«Sky Rojo»: Gewaltorgie mit etwas nackter Haut

Serienmacher Álex Pina versucht mit seiner neuesten spanischen Eigenproduktion an den Erfolg von «Haus des Geldes» anknüpfen und schickt hierfür drei Prostituierte auf einen sinnlosen Gewalttrip.

«Haus des Geldes» gehört zu den größten Erfolgen europäischer Eigenproduktionen für Netflix. Daher verwundert es nicht, dass abermals mit den Schöpfern der Serie zusammengearbeitet wurde und man diesen wohl auch relativ freie Hand gelassen hat. Die Handlung ist dabei weitaus weniger komplex als noch beim Erstling geworden. Drei Prostituierte oder selbstreferentiell Nutten, wie sich die Protagonistinnen immer wieder nennen, entkommen aus der Zwangsprostitution auf Teneriffa und fliehen vor ihrem Zuhälter, den sie zuvor zum Krüppel machten.

Recht ordentlich ist das Setting der Serie gewählt. Teneriffa, das mit seiner tristen Wüstenlandschaft an Schauplätze in Nevada oder Gebiete um die mexikanische Grenze erinnert, verschafft der Serie ein internationales Flair. Die Wüste symbolisiert dabei hervorragend die Trostlosigkeit der Prostitution und erzeugt ein stimmiges Gesamtbild. Relativ schnell wird allerdings klar, dass «Sky Rojo» bis auf das Szenenbild wenig Überzeugendes oder Originelles aufzubieten hat. Die Schauspieler sind durchweg unterdurchschnittlich, auch wenn dies wohl eher aus Zufall dazu beiträgt, dass zumindest die drei Hauptdarstellerinnen eine überzeugende Unbeholfenheit ausstrahlen.

In der Vorberichterstattung zur Serie wurde gerne der Name Quentin Tarantino als Einfluss für die Serie in den Raum geworfen. Ob nun allerdings lediglich aufgrund der häufigen brutalen Gewaltexzesse der Serie ein Vergleich zu diesem gezogen werden sollte, ist mehr als fraglich, denn hierfür fehlen ein smartes Drehbuch, überzeugende Hauptdarsteller und der unterschwellige schwarze Humor, der Tarantino auszeichnet. Der Humor, den Sky Rojo innehat, wenn man das, was hier gezeigt wird, denn als Humor bezeichnen möchte, ist äußerst plump und es fehlt auch nur der Ansatz von Finesse.

Die Serie verlässt sich letztlich leider viel zu sehr auf den Exploitation-Effekt, der die Grundthematik von «Sky Rojo» bestimmt. Trotz der furchtbaren Umstände, in denen die Prostituierten für Jahre leben mussten und aus denen sie fliehen, schaffen es die Autoren kaum Sympathiepunkte für diese zu erzeugen. Die oberflächliche Charakterzeichnung samt generischem Bösewicht sorgt für eine Gleichgültigkeit beim Schauen, die auch ein paar Brüste und etwas spritzendes Kunstblut nicht kaschieren können.


Für Freunde des Exploitationfilms, die wenig Anspruch an eine durchdachte Handlung stellen, ist diese trashige Produktion im Stile günstig produzierter B-Movies der 70er Jahre eventuell sogar empfehlenswert. Wem hingegen drei stets leichtbekleidete Frauen und etwas Splatter gepaart mit einer hauchdünnen Handlung nicht ausreichen, sollte einen weiten Bogen um «Sky Rojo» machen.



Die erste Staffel von «Sky Rojo» ist seit dem 19. März bei Netflix abrufbar.
27.03.2021 11:15 Uhr  •  Marc Schneider Kurz-URL: qmde.de/125837