Serientäter: «Black Summer»

The Asylum ist die wohl berühmt-berüchtigste C-Film-Schmiede der USA. Ihre «Sharknado»-Reihe mag Kultstatus besitzen, das überwiegende Filmportfolio der Kalifornier jedoch besteht aus billigsten, schnell heruntergekurbelten Monster-, Horror- und Katastrophenfilmramsch. Dass The Asylum aber auch ganz andere Sachen produzieren kann – beweist eine TV-Serie, die schlichtweg begeistert!

Stab

DARSTELLER: Jaime King, Justin Chu Cary, Christine Lee, Zoe Marlett, Kelsey Flower, Sal Velez Jr., Erika Hau
SHOWRUNNER: Karl Schaefer, John Hyams
REGIE: John Hyams, Abram Cox
DREHBÜCHER: John Hyams, Karl Schaefer, Daniel Schaefer, Abram Cox sowie ab Staffel 2 außerdem Sarah Sellman, Henry G.M. Jones und Jen Derwingson-Peacock
MUSIK: Alec Puro
KAMERA: Yaron Levy, Spiro Grant
SCHNITT: Andrew Drazek, Chris Bragg
SPEZIALEFFEKTE: Jesse Weber
Am Anfang stand 2014 «Z Nation». The Asylum im Serien-Geschäft? Das hat nicht wenige Zuschauer überrascht. Auf der anderen Seite jedoch besteht zwischen dem produzierenden amerikanischen Sender der Serie, Syfy, und «The Asylum» eine lange amouröse Beziehung. Um diese Beziehung zu verstehen, sei ein Blick auf das Produktionsportfolio von The Asylum erlaubt, das – vereinfacht – aus zwei Segmenten besteht. Auf der einen Seite stehen die Mockbuster, billige Filme, die sich an große Blockbuster hängen, um in deren Fahrtwasser ein paar Dollar zu verdienen. Da wird dann aus einer Megaproduktion wie Guillermo del Toros «Pacific Rim» das kostengünstige «Atlantic Rim». Michael Bays «Transformers»-Reihe erhält einen C-Film-Ableger mit dem hübschen Titel «Transmorphers» und selbst Disney/Marvel kommt gegen The Asylum nicht an und musste 2015 deren «Avengers Grimm» ertragen. Seit dem Abflachen des DVD-Booms produziert The Asylum deutlich weniger dieser Filme. Auf der anderen Seite realisiert The Asylum aber originären billigen Monster- und Katastrophenfilmtrash wie die «Sharknado»- und «Megashark»-Reihe oder – aktuell - Reißer wie «Aquarium of the Dead»! Und deren Auftraggeber ist in der Regel der US-Sender Syfy, der sein kleines Trash-Angebot hegt und pflegt und somit das Überleben von The Asylum sichert. Dass The Asylum in einem kleinen Umfang auch Komödien oder Weihnachtsfilme produziert, sei an dieser Stelle ignoriert.



«Z Nation» ist seinerzeit als Billig-Variante von «The Walking Dead» angekündigt worden und obwohl der Serie narrativ am Ende etwas die Luft ausging, brachte sie es auf fünf Staffeln. Sie hat also eine stabile Fanbase für sich generieren können. Was wiederum Netflix auf den Plan gerufen hat, denn der Streaming-Gigant hat mit «Black Summer» das Spin-off produziert, ein Prequel, dessen Geschichte vor den Geschehnissen von «Z Nation» spielt. Angeblich. Im Nachspann der Einzelepisoden steht, die Serie basiere auf «Z Nation», tatsächlich ist dies höchst umstritten, denn tatsächlich sind keinerlei Crossover geplant; «Black Summer» negiert darüber hinaus einiges an Geschehnissen aus «Z Nation», so dass es nicht ausgeschlossen, dass die Produzenten aus dem Hause The Asylum «Z Nation» schlicht als Verkaufsargument benutzt haben, um ihre zweite Serie an den Start bringen zu können. Geschäftstüchtig sind die Jungs von The Asylum schließlich.
Im April 2019 ist die erste Staffel der Serie auf Netflix hochgeladen worden, in diesem Jahr folgte Staffel 2.



