«The Professionals» Rohrkrepierer erster Güte

Als große internationale Co-Produktion mit namhaften Stars wurde die Actionserie «The Professionals» im Mai 2019 angekündigt.

Dass es anschließend äußerst ruhig um die mit Brandan Fraser («Die Mumie») und Tom Welling («Smallville») recht prominent besetzte Produktion wurde, überrascht nach Sichtung der Pilotfolge leider überhaupt nicht mehr. Still und heimlich lief die Serie Mitte November scheinbar als weltweite „Premiere“ beim Pay-TV-Sender TNT-Serie an, denn wer die Serie vorab zu sehen bekam, wollte dafür dem Anschein nach keinen Cent mehr an Marketinggebühren investieren.

Die Story, die selbst für ein 90er Jahre C-Movie zu dünn ist, passt dabei ohne Probleme auf einen Bierdeckel. Milliardär Peter Swann (Fraser) möchte einen Satelliten zu medizinischen Zwecken ins All schießen. Die Rakete wird allerdings von einem Scharfschützengewehr abgeschossen, weshalb sich Swann Hilfe beim knallharten Sicherheitsprofi Vincent Corbo (Welling) sucht, der der Angelegenheit auf den Grund gehen soll. Versucht wurde hier offensichtlich seichte Actionunterhaltung a la «MacGyver» oder «Magnum P.I.» zu kreieren, für die keinerlei tiefere Gedankengänge nötig sind.

Das Budget von «The Professionals» war mit der Vertragsunterschrift von Brandan Fraser und Tom Welling allerdings scheinbar schon vor dem Schreiben der Drehbücher völlig aufgebraucht. Es ist dabei relativ egal ob man nun Szenenbild, (Action-)Choreografie oder das Schauspiel betrachten möchte. Alles wirkt so, als sei ein kleiner Junge mit seinem Sparschwein zur Bank gelaufen, mit der Intention ein großes Actionspektakel auf den kleinen Bildschirm zu zaubern. Der Nebencast scheint mit Laienschauspielern besetzt worden zu sein, die selbst das schwache Schauspiel von Welling und Fraser nochmals weit zu unterbieten vermögen. Während Welling schon zu «Smallville» Zeiten nicht für seine große schauspielerische Breite bekannt war, sieht man ihm hier die Unlust allerdings förmlich an. Fraser, als recht bekannter Kinoschauspieler der frühen 2000er Jahre, gleicht sich diesem nahtlos an. Zu verübeln mag es den beiden nicht unbedingt sein, denn mit diesem Skript und dem restlichen Cast im Schlepptau, wäre selbst mit einer emmywürdigen Performance aus «The Professionals» keine gute Serie geworden.

Teilweise macht es den Anschein als hätte zum Drehstart überhaupt kein fertiges Drehbuch vorgelegen. Beim Schnitt fühlt man sich an alte Musikvideos zurückerinnert, wo wahllos Szenen aneinandergeschnitten wurden, deren Sinn- und Zusammenhanglosigkeit letztlich mit Musik kaschiert wurde. Nur, dass hier eben nichts zum Kaschieren vorhanden war. Zudem wurden Szenen in die Handlung geschnitten, die eindeutig einzig zum Erreichen der Lauflänge einer gängigen Serienfolge vorhanden sind.

Es gibt trashige Serien, die trotz schwachen Drehbuchs und mittelmäßigen Schauspiels noch irgendwie zu unterhalten wissen. Sei es durch großartige Stunts, Choreografien oder selbst unfreiwilliger Situationskomik. Bei «The Professionals» ist hiervon selbst mit viel gutem Willen nichts vorzufinden, «The Unprofessionals» hätte als Titel ein weitaus stimmigeres Gesamtbild erzeugt. Beim Schauen wünscht man sich unweigerlich die Serie wäre für einen amerikanischen Networksender produziert worden. Denn dieser hätte nicht gleich eine ganze Staffel bestellt, sondern die Serie nach der Produktion der Pilotfolge tief in der Mottenkiste vergraben.
05.12.2020 13:00 Uhr  •  Marc Schneider Kurz-URL: qmde.de/123307