«Foundation» Kritik – SciFi Bombast, den auch Apples Geldspeicher nicht rettet

Pure Faszination macht sich während der ersten Minuten von Apples neuer Science-Fiction Serie «Foundation» breit, denn nie hat Fernsehen so gut ausgesehen. Doch es dauert nicht lange, bis die Autoren das visuelle Spektakel vergessen machen…

Isaac Asimov’s «Foundation» Buchreihe gehört bis heute zu den bedeutendsten Science-Fiction Werken und hatte bisher nicht ohne Grund den „unverfilmbar“ Stempel inne. Mit weitreichenden Änderungen vom Ursprungsmaterial hat David S. Goyer sich der Sisyphusaufgabe angenommen und etwas geschaffen, was mit der Buchreihe nicht mehr viel zu tun hat. Weitreichende Änderungen wurden nicht nur an der Geschichte, sondern auch insbesondere am Cast vorgenommen. Die Buchreihe spannt sich über hunderte Jahre, was in einer Verfilmung einen andauernd wechselnden Cast nach sich ziehen würde. Die Imperialen, also die Führer der Galaxie betreffend, wurde dies beispielsweise mit Klonen gelöst, die in der Vorlage nicht existieren. Zu den offensichtlichsten Änderungen gehört zudem der Geschlechtertausch der Protagonisten Gaal Dornick und Salvor Hardin, die in der Buchreihe von weißen Männern verkörpert wurden und in der Verfilmung nun von schwarzen Frauen gespielt werden. Inhaltlich ist zumindest die Grundthematik übernommen worden. Das mathematische Genie Hari Seldon (Jared Harris) ein sogenannter Psychohistoriker, sagt den unausweichlichen Zusammenbruch des Imperiums voraus und empfiehlt eine Konservierung des Wissens, um das auf den Zusammenbruch folgende, dunkle Zeitalter von 30.000 auf lediglich 1000 Jahre stark zu verkürzen. Doch alles was folgt, der Anschlag auf die Sternenbrücke und die Reise zum Planeten Terminus, sowie die Liebesgeschichte der Protagonisten, sind frei für die Serie erfunden worden.

All diese Änderungen wären allerdings zumindest für die vielen Zuschauer, denen das Quellmaterial unbekannt sein dürfte, irrelevant, wenn es «Foundation» schaffen würde, eine überzeugende Geschichte auf den Bildschirm zu bringen. Die Serie gelingt es bisher hingegen schlicht nicht, grundlegende Fragen des Geschichtenerzählers zu klären. Wessen Geschichte wird hier überhaupt erzählt und warum sollte sich der Zuschauer für diese Geschichte interessieren? Man wird das Gefühl nicht los, dass selbst die Protagonisten diese Fragen nicht beantworten können und sich ihrer eigenen Aufgabe nicht so recht bewusst sind.

Einerseits wurde zudem versucht das geistige Niveau des Quellmaterials massiv herunterzuschrauben, andererseits die Lauflänge von über einer Stunde pro Folge mit pseudointellektuellen Dialogen zu strecken. Wer die visuelle Begeisterung erst einmal überwunden hat, bekommt eine Reihe unzugänglicher Darsteller präsentiert, denen niemals ein Lächeln entlockt werden kann und die es nicht ansatzweise schaffen einen Zugang zum Zuschauer herzustellen. Hinzu kommt die schauspielerische Diskrepanz des Casts, die insbesondere im Zusammenspiel von Serienveteran Jared Harris (Hari Seldon) und Newcommerin Lou Llobell (Gaal Dornick) deutlich wird, der seine junge Kollegin gänzlich in den Schatten spielt.


«Foundation» ist ein Paradebeispiel für eine Serie, deren Insuffizienz für kohärentes, sinnstiftendes und vor allem mitreißendes Geschichtenerzählen, mit bombastischen Bildern zu kaschieren versucht wird. Sie ist eine Art wunderschöner Körper, dem Herz und Seele fehlen.

«Foundation» ist am 24. September 2021 bei AppleTV+ gestartet.
26.09.2021 12:05 Uhr  •  Marc Schneider Kurz-URL: qmde.de/129718