Im folgenden Text werden sich einige – derbe - Spoiler nicht vermeiden lassen. Diese aber betreffen ausschließlich die erste Staffel, nicht Staffel 2. Und der böseste Spoiler von allen wird mit einem dicken Warnhinweis versehen, der das Überspringen dieses Spoilers möglich macht.

Staffel 1 beginnt einige Tage oder Wochen nach dem Ausbruch einer tödlichen Epidemie. Menschen sterben und verwandeln sich im Tod in reißende Berserker ähnliche Bestien. Die Verwandlung ist gewiss. Ob ein Biss, ein natürlicher Tod, ein tödlicher Unfall: Der Mensch kehrt zurück. Rose, eine normale Mittdreißigerin, ist mit ihrem Mann und ihrer Tochter auf der Flucht. Die öffentliche Ordnung ist längst zusammengebrochen, Nachrichten erreichen die Menschen nur noch spärlich. Roses Familie ist auf dem Weg zu einem Checkpoint, den die Armee in der Nähe der (namenlosen) Stadt hält. Wer gesund ist, wird von hier aus auf einen Armee-Transporter gehievt und aus der Stadt gebracht. Was für Roses Mann ein Problem darstellt. Er leidet an Schmerzen. Warum? Man ahnt es. Dennoch versucht sich die Familie durch den Checkpoint zu schmuggeln. Während Anna, Roses Tochter, durch die Absperrungen gelassen wird, eskaliert vor den Zäunen die Situation in dem Moment, in dem ihr Ehemann seine Verletzungen nicht mehr verbergen kann. In dem ausbrechenden Chaos setzen sich die Evakuierungsfahrzeuge in Gang und überlassen die zurückbleibenden Menschen ihrem Schicksal.

Kurze Zeit später ist Rose allein. Ihr Mann ist tot und ihre Tochter befindet sich auf einem der Trucks. Die fahren, so heißt es, in die nächste Stadt. Dort, in einem Stadion, landen Hubschrauber und fliegen die Menschen aus dem Gefahrengebiet. Irgendwie muss sich Rose zum Stadion durchschlagen.

Staffel 1 lebt von ihrem Tempo. Konsequent spielt die Geschichte auf der Straße. Mal im Auto auf der Flucht. Dann aber wieder zu Fuß, da die Straßen unpassierbar werden (Unfälle). Bald bildet sich eine kleine Gruppe rund um Rose. Da ist etwa Spears, ein Soldat, der ihr in einer Notsituation beisteht (und der, was aber nur die Zuschauer wissen, gar kein echter Soldat ist). Da ist Lance, ein junger Mann, dessen Freundin vor seinen Augen gestorben und mutiert ist. Sun ist derweil eine koreanische Studentin, die kein Wort Englisch spricht. Und schließlich ist da noch William, ein Durchschnittstyp aus Texas, der ohne zu zögern durchaus in der Lage ist, einen Menschen zu erschlagen - und der langsam daran zerbricht, dass dieses Monster ihn ihm lebt.

Eine der großen Stärken dieser ersten Staffel sind die Figurenzeichnungen. William etwa ist eine positiv besetzte Figur. Er wird in die Serie in dem Moment eingeführt, in dem er eine Frau vor einem Autodieb rettet. William handelt im Verlauf der Handlung immer wieder mit äußerster Brutalität. Aber William ist kein brutaler Mensch. Zumindest will er es nicht sein. William möchte nur seine Familie wiedersehen. Dafür ist er bereit Grenzen zu überschreiten. Doch würde er über Leichen gehen? Ja und nein. Ja, fremde Menschen, die ihm zur Gefahr werden, sind eine Bedrohung, die es auszuschalten gilt. Doch auf der anderen Seite ist er absolut loyal gegenüber seiner Gruppe. Er ist ein Anführer, auch wenn er dies gar nicht sein will. Auch Spears ist durchaus positiv besetzt, trotz des Wissens um seine falsche Identität (was es mit seiner falschen Identität auf sich hat, wird in der zweiten Staffel etwas ausgiebiger beleuchtet). Wie William ist Spears aber auch zu äußerster Brutalität fähig, wenn es darum geht das eigene Überleben zu sichern.

