Paris, 1899, der französische Präsident erleidet beim Oralsex einen Hirnschlag, an dessen Folge er noch am gleichen Tag stirbt. Provokativer hätte Fabien Nury seine neue Krimiserie wohl kaum starten können…
Antisemitismus, rechte Hetze und ein brutaler Frauenmörder. So richtig einladend wirkt Fabien Nurys äußerst düsteres, historisches Krimiformat initial nicht gerade, doch ist es dieses dreckige, verruchte Frankreich mit zwielichtigen, teilweise abgrundtief bösen Gestalten, das es äußerst schnell schafft, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Dazu trägt durchaus das Budget von über 2 Mio. Euro pro Folge bei, das sich der französische Pay-TV Sender Canal Plus die Serie hat Kosten lassen. Szenerie und Kostümbild wirken durchgängig realistisch und liefern einen immersiven Blick auf ein Frankreich im Umbruch.
Leider verstricken sich die verschiedenen Handlungsstränge teilweise so stark, dass es schwierig wird der Handlung zu folgen und die vielen verschiedenen Darsteller irgendwie zu unterscheiden. Es wird mit Personennamen nur so um sich geworfen, harte Schnitte springen von einem Handlungsort zum anderen und auch der relativ blasse Hauptdarsteller trägt bisweilen nicht viel zum Unterhaltungswert bei. Als französisches «Babylon Berlin» wird die Serie in der Presse bisweilen gerne bezeichnet und von der Prämisse und dem Produktionswert ausgehend, mag dieser Vergleich sogar zutreffend sein. Das Motiv der Düsterheit und des Verfalls ist hier allerdings viel stärker ausgeprägt und macht auch aufgrund der absichtlich unsympathischen Darstellerriege den Zugang zur Serie deutlich schwerer.
Eine teils verworrene Handlung, die mit repetitiven Elementen in die Länge gezogen wird und ein schwacher Hauptdarsteller, sorgen für einiges an verpufftem Potential bei «Paris Police 1900». Für Genrefans bietet die Serie dennoch einiges an Unterhaltungswert und eignet sich für diese hervorragend als Überbrückung bis zur vierten Staffel «Babylon Berlin».