Das Warten auf den Start der schwarzkomödiantischen Auftragskillerserie «Mr Inbetween» hat für die deutschen Zuschauer ein Ende.
Seit den «Sopranos» hat es kaum eine Serie geschafft, den Zwiespalt des Zuschauers zwischen einer gewissen Affinität und großer Abscheu für den Protagonisten im Einklang zu halten. Das australische Auftragsmörderdrama mit Scott Ryan als wortkarger Killer und Vater in der Hauptrolle, schlägt allerdings genau in diese Kerbe. 2018 beim australischen Sender FX gestartet und anschließend in die USA importiert, hat die Serie, die mit ihrer dritten Staffel im Juni 2021 zu Ende ging, unter vielen Serienfans bereits Kultstatus erreicht. Mit rund vier Jahren Verspätung, hat sich mit dem deutschen Pay-TV Channel Fox nun auch hierzulande ein Sender der Serie angenommen.
Ryan, der vor «Mr Inbetween» lediglich im Film «The Magician» (2005), auf dem die Serie basiert, in gleicher Rolle auftrat und damit nie einen anderen Charakter als Ray Shoesmith verkörperte, hat sich die Rolle auf den Leib geschrieben. Mimik, Gestik und Dialog sind stets glaubwürdig und gerade der diabolische Gesichtsausdruck samt verschmitztem Lächeln, dürften schnell zu dessen Markenzeichen geworden sein. Die rund 25-minütigen Folgen der Serie schaffen es inhaltlich das Volumen einer aus Serien gewohnten Lauflänge von 40-50 Minuten abzudecken, wodurch ein stets hohes pacing erreicht wird, das nie Langeweile aufkommen lässt. Glücklicherweise ist es zudem nicht nur Scott Ryan, der begeistern kann, sondern auch der restliche Cast in der Nebendarstellerriege ist hervorragend gecastet. Die Tochter Brittany (Chika Yasumura) überzeugt als Kinderdarstellerin ebenso wie der neuromuskulär erkrankte Bruder Bruce (Nicholas Cassim) und Damon Herriman als Ray’s Boss Freddy, der hierzulande insbesondere «Justified» Fans als seltendämlicher Dewey Crowe in Erinnerung geblieben sein dürfte, ist stets für einen Lacher gut. Letztlich, ist es auch genau dieser Punkt des Lustigen, der die Serie von vielen Genrevertretern abhebt. Die Nuance zwischen Düsterheit und Humor stimmt und gleitet nie ins Lächerliche oder Übertriebene ab. Die Gewaltdarstellung ist genauso realistisch, wie der Humor passend ist.
«Mr Inbetween» hatte sicherlich nie das Budget einer HBO-Serie und musste aus den geringen Mitteln stets das Beste herausholen, was gerade anfänglich zu wenigen Änderungen des Settings und einem recht kleinen Cast geführt hat. Die Serie ist allerdings das beste Beispiel dafür, dass kein Millionenbudget nötig ist, um hervorragende TV-Unterhaltung zu erschaffen. Geld schreibt keine Geschichten, es baut lediglich das Fundament aus, welches bei Mr Inbetween bewusst bröckelig gehalten ist. Die Serie reiht sich als kleiner Geheimtipp in die Riege der ganz Großen, wie «Sopranos», «Justified» oder «Deadwood» ein und dürfte durch Mundpropaganda auch in den nächsten Jahren noch viele Genrefans begeistern.