Eine der besten Sci-Fi-Serien der letzten Jahre läuft mit ihrer fünften Staffel sowohl visuell als auch erzählerisch zu neuer Höchstform auf.
Während sich die vorausgehende Staffel aufgrund ihres recht statischen Settings und der daraus resultierenden langsamen Erzählung mit dem Handlungsfortschritt recht viel Zeit lies, zieht das pacing der neuen Staffel deutlich an. Zunächst etwas ungewohnt dürfte die praktisch vollständige Trennung der altbekannten Crew für so manchen Zuschauer sein. Jedem Crewmitglied ist ein autonomer Handlungsstrang zugewiesen. Ein Kniff, der von Autoren gerne angewandt wird, um der Lauflänge einer Serie ohne viel Füllmaterial gerecht zu werden, im hier vorliegenden Fall aber bereits auf die Buchvorlage zurückzuführen ist. Natürlich ist davon auszugehen, dass die verschiedenen Handlungsstränge rund um die altbekannten Intrigen, den Terrorismus-Plot und die Leichtsinnigkeit im Umgang mit dem Protomolekül letztlich zusammenlaufen werden. Bis dahin macht es viel Spaß etwa Amos Burton (Wes Chatham) beim „Stressabbau“ zuzuschauen, dessen wortkarges, gewalttätiges Ich nun ziemlich ungezügelt, ohne jeglichen Puffer auf die Welt losgelassen wird. Auch für die restlichen Protagonisten wird mit diesen „einsamer Wolf“-Erzählungen Zeit für Persönlichkeitsentwicklung und Charaktermomente geschaffen, die als Kollektiv bisher immer nur im Ansatz dargestellt werden konnten.
Abseits des Weltraumsettings bleibt «The Expanse» eine zutiefst menschliche Geschichte, die ein wunderbares Kontrastverhältnis zwischen den schlimmsten und besten Eigenschaften der Menschheit aufzeigt und uns allzu oft ein Spiegelbild gerade in Bezug auf aktuelle politische Ereignisse vorhält. Neben der weiterhin wichtigen sozial-ökonomischen Disparität zwischen Erde-, Gürtel-, und Marsbewohnern, wurde auf individueller Ebene der Puffer, der in vorrausgehenden Staffeln noch durch die Freundschaftsebene bzw. den Zusammenhalt der Protagonisten vorhanden war, durchschnitten, was dem Zuschauer einen sehr persönlichen Betrachtungswinkel in die Psyche eines jeden (Anti-)Helden der Serie offenbart. Hierbei wird die besondere Verbindung zwischen diesen höchst divergenten Charakteren besonders deutlich.
«The Expanse» schafft es einerseits die Zuschauerschaft mit in den Weltraum zu nehmen, wie kaum eine Serie zuvor und gleichzeitig eine Geschichte zu erzählen, deren Grundthematik so ursprünglich menschlich ist, dass das Weltraumsetting schnell zur Nebensache werden kann. Staffel fünf steigert sich dabei insbesondere im Vergleich zur Vorgängerstaffel nochmals genau an den richtigen Stellen. Das Erzähltempo wurde deutlich erhöht, die Settings bieten mehr Abwechslung und auch visuell kann die Serie vollends überzeugen. Letztlich wurde hier ein gelungener Spagat zwischen intelligenter, vielschichtiger Sci-Fi-Unterhaltung und einer realistisch wirkenden Zukunftsvision geschaffen, die schmerzlich aufzeigt, wie wenig sich die Menschheit im Verlauf ihrer Geschichte trotz all des technologischen Fortschritts weiterentwickelt hat.