«Massanja»: China bedroht Putin

Die Animationsserie dreht sich um ein junges Paar in Sankt Petersburg. Inzwischen dreht sich die nicht-kommerzielle Serie um den Ukraine-Krieg.

Massanja ist eine ungefähr 20-jährige Frau, welche zusammen mit ihrem Freund Chrjundel in der russischen Stadt St. Petersburg lebt. Die gleichnamige Serie «Massanja» ist sehr beliebt. Die unkommerzielle Internet-Trickfilm-Serie wird vom Studio mult.ru produziert. Sie ist im Herbst 2001 entstanden. Der Erschaffer der Massaja-Figur Oleg Kuwajew ahnte wohl kaum, welchen Erfolg die Serie dank Crowdfunding haben wird. Sie läuft bis heute mit einigen Unterbrechungen im Netz. Mittlerweile konnte die Serie 161 Episoden verzeichnen. Etliche Episoden sind mittlerweile mit einem englischen Untertitel versehen und über YouTube zugänglich. Für viele russischsprachige Menschen besitzt die Serie Kultstatus.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist das russische Leben aus der Sicht der Jugend von heute. Die Serie lebt von ihren geflügelten Worten. Seit der Episode 160 steht der russische bewaffnete Konflikt mit der Ukraine im Fokus der Geschichte. Die einzelnen Folgen werden als Flash-Video veröffentlicht. Durch die kleine Größe von wenigen Hunderten Giga-Bit kann die Verbreitung im Netz leicht erfolgen.

Mit dem Ukrainekrieg wurden die Filmemacher aufgefordert, die kriegerischen Episoden zurückzuziehen. Die staatliche russische Medienaufsicht Roskomnadsor wollte eine weitere Verbreitung verhindern. Doch mithilfe einer Mirrorseite wird die Serie weiter verbreitet, um eine eventuell vorhandene Blockade zu umgehen.

Die Serie ist durchaus provokant. In einem YouTube-Video ist zu sehen, wie die Isaakskathedrale in St. Petersburg von einer Rakete getroffen wurde. Dabei soll es sich um eine Anspielung auf die Zerstörung Mariupols. Die 10-minütige Ausgabe heißt "Sankt Mariuburg". Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wird dabei aus einer völlig anderen Perspektive beleuchtet. Russland wird in der Episode von China attackiert. Die Resonanz daraufhin ist groß und für Aufsehen wurde schlagartig gesorgt. Dabei spielt Massjanja immer die Hauptrolle. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und wirkt provokant. Die quirlige Frau erlebt Höhen und Tiefen in ihrem Alltag.

In der zehn-minütigen Serie beginnt damit, dass Massjanja früh morgens von Chrjundel wachgerüttelt wird. Er erzählt ihr, dass es in der Nacht in der russischen Hauptstadt Moskau, in St. Petersburg und in Nowgorod Explosionen gab. Er war aufgeregt und teilte ihr mit, dass sie aufstehen soll. Etwas später liest sie selbst auf ihrem Handy, dass der Hafen getroffen wurde, es gab zwölf Tote. Raketenlärm ist zu vernehmen. Das ganze Szenario ist vergleichbar mit dem in der Ukraine vor fünf Monaten.

Den Menschen ging es nicht anders. Sie wachten in den frühen Morgenstunden von Raketeneinschlägen auf. Im Trickfilm «Massjanja» kommen die Raketen jedoch aus China. Den vorhandenen russischen Trickfilmhelden ging es sowie den ukrainischen Soldaten. Massjanja und Chrjundel versuchen mit ihren beiden Kindern unmittelbar die Stadt mit ihrem Fahrzeug zu verlassen. Jedoch war es nicht so einfach, andere hatten das gleiche Ziel. Sie blieben in einem großen Stau stecken. Dabei sehen sie, wie Bomben fallen. Sie entschlossen umzudrehen. Dabei suchten sie einen Luftschutzraum auf.

Wenig später konnten sie auf ihrem Handy die Ansprache des chinesischen Präsidenten Vyn Su Him verfolgen. Es wurde davon gesprochen, dass es die chinesische Mission sei, die Welt von den russischen Faschisten zu befreien. Dabei wollen sie ihr ureigenes chinesisches Land zurückholen. Es entstanden schon drei Folgen gegen den Krieg. Der Erfinder von Massjanja klärt auf, dass es unwichtig sei, dass es Chinesen seien. Er benötigte für seine Geschichte ein großes Land. Ein Land, welches es mit Russland aufnehmen könne. Kuvaev selbst stammt aus St. Petersburg. Vor 15 Jahren verließ er Russland und lebt heute in Israel.

In der 160. Folge schlägt sich die tapfere Massjanja zu Putin durch. Sie überreicht ihm ein japanisches Schwert. Damit sollte er Harakiri begehen. In der darauffolgenden Folge versuchten Massjanja und ihr Freund und die Kinder mit einem Puppentheater zu erklären, warum es zum imperialen Bewusstsein vieler Russen kam. Noch weitere Episoden werden Folgen, denn das Leben schreibt manchmal Geschichten, die erzählt werden müssen.
15.08.2022 12:25 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/136200