Reingehört: ‚Hundelebensberatung‘

In dieser hintergründigen Satire werden Arbeitslose mit Hunden zusammen gewürfelt. Klingt seltsam, könnte aber Sinn machen.

Die Idee des Hörspiels "Hundelebensberatung" von Tom Heithoff aus dem Jahr 2009 klingt - gemessen an so manchen realen Maßnahmen und Zielsetzungskatalogen der Jobcenter - eigentlich gar nicht so unrealistisch: im Rahmen eines neuen Modellkonzepts werden Hartz IV-Empfänger mit Hunden aus dem Tierheim zusammengebracht. Dies geschieht natürlich zum beiderseitigen Vorteil, denn der Arbeitslose hat nun endlich eine neue, sinnstiftende Aufgabe, und der Hund ein neues Herrchen. Ganz zu schweigen vom Fallmanager des Jobcenters, der sich nun um einen Klienten weniger Sorgen machen muss.

Es könnte also alles so schön sein - wenn da nur nicht der betreffende Arbeitslose wäre, der zunächst mal überhaupt keinen Hund haben möchte und bei dem der Fallmanager und eine Mitarbeiterin des Tierheims nun Überzeugungsarbeit leisten müssen. Und dann, als diese Hürde überwunden ist, gilt es, den neuen Alltag mit Hund zu meistern...

Bereits durch diese kurze Beschreibung wird klar, worin die Skurrilität und Komik dieses Hörspiels liegt. Insbesondere die pointierten Dialoge zwischen dem Arbeitslosen und dem Fallmanager enthüllen auf hintergründige Weise die Machtlosigkeit eines Systems, das zu einer (rein objektiv gesehen) völlig nutzlosen, merkwürdigen Maßnahme greift, um arbeitslose Menschen zu beschäftigen. Aber Heithoff verliert sich nicht in Stereotypisierung und Schwarz-Weiß-Zeichnung seiner Protagonisten. Es gelingt ihm, die Dynamik zweier Menschen nachzuzeichnen, die miteinander auskommen müssen, ob sie nun wollen oder nicht. Dadurch behält das Hörspiel trotz vielfacher Überspitzungen eine gute Prise Authentizität, die den Zuhörer nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken bewegt. Dazu tragen auch die Einspieler der Tierheim-Mitarbeiterin und eines psychologischen Beraters bei, die das Geschehen kommentieren.

Tom Heithoff, Jahrgang 1964, hat Literatur- sowie Theater- und Filmwissenschaften studiert und arbeitet als Journalist, Lektor, Autor und Hörspielmacher. Für seine Hörspiele, darunter auch die Hundelebensberatung, hat er bereits mehrere Preise und Auszeichnungen erhalten.
Das Hörspiel ist ca. 50 Minuten lang, es gibt aber auch eine 9-teilige Serienfassung.

Fazit: der Hund, der beste Freund des Menschen, ist hier der Aufhänger für eine ebenso skurrile wie gut inszenierte Satire auf den gesellschaftlichen Umgang mit Arbeitslosen im Allgemeinen sowie den Mikrokosmos eines Jobcenters im Besonderen.

‚Hundelebensberatung‘ gibt es in der ARD Audiothek und bei Deutschlandfunk.
05.02.2022 12:00 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/132130