«Your Life Is A Joke»: ausdruckslos und eierlos

Schon vor knapp einem Jahr kündigte Netflix die Produktion an. Drei lauwarme Folgen umfasst die) Staffel, die hoffentlich die einzige bleibt, meint Fabian Riedner.

Zwischen der Ankündigung und der Ausstrahlung der neuen Netflix-Produktion «Your Life Is A Joke» sind fast ein Jahr verstrichen. Zwischenzeitlich reiste Oliver Polak nach Budapest und schaute sich das jüdische Viertel der ungarischen Hauptstadt an. Er übernahm eine Rolle in der ARD-Produktion «Eldorado KaDeWe», die am 25. und 27. Dezember im Ersten ausgestrahlt wird.

Der gebürtige Papenburger ließ sich im Hotel New York Palace nieder und machte unweit der Donau eine interessante Bekanntschaft. Polak hatte ein Tinder-Date mit Rozi, die er in einem Café traf, in dem scheinbar eine Freundin arbeitete. Neben Smalltalk gab es Schnaps und Schampus und einen interessanten Mittelteil, den der Comedian für die „Welt“ aufschrieb. Rozi will den Deutschen nicht nur mit Hilfe ihrer Freundin das Geld aus der Tasche ziehen, sondern offenbart, dass sie sich vor Juden „ekelt“. Interessantes Treffen, von dem Polak so schildert.

Rund vier Monate nach dieser Begegnung ist Oliver Polak jetzt wieder im Fernsehen zu sehen. Besser gesagt beim Streamingdienst Netflix, um die jungen Menschen zu erreichen. Das Konzept ist denkbar einfach, denn «Your Life Is A Joke» ist nichts anderes als die WDR-Show «Das Lachen der Anderen». Während Polak damals mit Micky Beisenherz Randgruppen besuchte und mit ihnen einen Tag verbrachte, nimmt er sich solo unter anderem Zeit für Christian Ulmen. Am Ende folgt – wie schon beim WDR – ein Stand-Up über das Leben.

Während bei «Das Lachen der Anderen», das in für viele verborgene Leben von Randgruppen wie Rollstuhlfahrer eintaucht, sind die Geschichten bei «Your Life Is A Joke» banal. Polak begleitet Ulmen beispielsweise in ein Gartencenter, bei dem Ulmen davon erzählt, dass er Privatfernsehen mit Teppichen verbindet. Tage bevor RTL und Sat.1 auf Sendung gingen, bekam Familie Polak einen neuen Wohnzimmer-Flokati. Einen Gang weiter offenbart sich Polak (ab Minute acht), dass er Hodenkrebs hatte. Aber ob wirklich jeder Zuschauer wirklich wissen will, wie die zeitliche Abfolge seiner Hodenentfernung und sein neu entdecktes Sexualgefühl ist, bleibt fraglich.

Überhaupt steht die Sendung mehr auf Sensationen, statt Emotionen. Wie schon bei «Squid Game» steht das Extreme im Vordergrund. Bei einer weiteren Abteilung sagt Ulmen, er habe schon mit 16 Jahren als Telefonsexmitarbeiter gearbeitet, um sich Geld dazuzuverdienen. Jennifer Weist teilt mit, sie habe gleich zwei Beziehungen und Sängerin Nura habe gar keinen deutschen Pass – obwohl sie seit Jahren in diesem Land lebt.

Schon bei «Life is a Glitch» mit Julien Bam merkte man, dass Netflix lieber große Namen verpflichtet, statt auf Qualität zu achten. Das ist der derzeitige Netflix-Kurs, international wurden in den vergangenen zwölf Monaten so einige Rohrkrepierer geboren. Die Produktion von SEO Entertainment hat allerdings wirklich kein Alleinstellungsmerkmal. Ein Promi trifft auf andere Promis gab es auch schon mit Michael Kessler («Sitzheizung gibt’s nicht») ist ebenso profillos.

Fazit: Fernsehen der Kategorie unnötig. Wer wirklich vom Charme Polaks etwas wissen will, soll sich lieber sein Buch „Gegen Judenhass“ holen. Da ist mehr Polak drin als bei «Your Life Is A Joke».
15.11.2021 12:09 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/130683