In diesem Umfeld wirkt Rose lange Zeit – unschuldig. Sie ist eine Frau aus der Vorstadt. Ohne besondere Fähigkeit. Sie ist eine Frau, die in der Masse untergeht. Was es leicht macht, eine emotionale Verbindung zu ihr in diesem Umfeld aufzubauen. Rose agiert nicht dumm, aber auch nicht besonders intelligent.
Rose agiert – menschlich.

Spoiler!


Doch zum Ende der ersten Staffel hin verändert sich etwas in Rose. All die Strapazen, die sie auf sich genommen hat, dienen nur einem Ziel: Ihre Tochter wieder in ihre Arme schließen zu können. Was bedeutet, dass sich auch die Gruppe letztlich diesem Ziel unterordnen muss. Rose braucht die Gruppe als Schutzschirm. Die Menschen braucht sie nicht. So kommt es am Ende der Staffel zu dem Moment, der alles, was wir, die Zuschauer, glaubten, über Rose zu wissen, kippen lässt. Kurz vor dem Stadion herrscht Chaos. Jeder will hinein. Menschen schießen auf Menschen, Zombies beißen Menschen, Menschen schießen auf Zombies. In diesem Chaos wird William verletzt. Er kann nicht mehr laufen. Sun, die Studentin, muss ihn stützen. Dadurch wird die Rest-Gruppe langsamer. Aber Langsamkeit bedeutet den Tod. Ohne zu wissen, ob William gebissen worden ist – oder die Verletzung vielleicht von einer Schusswunde herrührt, schießt Rose William, der ihr gegenüber stets loyal gewesen ist, in den Kopf und tötet ihn. Gewissenlos, mitleidslos. Die Last, die William darstellt, ist erledigt. Kurze Zeit später erblickt Rose im Stadion tatsächlich ihre Tochter. Hubschrauber jedoch, die sie aus der Gefahrenzone bringen könnten, gibt es nicht.

«Black Summer» beweist, dass Qualität nicht zwingend auch teuer sein muss. Ein Grund, warum die Serie hauptsächlich auf der Straße spielt, jenseits große Städte, ist nun wirklich einfach zu erraten: Weil man hier Kulissen spart. Wenn man dann das Drehteam so klein wie möglich hält, aber gute Leute in diesem Team agieren lässt, lässt sich mit einem kleinen Aufwand Spannung und Action generieren.

«Black Summer» lebt, das gilt für beide Staffeln, von seinem unaufhörlichen Drang voranzuschreiten. Es gibt keinen Stillstand, die Kamera ist immer in Bewegung, die Hauptfiguren sind (fast) immer in on the run. Die Dialoge fallen kurz aus und sind stets aufs Wesentliche konzentriert. Und dann ist da diese sehr, sehr spezielle Art des Erzählens. «Black Summer» hat einen Anfang und ein Ende. Was dazwischen geschieht, muss aber nicht unbedingt immer chronologisch auf einem Weg von A nach B nach C erzählt werden. Die Macher nehmen sich die gesamte erste Episode Zeit, um diese Art des Erzählens zu etablieren. Ein Beispiel: Wir, die Zuschauer, sehen Rose und ihre Familie eine Straße in einer an sich netten amerikanischen Vorstadt hinunter rennen. Die netten Häuser und gepflegten Gärten bilden einen bizarren Kontrast zu dem Chaos, das überall herrscht. Es fallen Schüsse, deren Schützen niemand zu Gesicht bekommt; im Hintergrund sehen wir, wie eine junge Frau von einem Auto überfahren wird. Es ist nur ein kurzer Moment in diesem Chaos, der Fokus richtet sich ganz auf Rose und ihre Familie. Irgendwann haben Rose und ihre Familie den Checkpoint erreicht. Ein Schwarzbild legt sich über das Geschehen.

Schnitt auf ein junges Paar, das sich streitet. Beide haben keinen wirklichen Überblick über die Situation und wissen nicht, wohin sie sollen. Er zögert, sucht einen Anhaltspunkt. Sie will einfach nur fort, steht mitten auf der Straße und wird – von einem Auto erfasst und überfahren. Das was sich gerade im Hintergrund abgespielt hat – steht nun im Fokus des Geschehens. Die junge Frau stirbt, ihr Körper wird von Schmerzen einer Wiedergeburt durchflutet, ihr Freund rennt davon – er wird später Teil von Roses Gruppe werden.

