«Mortal Kombat» – Kann die ultrabrutale Spieleverfilmung überzeugen?

Knapp 30 Jahre ist es nun bereits her, dass «Mortal Kombat» im Jahr 1992 erstmalig auf Arcade-Automaten in Spielhallen erschien.

Damals dauerte es lediglich drei Jahre, bis im Jahr 1995 der heute insbesondere für die «Resident Evil»-Verfilmungen bekannte Paul W. S. Anderson eine Interpretation auf die große Leinwand brachte. Von Kritikern verschmäht, schaffte es der Film damals mit einem schmalen Budget von 18 Millionen US-Dollar, beachtliche 122 Millionen einzuspielen. Rund 25 Jahre später ist Hollywoods Reboot-Kreislauf in vollem Gange und auch «Mortal Kombat» darf sich einer Neuinterpretation erfreuen.

Während die Urverfilmung noch mit einem PG-13 (FSK 12) Rating daherkam, orientiert sich die 2021er Version klar an der ultrabrutalen Videospielvorlage. Blut, Gore und Körperspaltungen gehören zum guten Ton. Zumindest was diesen, für Fans der Reihe wohl äußerst wichtigen Faktor betrifft, wurde sich sehr detailgetreu am Ausgangsmaterial, der bis heute erfolgreichen Videospielserie bedient. Sowohl Teile der Kampfchoreografie, die sogenannten „Finisher“-Moves, als auch bestimmte One-Liner, haben es 1:1 in die Filmversion geschafft.

Die teils deutlich CGI-überladenen Kampfszenen dürften daher vielen Spielefans zusagen, die auf 110 Minuten langgezogene „Story“ samt offenem Ende hingegen nicht. Es macht relativ wenig Sinn, bei einem Film wie «Mortal Kombat» überhaupt auf die fehlende Stringenz der Handlung, die seelenlos gespielten Protagonisten oder das schwache Szenenbild einzugehen. Allerdings hätte einem Film, dessen Handlung genauso schwach und belanglos, wie die darin stattfindende schauspielerische Leistung ist, eine knackige Laufzeit von 90 Minuten sicherlich gutgetan. Stattdessen dürften sich Zuschauer während schwachsinniger Dialoge und in die länge gezogener Trainingssequenzen häufiger beim Blick auf die Uhr ertappen.

Dabei beginnt die Handlung von «Mortal Kombat» zunächst sogar recht vielversprechend. Der Prolog, welcher im Japan des 17. Jahrhunderts stattfindet und die Hintergrundgeschichte von Bi-Han (Joe Taslim) und Hanzo Hasashi (Hiroyuki Sanada) erzählt, ist recht ansprechend gefilmt und auch die Kampfchoreografie gehört mit zum Besten, was der Film zu bieten hat. Leider kommt allerdings das, was «Mortal Kombat» ausmacht, nämlich die Kämpfe, im weiteren Verlauf des Films zu kurz. Immer, wenn stattdessen versucht wird, sich auf die belanglose und schwache Geschichte zu konzentrieren, offenbaren sich alle Schwächen des Films gnadenlos. Hier dürften sich so einige Videospieler wie in einer unüberspringbaren Zwischensequenz fühlen, die trotz des Drückens zahlreicher Controllertasten einfach nicht zu Ende gehen mag. Für ein Spiel ist es ein Offenbarungseid, wenn der Spieler noch während des überladenen und viel zu langen Tutorials daran denkt, es wieder zu schließen und einfach etwas anderes zu spielen. Beim Medium Film mag zumindest im Heimkino die Vorspultaste vorhanden sein, doch auch nur der Gedanke an diese, gleicht einem Scheitern des Werkes.

«Mortal Kombat» kann dort überzeugen, wo es die Originalverfilmung nicht konnte, nämlich in den Kampfszenen, die teils sehr detailgetreu umgesetzt wurden und die Spielereihe bis heute zu dem macht, was Fans der Reihe begeistert. Mit einer Konzentration auf eben diese Kampfszenen und einer Kürzung der Laufzeit um rund 20 Minuten, hätte aus «Mortal Kombat» ein kurzweiliger, unterhaltsamer Prügelfilm für Genrefans werden können. Stattdessen müssen Zuschauer viel Geduld mitbringen, die möglicherweise erst mit dem zum Ende des Films angedeuteten Sequel belohnt werden könnte.


«Mortal Kombat» wird ab dem 13.05. als "Premium-Download" zum Leihen oder Kaufen bei den gängigen VOD-Anbietern zur Verfügung stehen. Eine Kinoauswertung ist bei zeitnaher Öffnung der Kinos theoretisch ebenfalls noch möglich.
09.05.2021 11:15 Uhr  •  Marc Schneider Kurz-URL: qmde.de/126729