute Geschichte zu erzählen.
Sie haben sich nach der ersten Staffel selbst synchronisiert. War es spannend, sich selbst neu zu vertonen?
Abgesehen von Zeichentrick- Filmen, schaue ich selbst eigentlich nie synchronisierte Filme , da ich finde, dass da ein großer Teil der ursprünglichen Natürlichkeit der Schauspieler verloren geht. Für mich ist die Grundlage von Schauspiel eine Verbindung zum Partner, eine Ehrlichkeit dem Moment gegenüber, und eine gewisse Freiheit - all das ist im Tonstudio, wo man allein vor einem Bildschirm steht, und dann sprechen muss, wenn eine Lampe angeht, wie ich finde, nicht gegeben.
Ich habe großen Respekt vor Kolleginnen und Kollegen, die im Synchronstudio arbeiten, da sie genau das liefern, was da gefordert wird. Die machen das großartig. Nichtsdestotrotz, würde ich mir aber wünschen, dass auch hierzulande Filme im Fernsehen viel mehr im Original mit Untertiteln gezeigt werden - wie in den nordischen Ländern zum Beispiel. Für mich war es eine Herausforderung, «Last Kingdom» zu synchronisieren, da ich wusste, dass es in meinen Augen weniger gut wird als das Original. Nichtsdestotrotz, wollte ich meine Figur Brida unbedingt selbst synchronisieren, da ich es spannend fand, zu sehen, was sich ändert, wenn Brida plötzlich Deutsche ist.
Im neuen «Steirerstern» wirken Sie als Volksmusikerin Jana mit, die mit ihrer lesbischen Liebesbeziehung Auslöser für einen Mord ist.
Im neuen «Steirerstern» spiele ich Jana, eine Volksmusikerin, die am Anfang des Films bereit dazu ist, ihrem Herzen zu folgen, und das Leben zu leben, das sie wirklich, wirklich leben will. Kurz bevor sie ganz aus ihrem Korsett ausbricht, stirbt ihre neue Liebe Alex. Wer sie umgebracht hat, ist Thema des Films. Die Fernsehzuschauer können sich darauf freuen, einen Film zu sehen, der sehr unterhaltsam ist, sehr berührend und auch lustig zugleich. «Last Kingdom» Fans können sich drauf freuen, mich statt in Kampfausrüstung im Dirndl zu sehen - mit starkem österreichischen Dialekt, Volksmusik- Lieder singend, und tanzend.
Am Samstag hören die Zuschauer Sie auch singen. Wie waren die Vorbereitungen darauf?
Mir hat es unfassbar großen Spaß gemacht, im Tonstudio zu stehen, und die Lieder für den Dreh einzusingen. Mit Anna F., die Alex spielt und auch Musikerin ist, habe ich ausgemacht, irgendwann einen ihrer Songs zweistimmig aufzunehmen, da wir so viel Spaß beim gemeinsamen Singen während des Drehs hatten. Obwohl ich Volksmusik privat nicht höre, habe ich gemerkt, dass ich die Lieder immer lieber mochte, je öfter ich sie gehört habe. Die Melodien gehen einfach nie wieder aus dem Kopf, wenn sie einmal drin sind!
Für die Dreharbeiten sollten Sie als Wienerin auch Steirisch lernen…
Das stimmt - das war eine ziemliche Herausforderung. Für den Dreh hat mir zum Glück die Produktion Aufnahmen meiner Sätze auf Steirisch zukommen lassen…. Die hab‘ ich ganz oft angehört, und dann den Text schon in dem Dialekt gelernt.
Übrigens wurde für das deutsche Fernsehen eine eigene Fassung gemacht, etwas weniger österreichisch… Sonst würden den Film wohl viele in Deutschland nicht verstehen!
Die Dreharbeiten fanden in der Steiermark statt. Welche Orte können Sie Urlaubern empfehlen?
Die gesamte Steiermark ist wunderschön. Da kann man grundsätzlich nichts falsch machen, wenn man da hinfährt. Es gibt eine sehr schöne Therme, da bin ich oft: Rogners Bad Blumau. Ich liebe es da! Graz würde ich auch jedem empfehlen, der noch nie da war. Die Diagonale , das ist das Festival des österreichischen Films, bietet sich zum Beispiel sehr für einen Besuch an.
Mit Regisseur Wolfgang Mumberger arbeiteten Sie bereits vor vier Jahren bei dem Spielfilm «Nichts zu verlieren» zusammen. Freut man sich, am Set alte Bekannte zu treffen?
In diesem Fall habe ich mich extrem gefreut, einen alten Bekannten wieder zu treffen! Ehrlich gesagt, war er auch der Grund, warum ich sofort gesagt habe, dass ich Jana spielen werde. Wolfgang Murnberger ist ein toller Mensch, und ein großartiger Regisseur, der es versteht Tragik und Komik auf einzigartige Weise zu vermischen.
Vielen Dank für das Gespräch!
«Steirerstern» wird am Samstag, den 24. September, um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.