Das Jüngste Quoten-Gericht: Keine Konstanz am Morgen bereitet Kummer und Sorgen

Jeden Montag blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal liegt der Fokus auf den Morgenprogrammen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1.

In den vergangenen Wochen und Monaten war es recht einfach Quoten-Flops im deutschen Fernsehen ausfindig zu machen, denn meist genügte schon ein Blick zu Sat.1. Der Bällchensender tat sich in den vergangenen Wochen und Monaten extrem schwer neue Programmmarken zu etablieren und brach die Mission zumeist nach kurzer Zeit wieder ab – zu sehen Anfang des Jahres bei « Jetzt. Besser. Leben. Mit Sat.1» oder zuletzt «Birgits starke Frauen» in der Primetime. Der aktuellste Neustart «Doppelt kocht besser», der für den Vorabend vorgesehen ist, tut sich ebenfalls schwer, was den Sender aber nicht davon abhält das Format am Vormittag zu wiederholen, was zuletzt bemerkenswert gut funktionierte und am vergangenen Donnerstag sogar für grandiose 13,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe sorgte. Dementsprechend schmückte sich der Sender bei Twitter mit diesen Werten, nur um das Ergebnis wenig später zu relativieren – dazu gleich mehr.

Das dürfte aber auch vor allem daran liegen, dass die Quote des Vorprogramms eine der derzeit wenigen Stärken des Senders ist. Das «Sat.1 Frühstücksfernsehen» ist Marktführer am Morgen und holte an jenem Morgen durchschnittlich 20,6 Prozent. Ein Wochenschnitt von 18,7 Prozent lässt aufhorchen, ist aber tatsächlich nicht ungewöhnlich, die viereinhalbstündige Sendung knackt nicht selten die 20-Prozentmarke in der Zielgruppe. Auch das «Buchstaben Battle» profitiert vom guten Vorlauf und brachte es an jenem Donnerstag auf 11,9 Prozent. Es bleibt aber festzuhalten, dass die Einführung von «Doppelt kocht besser» etwas Kraft gekostet hat, zuvor war die Ruth-Moschner-Sendung regelmäßig in den zweitstelligen Quotenbereich vorgedrungen, seit «Doppelt kocht besser» auch im Vorprogramm läuft, war dies nur eben jenes eine Mal der Fall. Ob sich die Ausstrahlung weiterhin lohnt, muss Senderchef Daniel Rosemann selbst entscheiden, der dem «Buchstaben Battle» diesen wirtschaftlichen Mehrwert kürzlich absprach, die Kochshow-Ausstrahlungen am Vorabend machen bislang aber auch keinen besseren Job als all die anderen zuvor probierten Formate. Vergangene Woche krebste Moderator und Sternekoch Alexander Kumptner im Schnitt bei 4,2 Prozent Marktanteil herum.

Sat.1 ist und bleibt die stärkste Kraft am Morgen, das ist klar, doch wie schlagen sich eigentlich die anderen Sender mit ihren Morgenshows? RTL hatte zuletzt unter viel Aufsehen und mit neuen Namen – aber ohne neues Studio – seine Morgenschiene verändert und die Programmmarke «Punkt» wieder ausgegraben. Statt «Guten Morgen Deutschland» heißt es nun wieder «Punkt 6», «Punkt 7» und «Punkt 8». Die Probleme sind aber geblieben. Der RTL-Morgen performt sehr schwankend, in der vergangenen Woche reichten die Sehbeteiligung von 3,3 bis 10,5 Prozent. Dabei ist aber nicht gesagt, welche Stunde am besten funktioniert. So holte «Punkt 6» am Montag miserable 3,6 Prozent bei den Umworbenen, nur um sich am Donnerstag auf gute 10,5 Prozent zu steigern. «Punkt 8» bleibt das Sorgenkind, denn die letzte Stunde schaffte es in den vergangenen sieben Tagen kein einziges Mal mehr als acht Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen einzufahren. Entsprechend schwer haben es dann auch die Nachfolgesendungen. Dort schaffte es nur die Wiederholung von «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» halbwegs brauchbare Werte zu markieren, wobei auch hier beispielsweise am Dienstag nur 6,9 Prozent zu Buche standen. Die «Unter uns»- und «Retourenprofis»-Wiederholungen sowie «Chefkoch TV» verbleiben im Anschluss im tiefroten Bereich.

Bleibt noch der Blick auf die öffentlich-rechtlichen Sender: Das Erste und das ZDF teilen sich ihre Morgenschiene im Wechsel, vergangene Woche versorgte das ZDF die Zuschauer mit Nachrichten und Wissenswertem in der Früh. Zwar ist Sat.1 klarer Marktführer in der Zielgruppe, doch beim Gesamtpublikum haben ARD und ZDF eindeutig die Nase vorn. Zusammengenommen verfolgten in der Vorwoche nämlich im Schnitt 22,2 Prozent des Gesamtpublikums die Morgensendung, das ZDF fiel in dieser Rechnung jeweils nie unter die Zwölf-Prozent-Marke. Auch beim jungen Publikum schlägt man sich gut, denn im Schnitt belief sich die Sehbeteiligung der beiden Sender zusammengenommen auf 15,5 Prozent. In dieser Zuschauergruppe wiederum hatte Das Erste den größeren Anteil.

Was sonst noch wichtig war
Wir bleiben beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wechseln aber in die Primetime. Dort ist immerhin derzeit die Fußball-Europameisterschaft in England im Programm, die bislang vor allem beim jungen Publikum Anklang findet. Im Ersten schaffte es nur das Eröffnungsspiel und die bislang einzige Partie mit deutscher Beteiligung mehr als drei Millionen Zuschauer zu begeistern, das Duell gegen die Spanierinnen sorgte aber immerhin für die bislang höchste Einschaltquote des Turniers. 34,3 Prozent Marktanteil bei allen und 32,8 Prozent bei den Jüngeren reicht zwar nicht ganz an Spiele der DFB-Herren bei großen Turnieren ran, dennoch kann sich das Ergebnis mehr als sehen lassen. Die anderen Partien sorgen sowohl im Ersten als auch im Zweiten für durchschnittliche Werte, beim jungen Publikum sorgen vor allem die 21-Uhr-Partien meist für zweistellige Werte. So erreichte Frankreich gegen Belgien am Donnerstag starke 13,3 Prozent in der klassischen Zielgruppe.

Beim Blick ins Privatfernsehen fiel vor allem ein wenig beachteter Sender auf: TLC. Der schaffte es am Sonntag mit der 20:15-Uhr-Sendung «Dr. Pimple Popper» tatsächlich unter die Top20 der meistgesehen Titel in der Zielgruppe. Zur besten Sendezeit fanden 4,4 Prozent der Umworbenen den Weg zum Discovery-Sender. Abseits davon gab es in der 28. Kalenderwoche einen neuen Rekord zu verzeichnen. Die Montagsausgabe der ProSieben-Sendung «taff» holte mit 16,1 Prozent den höchsten Marktanteil in diesem Jahr. Größer war der Erfolg zuletzt im zurückliegenden November, damals waren 16,5 Prozent möglich.
18.07.2022 14:30 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/135616