Die titelgebende Sexualtherapie ist in Staffel drei ebenso Geschichte, wie der Status der einstigen Hauptdarsteller, die sich nun in einen Ensemble Cast relativ gleichberechtigt einreihen müssen.
Viel hat sich verändert in einem langen Sommer, Otis trägt nun Schnurrbart und ist wie auch die meisten restlichen Rollen merklich gereift. Die Sexualtherapie ist zumindest in dieser Staffel Geschichte und scheint für diejenigen des Ensembles, die seit Beginn der Serie dabei sind und mittlerweile weitestgehend zu sich selbst gefunden haben auch immer unwichtiger. Dem initialen Cast sieht man das Alter von Mitzwanzigern zudem mehr und mehr an, sodass man diesen die Darstellungen als unsichere Schüler immer weniger abnehmen kann. Statt also die titelgebende Sex Education durch die „Klinik“ von Otis und Maeve zu betreiben, finden eine Vielzahl individueller Coming-of-Age-Geschichten statt.
Der individuelle Fortschritt der Charaktere ist indes weitaus höher als der Handlungsfortschritt, denn hier tritt «Sex Education» mit Staffel drei etwas auf der Schwelle. Einige Handlungsstränge sind zudem schon wie in Staffel zwei der Kategorie übertrieben zuzuordnen und können schnell für Augenrollen sorgen. Der Humor und die zahlreichen Good-Feel-Vibes können hingegen in Staffel drei weiterhin hochgehalten werden, was auch den überzeugenden Darstellern zugeschrieben werden kann, denen von Jung bis Alt ihre Rollen sichtlich Spaß zu machen scheinen.
«Sex Education» bricht in Staffel drei gänzlich mit der Prämisse der Sexualtherapie zweier Jugendlicher, auch wenn sich die Autoren hier für die kommende Staffel offensichtlich noch ein Schlupfloch offenhalten wollen. Trotz inhaltlicher und darstellerischer Änderungen, die einige Schwächen nicht verbergen können, wird allerdings auch die dritte Staffel für Fans der Vorgänger wie im Fluge vergehen und aufgrund eines abermals offenen Endes das Warten auf Staffel vier äußerst schwer machen.