So finden vermeidlich nacheinander stattfindende Ereignisse in Wahrheit gleichzeitig statt, manchmal werden Situationen erst durch Rückblicke verständlich. Verworren ist das nicht, im Gegenteil, es baut ungemein Spannung auf, denn diese Art des Erzählens erfordert eine überraschend hohe Konzentrationsanforderung an die Zuschauerschaft. Wer nicht aufpasst, übersieht schnell erklärende Momente – oder versteht manch überraschende Auflösung einer Spannungssituation nicht.



Staffel 2


Die zweite Season beginnt undurchsichtig. Spears wird verletzt und Rose überlässt ihn seinem Schicksal. Sun landet derweil in Gefangenschaft einer Gruppe von … Überlebenden? Ja, sicher. Aber sind sie gut? Oder böse? Gibt es in dieser Welt überhaupt noch Begriffe wie gut und böse? Genau das ist die faszinierende Frage, die sich diese Staffel stellt. Im Zentrum steht Rose, sie war das emotionale Zentrum der ersten Staffel, die bleibt das Bindeglied zwischen allen Handlungssträngen auch in Staffel 2.

Die zweite Staffel von «Black Summer» spielt jedoch weitaus intensiver mit den Sehgewohnheiten seiner Zuschauer als die erste Staffel: Rose muss eigentlich eine positiv konnotierte Figur sein. All den Schmerz, das Leid, dass sie während der ersten Staffel erlitten hat, sprechen dafür, dass Rose gut ist. Schließlich hat sie alles, was sie getan hat, nur für ihre Tochter getan. Für Anna. Was aber sagt Roses Verhalten gegenüber Spears aus? Wir wissen, das Spears kein Soldat ist. Rose – weiß dies nicht. Es spielt auch keine Rolle, da sich Spears ihr gegenüber immer korrekt (loyal) verhalten hat. Ebenso wie Sun. Die sich nun in den Händen von Kerlen befindet, die böse sind. Denn in der ersten Schlacht, die diese schlagen, besteht die Gruppe ihrer Gegner vorwiegend aus Mitgliedern von Minderheiten in den USA. Indigenen. Asiaten. Die Gruppe, die Sun entführt hat, jedoch besteht hauptsächlich aus weißen Männern. Da sind die Fronten doch klar!

Oder vielleicht auch nicht?
Tatsächlich wissen wir, die Zuschauer, zu Beginn der zweiten Staffel gar nichts. Wir sehen Momente, die wir einzuordnen versuchen. Das Gesehene aber zu verstehen: Dafür braucht es Zeit, denn erst nach und nach offenbaren sich die Antworten auf die Fragen, mit denen die Staffel startet. Da die Figuren getrennt werden, bedarf es eines Elementes, das sie alle miteinander verbindet. Im Falle der zweiten Staffel ist dies ein Flugzeug, das immer wieder am Horizont auftaucht und Hilfsgüter abwirft. Inmitten einer Welt, in der nur mehr das Überleben zählt, gibt es also offenbar immer noch Orte, an denen das, was man Menschlichkeit nennt, noch nicht untergegangen ist

«Black Summer» ist „billig“. Im Reigen all der Hochglanz-Edelserien, die Netflix im Laufe eines Jahres aufs Publikum loslässt, wirkt «Black Summer» wie die Discounter-Variante. Auch das Budget der zweiten Staffel fällt übersichtlich aus. Menschen laufen durch eine Schneelandschaft irgendwo am Fuße der Rocky Mountains. Es gibt ein paar Szenen, die in einem hübschen Herrenhaus spielen und einige in einem schönen Urlaubs-Ressort. Sparsam ist der Einsatz von Spezialeffekten, selbst Splatterszenen – «Black Summer» ist immerhin eine Zombie-Serie – sind so gut wie nicht vorhanden. Wenn gebissen wird, stürzen sich ein paar Statisten auf das arme Opfer und die Kamera verlässt die Szenerie.

Nun ist jedoch bekannt, dass Discounter-Varianten zwar kostengünstiger als Markenprodukte sind, über die Qualität sagt dies aber nichts aus. Dass «Black Summer» tatsächlich rockt und dass man vergisst, dass diese Serie von den Machern von Heulern wie «Mega Piranha» und «In The Name of Ben Hur» produziert worden ist, ist zwei Namen zu verdanken: John Hyams und Karl Schaefer.

