«The Righteous Gemstones» Staffel 2 Kritik – Die Lachmuskeln auf maximaler Beanspruchung

Kann eine der besten Comedyserien des vergangenen Jahrzehnts noch besser werden?

HBO hat mit «Barry» und «The Righteous Gemstones» aktuell gleich zwei Comedyserien im Portfolio, die beide auf ein erwachsenes Publikum mit schwarzem Humor ausgelegt sind und relativ konkurrenzlos an der Spitze der lachmuskelbeanspruchenden Unterhaltung ihre Kreise ziehen. Mit einer Menge Herz, dem Hang zum Durchgeknallten und einem nahezu perfekten Casting bespaßen die beiden HBO Hits in ihrem Genre die Zuschauerherzen praktisch außer Konkurrenz.

Nachdem die Parodie, auf die in den USA weit verbreiteten Fernsehprediger eine äußerst überzeugende erste Staffel aufs Parkett legte, war es fraglich, ob diese Qualität mit Staffel zwei gehalten werden konnte. Bereits einige Minuten, nachdem Familienoberhaupt Eli Gemstone (John Goodman) mit seinen drei verdorbenen Kindern (McBride, Adam DeVine, Edi Patterson) auf dem Bildschirm erscheint und deren Mimik, Gestik sowie von absoluter Hybris geprägten, scharfen Dialogen, denen aus Staffel eins in nichts nachstehen, dürften diese Bedenken schnell beiseite gewischt werden. Die irgendwie noch teilweise sympathischen Drecksäcke der Familie Gemstone sind zurück und mit Blicken in die Vergangenheit der Familienmitglieder wird deren bisher allseits präsenten Oberflächlichkeit zusätzlich noch die nötige Tiefe verliehen, wodurch der Serie sogar eine durchaus nötige und gelungene Weiterentwicklung attestiert werden kann.

Letztlich ist es allerdings wie schon in Staffel eins das Ensemble-Casting der Serie, das mit seinen ungleichen aber gleichermaßen wahnsinnigen Familienmitgliedern bestehend aus Danny McBride, Adam DeVine, Edi Patterson und dem diesmalig in seiner Gastrolle leider etwas zu kurz gekommenen, aber allseits fantastischem Walton Goggins als Baby Billy in jeder Szene zu überzeugen weiß. Rein erzählerisch werden mehr Risiken als in der Vorgängerstaffel eingegangen, die zwar nicht allesamt gleichermaßen überzeugend aufgelöst werden und die Handlung teilweise etwas vollstopfen, aber mit den straffen Erzähltempo von lediglich neun Folgen zumindest stets für Abwechslung sorgen. Die durch die zahlreichen neuen Handlungsstränge eingeführten Gaststars, wie Eric Roberts als abgehalfterter Werstling-Promoter, Eric André als texanischer Kirchenpastor und Jason Schwartzman als Investigativjournalist, beweisen zudem das Qualität anzustecken scheint, denn allesamt liefern sie hier eine ihrer besten und vor allem lustigsten Darstellungen ihrer Karriere ab. Der Spaß, den jeder Schauspieler, der an der Serie mitwirkt, selbst scheinbar zu haben scheint, macht hier den Unterschied und genau dieser Spaß überträgt sich gleichermaßen auf den Zuschauer.

«The Righteous Gemstones» hat sich mit stinkreichen Fernsehpredigern, die ihre leichtgläubigen Anhänger maßlos ausnutzen, sicherlich eines der am einfachsten anzugreifenden Ziele für eine Comedyserie zu eigen gemacht. Man könnte meinen, dass mit diesem Cast und dem Grundplot die Unterhaltung zum Selbstläufer wird. Doch ist es letztlich das Zusammenspiel zwischen fantastischen Autoren und Schauspielern, die es schaffen, selbst für abgehobene Unsympathen so etwas wie Empathie zu erzeugen, was den Unterschied zwischen einer ordentlichen, unterhaltsamen Serie und einem echten Hit macht.

Diese Kritik basiert auf der gesamten zweiten Staffel «The Righteous Gemstones». In Deutschland wird sie ab dem 7. Mai immer samstags um 20.15 Uhr auf Sky Comedy zu sehen sowie über Sky Q auf Abruf verfügbar sein.
01.05.2022 10:30 Uhr  •  Marc Schneider Kurz-URL: qmde.de/134027