Bereits 1992 wurde mit dem später für den Oscar nominierten Film «Schtonk!» die Geschichte um einen der größten Medienskandale der Nachkriegszeit erstmals verfilmt. Nun wagt sich RTL+ in einer sechsteiligen Miniserie abermals an den Stoff, weicht aber teilweise gehörig von den historischen Ereignissen ab.
Schon innerhalb der ersten Minuten von «Faking Hitler» wird deutlich, dass RTL hier keine Fließband-Vorabendproduktion in Auftrag gegeben hat, sondern eine hochwertig produzierte Miniserie, die internationale Vergleiche nicht scheuen muss. Produktionsniveau, Kameraarbeit und musikalische Untermalung wirken allesamt stimmig und auch die Hauptrollen, welche mit Lars Eidinger als Stern Journalist Gerd Heidemann und Moritz Bleibtreu als Kunstfälscher Konrad Kujau besetzt wurden, können sich sehen lassen. Während Eidinger den etwas verqueren Stern Journalisten Heidemann durchaus noch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit und Seriosität verkörpert, ist es allerdings insbesondere Bleibtreus Kujau, der mit seiner gefühlt lockeren Spielweise den Kunstfälscher hervorragend mimt und hier für größtmöglichen Unterhaltungswert sorgt. Allein Bleibtreus Badewannenszenen können über so einige erzählerische Schwächen hinwegtrösten, die sich bei genauerer Beschäftigung mit dem hier Gezeigten und der historischen Geschichte aber durchaus häufen und zum Ärgernis werden können.
Ebenso fällt ins Auge, dass man es mit Kostüm und Maskenbild nicht allzu genau genommen hat und sowohl Frisuren als auch Kleidung häufig nicht dem damaligen status quo entsprechen. In Kombination mit vielen Handlungssträngen, die mehr auf Unterhaltung als auf historische Akkuratheit ausgelegt sind, wird deutlich, dass die Serie umso besser funktioniert, je oberflächlicher man willens ist, sie zu betrachten. So ganz vermag es RTL dann doch nicht, sich vom eigenen Kernpublikum zu emanzipieren.
«Faking Hitler» bietet dank seiner beiden überzeugenden Hauptdarsteller und des insgesamt wertigen Produktionsniveaus über sechs Stunden hinweg leicht überdurchschnittliche Unterhaltung, die aber auf vier Stunden und um einige Handlungsstränge gekürzt, wahrscheinlich weitaus ertragreicher gewesen wäre.