John Hyams, 1969 geboren, ist der Sohn des Regisseurs Peter Hyams, dessen «Unternehmen Capricon» ein Klassiker des Verschwörungsthrillergenres darstellt. Peter Hyams ist von Hause aus Kameramann und so hat auch John Hyams als Kameramann und Schnittmeister seine Karriere begonnen. Da er lange im Dokumentarfilmmetier gearbeitet hat, ist seine Filmografie bedauerlicherweise übersichtlich. 2009 machte Hyams auf sich aufmerksam, als er mit «Universal Soldier: Regeneration» einen fast sensationell guten B-Kracher im Rahmen einer Reihe ablieferte, die eigentlich längst als klinisch tot galt. Leider ist es ihm nach diesem Einstieg nicht gelungen, sich für größere Projekte zu positionieren, so dass er schließlich die Chance wahrnahm, in «Z Nation» einzusteigen: Einer Serie, die nachhaltig seine Handschrift trägt, hat er doch nicht weniger als 21 Episoden inszeniert. Womit er maßgeblich für ihren Erfolg die Verantwortung trägt. Agierte er bei «Z Nation» noch primär als Regisseur, ist er neben Karl Schaefer Showrunner von «Black Summer».

Besagter Karl Schaefer begann seine Karriere 1991 direkt mit einer eigenen TV-Serie: «Eerie, Indiana»: Glaubt der 13 Jahre alte Marshall zunächst, die Kleinstadt Eerie, in die er kürzlich mit seinen Eltern gezogen ist, sei der langweiligste Ort der Welt, wird er bald eines Besseren belehrt – als er etwa im Wald Spuren eines Bigfoots entdeckt oder Elvis trifft. Noch bizarrer als diese Entdeckungen ist die Tatsache, dass dies in Eerie offenbar niemanden wirklich verwundert.

«Eerie, Indiana» floppte zwar beim großen Publikum, gleichzeitig aber entwickelte sich in den USA ein regelrechter Kult um die Serie – treues Fandom inklusive. Auf Video wurde «Eerie, Indiana» ein Hit, 1998 erlebte sie eine kurze Neuauflage, an der Schaefer allerdings nicht beteiligt war. Wenn man versucht zu verstehen, warum die Serie gefloppt ist, aber heute großen Respekt genießt, kann die Antwort eigentlich nur lauten: Sie kam zum falschen Zeitpunkt.

Im Fahrtwasser von «Akte X» um 1995, 1996 herum wäre sie vermutlich ganz anders wahrgenommen als 1991, als sie als wilder Mix aus Coming-of-Age-Story, Mysterythriller, ja Horrorserie ziemlich für sich allein stand und offenbar auch der produzierende Sender nicht wirklich wusste, wie die Serie vermarktet werden sollte. So fand kaum Promotion statt und die Serie starb – bevor ihre Genialität von breiten Zuschauerschichten entdeckt werden konnte. Karl Schaefer hat seither für A-Serien wie «Monk», «The Dead Zone» und «Eureka» Drehbücher verfasst. Er war für diese Serien auch immer wieder in produzierenden Tätigkeiten aktiv. Nur eine eigene Serie, basierend auf seinen Ideen, konnte er großen Studios nicht mehr verkaufen.



Wenn ein Autor von seinem Rang an die Tür eines Studios wie The Asylum klopft, um ein Projekt mit diesem Studio zu verwirklichen, dann wird dieses Studio keine Diskussionen mit ihm führen. Da bedankt man sich für das entgegengebrachte Vertrauen und lässt diesen Autor (und erfahrenen TV-Produzenten) arbeiten.

Fazit: «BlackSummer» bietet Action, Spannung, Tempo und auf den Punkt gezeichnete Charaktere. Oft minimalistisch, aber nie billig. Und sollte es keine dritte Staffel geben, bietet sie sogar ein Ende (das natürlich nicht verraten wird), mit dem man leben kann. Schlichtweg: Eine großartige Serie. Von dem Studio, das uns einst fliegende Haie brachte. Das muss man erst einmal sacken lassen!

«Black Summer» gibt es exklusiv bei Netflix.
28.10.2021 12:31 Uhr  •  Christian Lukas Kurz-URL: qmde.de/130242