Warner Bros. bereitet sich auf das Ende der Kinos vor

Das Unternehmen wird seine Kinofilme zeitgleich zum Kinostart auch streamen. Das ist somit eine wegweisende Veränderung, die die Branche ändern wird.

Der Unterhaltungskonzern Warner Bros. hat am Donnerstag eine sehr weitreichende Entscheidung angekündigt. Ähnlich wie beim HD DVD- und Blu-Ray-Krieg könnte das Unternehmen aus Burbank, Kalifornien, das Zünglein an der Waage sein. Das Studio veröffentlicht «Wonder Woman 1984» zu Weihnachten gleichzeitig zum Kinostart bei HBO Max. Man dachte, dies handelt sich um ein historisches Experiment – doch nun kam alles anders.

Warner Bros. wird für die nächsten zwölf Monate eine ähnliche Veröffentlichungsstrategie anwenden. Das Unternehmen bricht somit sämtliche Standards, die über Jahrzehnte in der Home-Video-Auswertung gezählt haben. Sämtliche Filme von 2021, darunter auch das «Dune»-Remake und «Matrix 4» werden sowohl in den Kinos als auch bei HBO Max veröffentlicht. Mit diesem Schritt bestätigt Warner Bros. die Vorstellungen, dass Streaming-Angebote und die Corona-Krise die Kinos zum Aussterben bringen wird.

Die Vorsitzende und CEO von WarnerMedia, Ann Sarnoff, bezeichnete das Modell als "einzigartigen Einjahresplan". Die Führungskräfte des Unternehmens betonten, dass die Initiative voraussichtlich nicht bis 2022 oder darüber hinaus fortgesetzt wird - sie wird als vorübergehende Lösung als Reaktion auf die anhaltende globale Gesundheitskrise betrachtet. "Wir leben in beispiellosen Zeiten, die nach kreativen Lösungen verlangen, einschließlich dieser neuen Initiative für die Warner Bros. Niemand wünscht sich Filme mehr als wir auf die große Leinwand zurück. Wir wissen, dass neue Inhalte das Lebenselixier einer Kinoausstellung sind, aber wir müssen dies mit der Realität in Einklang bringen, dass die meisten Kinos in den USA wahrscheinlich das ganze Jahr 2021 hindurch mit reduzierter Kapazität arbeiten werden".

Warner Bros. hat im Gegensatz zum Disney-Konzern einen entscheidenden Vorteil: Das Filmstudio gehört zum Telekommunikationsanbieter AT&T, dessen Geschäfte – ähnlich wie bei der Deutschen Telekom – seit Jahrzehnten sehr lukrativ sind. Die Corona-Pandemie hat die Anbieter von Internet- und Telefonverträgen nicht betroffen, die Margen der Unternehmen sind riesig. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen fast 14 Milliarden US-Dollar Gewinn.

Zunächst, so der Plan von WarnerMedia, sollen die Kinofilme einen Monat bei HBO Max verfügbar sein, ehe die übrige Auswertung zunächst den Kinos überlassen wird. In Deutschland unterhält das Unternehmen umfassende Verträge mit Sky, weshalb auch hierzulande der WarnerMedia-Streamingdienst HBO Max nicht verfügbar ist. Es ist also sehr realistisch, dass die beiden Unternehmen noch enger zusammenarbeiten. Unklar ist, ob die Filme gegen eine Extra-Gebühr gekauft oder geliehen werden können, oder gratis zum Streamen angeboten werden.
04.12.2020 08:56 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/123269