Kein Erzählstoff dürfte im Bereich der Young Adult Fantasy so oft herangezogen worden sein, wie die Geschichte des oder der Auserwählten.
«Shadow & Bone» macht relativ schnell deutlich, dass hier niemand die Intention hatte, das Rad neu zu erfinden. Die Serie wirkt, je länger man sie schaut, so als wäre statt einer Torte vom Konditor, eine aus der Tiefkühltruhe geliefert worden, die zwar durchaus essbar ist, aber immer gleich schmeckt und der eindeutig das gewisse Etwas fehlt. Die Geschichte um die dunkle Schattenwand, sowie das ans Russische Kaiserreich angelehnte Setting mögen kurzweilig etwas Abwechslung simulieren, werden aber insbesondere von der blassen Charakterzeichnung überschattet. Dass es insbesondere der von Jessie Mei Li gespielten Protagonistin Alina Starkov an Charisma fehlt, ist durchaus schwerwiegend und kann kaum von den restlichen Sidekicks kompensiert werden.
Die gängigen «Game of Thrones» Vergleiche, die mittlerweile zu fast jeder mittelgroßen Fantasyproduktionen gezogen werden, verbitten sich allerdings nicht nur aufgrund dieser oberflächlichen Charakterzeichnung, sondern in Betracht gezogen werden sollte auch immer das jeweilige Zielpublikum. Bereits die Buchvorlage wird dem Jungendfantasyroman zugeordnet, ist also für ein eher junges Zielpublikum konzipiert worden. Gerade beim Fantasygenre macht es Sinn, dieses nicht als Hyperonym zu betrachten und alles in einen Topf zu werfen, sondern sich auf die Zielgruppe zu konzentrieren, die eine andere sein dürfte als bei Erwachsenenfantasy wie «Game of Thrones» oder «The Witcher».
«Shadow & Bone» mag sich produktionstechnisch durchaus etwas von den vielen Fließbandproduktionen des Streamers absetzen, reiht sich aber trotzdem in dessen Peak TV Katalog ein und dürfte obgleich des kurzfristigen „Erfolgs“, den mittlerweile praktisch jeder etwas größere Neustart bei Netflix für sich beansprucht, über keinen längeren Zeitraum hinweg in Erinnerung bleiben.