Yes Theory – sich gemeinsam neuen Herausforderungen stellen

Unter dem Motto "Seek Discomfort" haben die vier zuvor Fremde den YouTube-Kanal gegründet, der inzwischen für eine ganz bestimmte Lebensweise steht.

Vor einer Woche knackte der Kanal "Yes Theory" auf YouTube die Marke von sieben Millionen Abonnenten. Von einem kleinen YouTube-Kanal, der von vier Leuten gegründet waren, hat sich das Konzept zu einer digitalen Marke gewandelt. Im Mittelpunkt steht der Kontakt mit fremden Kulturen auf authentische Weise und die Idee, dass man die besten Erfahrungen im Leben außerhalb der eigenen Komfortzone macht. So baut sich das Konzept des Kanals auf dem Motto "Seek Discomfort" auf, welches sich auch auf dem eigenen Merch wiederfindet.

Vier Gründer stehen hinter der digitalen Marke. Dazu gehört Thomas Brag, der 1992 in Frankreich geboren wurde und spanische Eltern hat. Vor seiner YouTube-Karriere drehte er kurze Sketche, wodurch er bereits Erfahrung im Dreh und Schnitt mitbrachte. Matt Dajer wurde ebenfalls 1992 in New York geboren und wuchs in Paris sowie Connecticut auf. Er machte seinen Bachelor-Abschluss im Bereich Geschichte, an derselben Universität, an der auch Thomas studierte. Ammar Kandil, geboren 1994 in Ägypten, verbrachte seine Kindheit außerhalb von Kairo. Dazu kommt Derin Emre, der in der Türkei geboren wurde und anfangs die Rolle des Kameramanns übernahm.

Im Jahr 2015 trafen sich Ammar, Thomas und Matt in Montreal in Kanada. Alle drei waren in ihren frühen 20ern und verstanden sich auf Anhieb, da sie der Wunsch verband, neue Dinge zu erleben. Thomas und Matt hatten sich kurz zuvor bereits an der McGill University gesehen, Ammar trafen sie auf einer Party, als er Thomas von seinem Plan erzählte, auf die Pyramiden von Gizeh zu klettern. So entschieden sie sich dazu innerhalb von 30 Tagen 30 Dinge zu tun, die sie noch nie zuvor getan hatten. Sie nannten es "Project 30" und luden Videos zu den verschiedenen Aktionen auf YouTube hoch. Dazu gehörten zum Beispiel Ohrlöcher stechen, Stand-Up-Comedy ausprobieren, auf die Hochzeit von Fremden eingeladen werden oder Insekten essen. Gegen Ende des Sommers stoß auch Derin zur Gruppe dazu. Auch wenn der Kanal zu dieser Zeit nicht mehr als 1500 Abonnenten zählte, fühlten sich die vier mit ihren Aktionen wohl und machten weiter mit dem Videodreh. Nebenbei arbeiteten sie in den unterschiedlichsten Nebenjobs, um über die Runden zu kommen. Damals lief der Kanal unter dem Namen "Generation Y Not".

Ende 2015 meldete sich eines Tages plötzlich Snapchat und schlug den Videoproduzenten vor, von Montreal nach Venice in Kalifornien zu ziehen und dort für den Konzern Videos zu drehen. Die Entscheidung fiel nicht schwer und der Einzug in ein gemeinsames Haus folgte. Zu Beginn ihrer Karriere baten sie beispielweise den Premierminister Kanadas, Justin Trudeau, um eine Weihnachtskarte, die sie später verkauften und die Erlöse syrischen Flüchtlingen zukommen ließen. Die vier gewannen schnell an Bekanntheit und benannten sich schließlich in "Yes Theory" um. Seitdem war das Team auf zahlreichen internationalen Reisen unterwegs, um Content zu erstellen. 2017 verließ Derin das Team, taucht aber immer wieder in Videos auf. Anfang 2021 verkündete Matt, dass er nicht mehr vor der Kamera stehen wird, aber weiterhin ein Teil des Teams bleibt. Zudem arbeitet er zurzeit an einem Buch. Inzwischen kamen zudem zahlreiche weitere Mitglieder hinzu.

2018 knackte der Kanal die Marke von einer Million Abonnenten. Zudem forderte Ammar Will Smith in diesem Jahr zum gemeinsamen Bungee-Jumping aus einem Hubschrauber über den Grand Canyon heraus. Viel mediale Aufmerksamkeit erhielt das Team außerdem, als sie ein Video verbreiteten, indem Justin Bieber scheinbar seinen Burrito seitwärts aß. Tatsächlich hatten sie die Situation mit einer anderen Person nachgestellt. Das dazugehörige Video wurde über 22 Millionen Mal geklickt. Davor liegt mit 26 Millionen Klicks nur ein Video über den Besuch einer verlassenen Stadt in Amerika. Gefragt sind auch Videos, in denen die Videoproduzenten an einen beliebigen Ort reisen, der durch ein zufälliges Drehen des Globus oder Wurf eines Darts auf eine Weltkarte bestimmt wurde oder völlig Fremde fragen, ob sie mit ihnen gemeinsam ein Abenteuer erleben wollen.



Die erste Dokumentation erschien im Februar 2019 unter dem Titel «Frozen Alive» über den Athleten Wim Hof. Zuvor fand ein Besuch bei diesem in Polen statt, der ihnen Techniken beibrachte, für längere Zeit Temperaturen bis zu -20 Grad Celsius auszuhalten. Im September folgte die Doku «The Lost Pyramid», die über die Reise durch den Urwald in Guatemala und das Erklimmen der zuvor nicht bekannten La Danta Pyramide, berichtet. Ammar veröffentliche 2020 zudem die autobiographische Dokumentation «Free Child».

Was das Team zusammenhält ist ihre Freundschaft und die Träume, die sie seit Beginn begleiten. Für die Gründer ist Yes Theory weit mehr als ein YouTube-Kanal. Dahinter steckt eine Community, die noch immer rasant weiterwächst, und eine eigene Lebensweise. Das Ziel ist es, auch weiterhin Menschen auf der ganzen Welt zu verbinden und sich den eigenen Ängsten und Herausforderungen gemeinsam zu stellen.
07.11.2021 12:26 Uhr  •  Laura Friedrich Kurz-URL: qmde.de/130556