«Wonder Woman 1984»-Kritik: Zum Glück nicht im Kino

Gal Gadot, Chris Pine und Pedro Pascal, gepaart mit einem 1980er Jahre Setting und einem äußerst erfolgreichen Vorgänger im Gepäck. Was kann da noch schief gehen?

Leider ziemlich viel, muss nach Sichtung dieses Sequels klar und deutlich gesagt werden. «Wonder Woman» schien im Jahr 2017 einen ziemlich erfrischenden Neustart, der bis dato allzu düsteren DC Comicverfilmungen, einzuleiten. Mit charmanten Hauptdarstellern, die weitaus lockerer und mit mehr Witz agieren durften, als es die Fans bisher vom Hause DC gewohnt waren, avancierte «Wonder Woman» mit Einnahmen von über 800 Millionen USD zum absoluten Hit für das Studio. Dass schon beim Erstling das Drehbuch nicht gerade bahnbrechend war und so einige Ecken und Kanten aufwies, wurde vom Gesamtwerk noch recht gut kompensiert. Zwar äußerst generisch, aber durchaus kurzweilig unterhaltend zu sein, konnte man dem Vorgänger aus dem Jahr 2017 durchaus attestieren.

Bei «Wonder Woman 1984» funktioniert dies leider nicht mehr, was insbesondere dem extrem schwachen Drehbuch zuzuschreiben ist. Die Handlung des Films ist nicht nur löchrig wie Schweizer Käse, sie wirkt zu Teilen auch äußerst stupide und dürfte die Intelligenz der meisten erwachsenen Zuschauer nur allzu schnell beleidigen. Ähnlich wie der Vorgänger beginnt der Film mit einer Rückblende in Dianas (Gal Gadot) Kindheit, die überzeugend umgesetzt ist und zunächst auch Lust auf mehr macht, da sie den Anschein vermittelt, an das Erfolgskonzept des Erstlings anzuknüpfen. Im Jahr 1984 angekommen beginnen die Probleme des Drehbuchs, denn wie zuvor bereits bekannt wurde, musste der im ersten Teil eigentlich verstorbene Steve Trevor (Chris Pine) irgendwie zurückgeholt werden. Die Art und Weise dieser Rückholaktion mit der Brechstange, macht schnell klar, dass ursprünglich ein Mitwirken Chris Pines an einem möglichen Sequel keinesfalls geplant war. Ob nun Patty Jenkins einen Narren an Pine gefressen hat und deshalb das Drehbuch für sein Mitwirken in einer Hauptrolle umschrieben ließ oder das Studio Druck machte, den Sympathieträger aus dem Erstling irgendwie wieder an die Seite Gadots zu stellen, kann an dieser Stelle egal sein, denn funktioniert hat es nicht.

Statt eines actionreichen Superheldenfilms mit der titelgebenden Wonder Woman erhalten die Fans zu großen Teilen eine säuselnde Liebesschmonzette mit Diana Prince und Steve Trevor, die aufgrund der Art und Weise der Inkarnation Trevors nicht nur ins Nirgendwo führen muss, sondern auch der Bettgeschichten mit einem fremden bzw. übernommen Körper wegen bei so einigen Zuschauern für Stirnrunzeln sorgen dürfte. Fraglich ist zudem, warum dem Film ein 80er Jahre Setting verpasst wurde, wenn dieses äußerst populäre Jahrzehnt leider so gar nicht genutzt wurde. Nicht nur die musikalische Untermalung ist äußerst dürftig und hätte mit einigen klassischen Pop/Rock Stücken dieser Zeit sicherlich einiges an Aufwertung erfahren, sondern auch das Kostüm- und Maskenbild wirkt minimalistisch und lustlos. Schauspielerisch machen Pine und Gadot Dienst nach Vorschrift, wirklich positiv sticht einzig Pedro Pascal hervor, der sichtlich motiviert ist, dem schwachen Drehbuch noch irgendwie auf die Sprünge zu helfen.

Regie und Effekte machen das mit 200 Millionen USD nicht gerade spärliche Budget des Films zumindest teilweise sichtbar, wobei mit Blick auf diese Zahl unweigerlich die Frage aufkommen muss, wer die Story des Films letztendlich abgesegnet und den Drehstart genehmigt hat, anstatt diese, wie in Hollywood nicht unüblich, umschreiben zu lassen. Man kommt nicht darum herum, zu vermuten, dass nicht nur die weltweit überwiegend geschlossenen Kinos dazu führten, diesen Film, anstatt ihn erneut zu verschieben, lieber auf der eigenen Streaming Plattform zu veröffentlichen, sondern auch einige Verantwortliche bei Warner diesem schlicht und einfach keine Kinotauglichkeit bescheinigen wollten.



«Wonder Woman 1984» ist ein Sequel, dass auf ganzer Linie enttäuscht. Weder ein überzeugender Pedro Pascal, noch die handwerklich insgesamt ordentliche Umsetzung, schaffen es den Film wenigstens ins Mittelmaß zu hieven. Selbst David Ayers unrühmlicher «Suicide Squad» aus dem Jahr 2016, der ebenfalls mit einem hanebüchenen Drehbuch daherkam, wirkt gegen das hier gebotene noch irgendwie unterhaltsam.



Der Film hat auch in Deutschland die Kinoauswertung übersprungen und ist seit dem 18. Februar 2021 beim Pay-TV-Anbieter Sky und dem dazugehörigen Streamingdienst Sky Ticket in deutscher Synchronisation abrufbar.
21.02.2021 11:00 Uhr  •  Marc Schneider Kurz-URL: qmde.de/125010