«Willkommen in Flatbush, Brooklyn»: Nichts wird gut, und das ist irgendwie lustig

In Flatbush war die Welt noch nie in Ordnung. Das ist in etwa so lustig wie bei Louis C. K. oder «Master of None». Aber was ist daran eigentlich witzig?

Vielleicht klingt das jetzt etwas altmodisch, aber eigentlich sollten Komödien witzig sein. Viele amerikanische Serien der letzten Jahre scheinen das aber verlernt zu haben, oder nein: Sie suchen die Komik gar nicht mehr, sondern erzählen allerhand Alltagsgeschichten um ihre Figur herum, die dann auch nicht wirklich komisch sind, sondern vielmehr besonders alltäglich und oft ziemlich depressiv. Was dann… wieder komisch sein soll?

«Master of None», die vielgerühmte Netflix-Serie des amerikanischen Komikers Aziz Ansari war zum Beispiel so gestrickt. Denn diesem Format ging es nicht sonderlich viel um Witz, es gab keine Lacher, keine wirklichen Gags, keine Pointen, sondern stattdessen Geschichten um die indisch-amerikanische Identität und das Großstadtleben als dreißigjähriger künstlerischer Taugenichts, der trotzdem irgendwie Geld hat und den ganzen Tag mit seinen coolen Freunden abhängt – die ebenfalls keiner geregelten Tätigkeit nachgehen und trotzdem irgendwie ihr Auskommen haben.

Die Geschichten von «Louie» funktionieren nach einem ähnlichen Muster. Denn eigentlich gibt es an der Serie überhaupt nichts zu lachen, wenn man sich nur einmal die eigentliche Ausgangssituation der Hauptfigur vor Augen führt: Ein geschiedener Mann Mitte 40, dessen Kinder bei der Ex-Frau leben, tingelt durch Comedy Clubs, hat nicht sonderlich viel Geld und wird allenthaben von der Gesellschaft drangsaliert: Mal bedroht ihn ein Jungspund in einem Café, mal muss er sich vor einem exzentrischen Senderchef zum Hampelmann machen. Ist das witzig?

Irgendwie schon – weil das Leben ja so ist: so absurd, so irre, so inkonsequent, und damit eben doch: witzig.

Nach einem ähnlichen Muster ist nun auch die amerikanische Showtime-Serie «Willkommen in Flatbush, Brooklyn» gestrickt. Zwei Freunde im zwielichtigen New Yorker Stadtteil Flatbush in Brookyln versuchen, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, und werden dabei in ihrem Alltag begleitet: bei ihren Auseinandersetzungen mit Drogendealern, ihrem Kampf gegen die Zwangsräumung und Bombendrohungen in der örtlichen Schule.

Was an Drogenproblemen, drohender Obdachlosigkeit und Massentötungen so witzig sein soll? Bestenfalls dasselbe, über das man lachen kann, wenn man Louis C. K. als mittelalten gescheiterten Mann durch die Trümmer seines Lebens begleitet. Darüber, dass das Leben eben so ist, dass die nächste Katastrophe mit Sicherheit schon an der nächsten Ecke wartet und sicherlich nichts nach Plan verlaufen wird.

Nur wurden solche Geschichten früher eben lustiger erzählt, ohne wirkliche Tragik, sodass am Schluss doch alles gut wurde. In der Welt von «Louie», «Master of None» oder auch dem «Flatbush» von Showtime wird eigentlich nie irgendetwas gut, das Leben bleibt gleich und ist oft auch ziemlich mies. Und dadurch doch irgendwie komisch.
08.11.2021 11:00 Uhr  •  Oliver Alexander Kurz-URL: qmde.de/130496