Warner Bros. Discovery zieht die Reißleine

Das riesige Unternehmen verdient mit Sky sehr viel Geld. Diese Strategie soll auch künftig ziehen, wie man in New York beschloss. Ein Kommentar von Fabian Riedner.

Obwohl die Amerikaner am 4. Juli ihre Unabhängigkeit feierten, ließ Warner Bros. Discovery-Chef David Zaslav die Katze auf dem Sack: Das Unternehmen streicht die massiven Ausgaben in den hauseigenen Streamingdienst HBO Max und wird auch keine neue Originals mehr produzieren. Teilweise sollen hauseigene Serien von den Plattformen genommen werden, der Dienst wird somit seiner Strahlkraft beraubt.

Mit der Fusion von WarnerMedia und Discovery Communications entstand ein Mega-Player mit mehreren Streamingdiensten. Der kostenintensive Dienst CNN+ wurde bereits nach einem Monat wieder gestrichen, stattdessen sollte das lineare Programm des Nachrichtensenders verjüngt werden. HBO Max und Discovery+ sollen fusioniert werden, der neue Name ist noch unklar. Allerdings ist man bei dem Medienunternehmen besonders auf den Discovery-Dienst stolz, der trotz ohne besondere Originals in den Vereinigten Staaten von Amerika rund 15 Millionen Abonnenten einsammelte. Discovery baute sozusagen einen Dienst auf, der ohne Premium-Inhalte eine Geldruckmaschine wurde. Mit Formaten wie «Mein Leben mit 300 Kilogramm» waren die Programmausgaben überschaubar. Discovery besitzt ein weltweites Netz aus Fernsehsendern, mit denen sich die Sendungen schnell refinanzieren.

Daher stellt sich das Team von Warner Bros. Discovery zu Recht die Frage, warum sie Milliarden in neue Projekte investieren sollen, wenn gleichzeitig ähnliche Teile des Unternehmens schon ein überragender Erfolg sind? Zaslav ist ein Mann, der gerne auf die Zahlen schaut, der Discovery und sein Eurosport-Angebot richtig erfolgreich machte. Jetzt muss auch Warner Bros. dran glauben. Es gibt zahlreiche Unternehmen in Europa, die viel Geld für die Inhalte des Unternehmens zahlen. RTL schnappte sich Warner Bros.-Filme und HBO-Max-Serien, die Warner Bros. Television-Serien ziehen ein großes Publikum bei Amazon und Netflix an und die Erstauswertung sowie die HBO-Inhalte bringen eine riesige Summe von den Sky-Sendern. Wieso also auf diese Inhalte verzichten?

Auch außerhalb von Großbritannien, Deutschland, Österreich und Italien sind viele Konzerne bereit, ihr Programm mit den Inhalten des WBD-Konzerns aufzuhübschen. Das ehemalige WarnerMedia-Unternehmen machte dabei keinen Hehl daraus, auf mehreren Partys zu tanzen: Obwohl in Deutschland discovery+ gestartet ist, wird man auch weiterhin bei Joyn mitmischen. Denn: Wieso sollte Warner Bros. Discovery auf fließende Einnahmen verzichten?

Schon früher haben Warner Bros. und Netflix stark zusammengearbeitet. Der Verkauf des Networks The CW ist immer noch nicht vom Tisch, wo sollen die Serien dann in den Vereinigten Staaten von Amerika laufen? Zweifelsohne ist Netflix immer noch die Nummer eins in den Staaten, daher würden die Partner wohl auch in Zukunft wieder zusammen produzieren. Warner Bros. hat immer noch mit Greg Berlanti einen Meister für junge Serien unter Vertrag und Chuck Lorre könnte sicherlich auch Sitcoms für Netflix herstellen.

Ein aber gewaltiges Problem begangen die Verantwortlichen beim Aufbau von HBO Max: Zahlreiche Serien, die man in Auftrag gab, stammten nicht von den hauseigenen Firmen, sodass bei der Europa-Expansion natürlich Kosten anfallen. Warner Bros. Discovery ist eigentlich ein hoch profitabler Laden, der weiterhin als Content-Produzent für andere Sender und Streamingdienste auftreten sollte. Die Sky-Gruppe, die zu NBCUniversal gehört, zahlt jährlich eine schöne Summe. Warum sollte man auf diese Millionen verzichten und stattdessen viel Geld in den Aufbau eines Streamingdienstes stecken?
05.07.2022 10:13 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/135328