Lied für Turin: So läuft der ESC-Vorentscheid ab

Die Popwellen der ARD sollen das neue Auswahlverfahren mitgestalten. Bewerbungen werden ab sofort entgegengenommen.

Der «Eurovision Song Contest» war in diesem Jahr ein rauschendes Fest und bedeutete einen Meilenstein großer Liveveranstaltungen während der Pandemie, war der Musikabend in Rotterdam doch das erste Event vor einem großen Livepublikum. Auch die Freude in Deutschland wurde durch Jendriks vorletzten Platz nur wenig getrübt, vielmehr erinnert man sich an das bunte Teilnehmerfeld mit der italienischen Rockband mit dem dänischen Namen Måneskin, die den Titel holte und folglich dafür sorgte, dass der ESC 2022 in Turin stattfinden wird.

Um ein besseres Ergebnis als in den vergangenen Jahren einzufahren hat sich der für den ESC in Deutschland federführende NDR ein neues Auswahlverfahren überlegt. Ab sofort können alle Künstler ihre Bewerbung in einem Online-Portal einreichen. Erstmals sind die Radio-Popwellen der ARD integraler Bestandteil des Auswahlverfahrens. Zu den Popwellen gehören Antenne Brandenburg, Bayern 3, Bremen Vier, hr3, MDR Jump, NDR 2, SR 1, SWR3 und WDR 2. Je fünf Musikexperten dieser Hörfunkprogramme sowie Alexandra Wolfslast, Chefin der deutschen ESC-Delegation, bilden die deutsche ESC-Fachjury, die aus allen interessierten Künstlern sowie aus Musik-Acts, die direkt von den Popwellen angesprochen wurden und einen Titel eingereicht haben, die besten fünf auswählt.

Diese Kandidaten stellen sich dann mit ihren Songs im Rahmen eines großen «ARD ESC-Tages» dem Votum des Publikums: der Hörerschaft der neun Popwellen, der Online-User und der Fernsehzuschauer in den Dritten Programmen. Der «ARD ESC-Tag» wird voraussichtlich im März stattfinden. Die Siegerin oder der Sieger des «ARD ESC-Tages» vertritt Deutschland am 14. Mai 2022 in der italienischen Metropole Turin. Damit kehrt der NDR wieder zu einem öffentlichen Auswahlverfahren des ESC-Teilnehmers zurück. Jendrik war unter Ausschluss des Publikums ausgewählt worden – ohne Erfolg.

„Mit einem transparenten Verfahren und der gebündelten Kraft der ARD wollen wir in diesem Jahr beim ESC antreten. An einem deutschlandweiten ESC-Tag führen wir alles zusammen: die Musikkompetenz der Radios, die Dritten Fernsehprogramme und unsere Online-Aktivitäten. Ein crossmediales Ereignis, wie es in Deutschland nur die ARD auf die Beine stellen kann. Und am Ende entscheidet ganz Deutschland, wer unser Land in Turin 2022 vertritt“, erklärt Frank Beckmann, ARD Unterhaltungskoordinator und NDR Programmdirektor Fernsehen.

Valerie Weber, WDR Programmdirektorin NRW, Wissen und Kultur sowie Vorsitzende der Audio-Programm-Konferenz der ARD, fügt hinzu: „Der ESC ist im Unterhaltungsbereich ein großes europäisches Event! Ich freue mich, dass durch die Fach-Jury aus Musikexpertinnen und -experten und die Abstimmung der Hörerinnen und Hörer der ARD-Popwellen diesmal ganz Deutschland an der Auswahl des deutschen Beitrags beteiligt ist. Ich wünsche allen bei diesem neuen Auswahlverfahren viel Erfolg und dem Publikum auf allen Kanälen gute Unterhaltung. Der ESC wird einmal mehr zeigen, wie Musik Grenzen überwinden, Brücken bauen und Menschen und Nationen verbinden kann."

„Unser Ziel ist, dass das Publikum mit dem Herzen dabei ist. Ein entscheidender Beitrag dafür wird sicher unser bundesweiter ARD ESC-Tag sein, den wir erstmals veranstalten“, meint Andreas Gerling, Chef des ARD Teams für den ESC beim NDR. „Die Menschen in Deutschland können dann über alle Plattformen hinweg entscheiden, wer für ihr Land nach Turin fährt. Und ganz Deutschland drückt unserer Künstlerin oder unserem Künstler am 14. Mai dann hoffentlich beim ESC-Finale die Daumen."

Korrektur: In einer vorherigen Version des Artikels war zu lesen, dass Jendrik den letzten Platz belegte. Tatsächlich wurde er mit drei Punkten vorletzter. Letzter wurde er ausschließlich im Zuschauervoting, in dem er gemeinsam mit Großbritannien, Spanien und dem Gastgeber Niederlande jeweils null Punkte holte.
05.11.2021 07:30 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/130531