Hans Gurbig: ‚Ich würde es aber genauso wieder tun‘
Der gebürtiger Stuttgarter ist am Sonntag in «Rosamunde Pilcher» zu sehen. Im Vorfeld sprachen wir über das Wahlchaos in Berlin und Gurbig teilte mit, warum er sich noch einmal anstellen würde.
Sie standen für «Rosamunde Pilcher: Liebe und andere Schätze» vor der Kamera. Worum geht es in dem ZDF-Spielfilm?
Bei «Liebe und andere Schätze» geht es im Grunde darum, dass zwei Menschen während einer sich entwickelnden Schatzsuche die Liebe als eigentlichen Schatz des Lebens finden. Mia Barlow und Jason Carter sind anfänglich Rivalen. Beide bewerben sich auf den Posten der Museumsdirektion. Mia, weil es ihr Wunsch ist und sie sich als Tochter des Direktors dafür berufen fühlt, Jason weil er pleite ist und von seinem Schwiegervater genötigt wird. In einem alt englischen Haus, in dem es angeblich sogar spukt, sollen beide ein Konzept für eine neue Ausstellung im örtlichen Museum erarbeiten. Die anfängliche Konkurrenz entwickelt sich dann aber zu einer Zusammenarbeit mit so manchen unvorhergesehenen Ereignissen.
Sie verkörpern Jason Carter, der Kuratorin Mia die Leitung im Museum Ihres Vaters streitig macht. War das eine spannende Rolle für Sie?
Jason Carter ist ein Weltenbummler, ein Schatzsucher, einer der sich überall zu Hause fühlt und gleichzeitig nirgendwo zu Hause ist. Spannend an der Rolle war für mich genau dieses Lebensgefühl, das es zu verkörpern galt. Darüber hinaus die feine Dynamik zwischen Mia und Jason die sich im Verlaufe des Films entwickelt und die verschiedenen Ebenen, die es zu ergründen gab. Von Rivalität hin zu Interesse und eine darunter liegende Anziehungskraft.
Deutsche spielen Engländer und bekommen entsprechend Namen wie Mia, Trevor, Hannah und Jason – das haben viele junge Menschen nie verstanden. Warum entscheidet man sich für diesen Schritt?
Das wäre eine tolle Frage an unsere Drehbuchautorin! Ich glaube, dass es darum geht eine gewissen «Pilcher»-Tradition leben zu lassen. Auf der anderen Seite ist es ja aber auch so, dass sich in unserer heutigen Zeit verschiedene Kulturen annähern und verbinden. Ich persönlich empfinde das als sehr bereichernd.
Sie kommen aus Stuttgart. Warum haben Sie die Stadt verlassen?
Das war damals einfach dran. Ich bin in der Nähe von Stuttgart aufgewachsen und hatte es da wirklich sehr gut. Aber wie so viele junge Menschen hat es auch mich nach der Schulzeit erst mal in die weite Welt hinausgezogen. Das hatte weniger mit der Region zu tun, sondern viel mehr mit dem Lebensmoment, der das einfach gefordert hatte.
Seit einigen Jahren leben Sie in Berlin. Fühlen Sie sich in der Hauptstadt mittlerweile heimisch?
Hermann Hesse schrieb in einer seiner bekannten Gedichte: "An keinem (Ort) wie einer Heimat hängen". Das finde ich sehr stimmig. Berlin ist eine tolle Stadt, ich kann mir aber durchaus vorstellen an noch anderen inspirierenden Orten zu leben.
Vor knapp einem Jahr wurde der Deutsche Bundestag gewählt. Inzwischen ist gerichtlich bestätigt, dass die Wahl in vielen Kreisen nachgeholt werden muss. Haben Sie per Brief gewählt oder stürzten Sie sich ins damalige Chaos?
Ich stand damals zwei Stunden in der Warteschlange vor dem Wahllokal. Ich würde es aber genauso wieder tun. Auch wenn es ab und zu nicht rund läuft und vieles verbessert werden könnte, haben wir mit unserem demokratischen System wahrscheinlich das Beste überhaupt, das Gesellschaftliches Zusammenleben "menschlich" macht. Dafür gilt es einzustehen. Auch wenn das bedeutet, mal zwei Stunden zu Warten oder eine Wahl zu wiederholen. Verglichen mit anderen Ländern und Regionen haben wir es in Deutschland einfach sehr gut. Das sollten wir uns immer wieder zu Bewusstsein führen.
Bei RTL+ durften Sie bei «Even Closer – Hautnah» die Hauptrolle spielen. Dann hat RTL überraschend den Stecker gezogen. Waren Sie enttäuscht?
Ich weiß nicht, ob "den Stecker gezogen" die richtige Bezeichnung ist. Ich finde wir haben da über sechs Folgen hinweg etwas Mutiges und Ansprechendes geschaffen. Die Drehzeit mit der Crew und dem Cast war sehr schön und ich denke immer wieder gerne zurück. Vieles hat sich daraus auch entwickelt und so kann ich sagen, dass das Projekt für mich und viele andere sehr bereichernd war.
e Produktion gehörte zu den ersten Projekten, bei dem eine Intimität-Koordinatorin am Set war. War diese Erfahrung für Sie lehrreich?
Bei dem Thema Intimität geht es um sehr genaue Kommunikation. Um ein gemeinsames Herausfinden was für beide Seiten "okay" ist. Was sich gut und richtig anfühlt. Für einen als Mensch und als Figur die zu spielen ist. Jemanden dabei zu haben, der dabei unterstützt und begleitet und dann auch während den Dreharbeiten am Set für eine Sensibilisierung sorgt, ist auf jeden Fall sehr hilfreich.
Mit UFA Fiction drehten Sie an «Disko Bochum». Wovon handelt die neue RTL+-Serie?
Allzu viel darf ich wohl noch nicht verraten, aber es geht um den Beginn der Disco-Zeit in Deutschland. Bochum in den 70er Jahren. Es wird laut, bunt und schrill. Klischees tauchen auf und werden aufgeräumt. Kochendes Disco Fieber!
Ihr erstes großes Projekt war der Horror-Film «Isolation», der von Corona handelte. Wie gefiel Ihnen rückblickend das Projekt?
Das spannende an "Isolation" ist, dass es ein internationales Projekt war, das während der Corona-Pandemie entstand. Mit Lockdown und allem drum herum. Ein Beispiel dafür, das Kreativität und Produktivität egal unter welchen Umständen lebt und möglich ist. Und ich finde es wirft einen interessanten Blick darauf, wie wir mit dieser Zeit damals umgegangen sind.
Können Sie schon verraten, in welchen neuen Filmen und Serien Sie mitwirken werden?
Neben «Disko Bochum» drehe ich gerade noch an einer anderen Serie und befinde mich mit einem eigene Filmprojekt in Postproduktion. Ende des Jahres wird es wahrscheinlich eine Runde ins Ausland gehen!
Vielen Dank für das interessante Gespräch!
«Rosamunde Pilcher: Liebe und andere Schätze» läuft am Sonntag, den 11. September 2022, um 20.15 Uhr im ZDF.