Buchclub: ‚Zwischen den Kiefern‘

Markus Thielemann erzählt die Geschichte von Mia, die mit ihrem Vater im Wald lebt.

Ein Buch, das zwischen Welten vermittelt, die im Grunde nicht zusammen gehören, aber dennoch irgendwie füreinander bestimmt sind: Markus Thielemann, 1992 geboren in Niedersachsen, schreibt mit "Zwischen den Kiefern" eine Geschichte auf, die sich im Spannungsfeld zeitgenössischer Sozial- und Gesellschaftsfragen bewegt.

Mia, die Protagonistin des Debut-Romans lebt seit sie denken kann mit ihrem Vater Kasimir im Wald, abgeschieden von allem, was man Zivilisation nennen könnte. Gemeinsam bestreiten sie nicht nur ihren gemeinsamen, mühsamen Alltag als Selbstversorgende, sondern verüben auch immer wieder Guerilla-Anschläge auf landwirtschaftliche Betriebe, in denen sie ein Feindbild für Natur und Mensch erkannt haben wollen. Kasimirs Wert-Vorstellung ohne Gesetz und Recht prägen das Zusammenleben der beiden und rechtfertigt die brutalen Aktionen.

Je älter Mia jedoch wird, desto stärker beginnt sie an den Methoden und der Einstellung ihres Vaters zu zweifeln. Bis Sören, ein Junge, der sich im Wald verlaufen hat, Mias Weg kreuzt, kämpft sie allein mit sich und ihren Gedanken. Mia nimmt Sören mit in das Versteck und es dauert nicht lang, bis sich beide näher kommen. Während Mias Zweifel und Versuche aus der Welt des Vaters auszubrechen immer größer werden, lässt sich Sören von dieser Lebenseinstellung mehr und mehr vereinnahmen. Durch Internetforen bereits beginnend radikalisiert, fallen Kasimirs moralische Werte und seine Einstellung bei Sören auf fruchtbaren Boden. Die Guerilla-Aktionen werden zunehmend brutaler und drohen zu eskalieren.

Thielemann, der in den Schulferien in der Landwirtschaft jobbte, beschreibt in seinem Roman den immerwährenden Konflikt zwischen Mensch, Fortschritt und Natur. In Zeiten der Klimakrise und der gesellschaftlichen Spaltung ist "Zwischen den Kiefern", das beim Katapult-Verlag erschienen ist, ein Buch, das eine zunächst unorthodox anmutende Geschichte erzählt, aber sich in seiner Erzählstruktur das aufgreift, was Lesende heute interessiert: wo liegt das Maß zwischen Progression und Konservieren? Heiligt der Zweck die Mittel? Wo sind die Grenzen von Moral und Recht?

Wer nicht nur das Buch lesen, sondern den Autor auch auf Lesereise erleben möchte, kann dies am 18. November in Berlin oder 11. April 2022 in Osnabrück tun.
02.11.2021 12:00 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/130407