Expertinnen in medialer Öffentlichkeit

Laut einer Auswertung treten Frauen als Experten in TV-Formaten nur zu 22 Prozent auf, Online sind es nur sieben Prozent. Erklären nur Männer wie die Welt funktioniert?

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" beschäftigte sich am Donnerstag mit Corona-Expertinnen und der medialen Berichterstattung. Das Medium hat eine Auswertung vorgenommen, deren Erhebungen sich auf die Zeiten seit Beginn der Corona-Krise bezieht. In diesem Zeitraum waren es wohl vordergründig Männer, welche als entsprechende Experten aufgeführt wurden. Die Frage ist, ob nur Männer gefragt werden oder es eben nur Männer vor die Kamera oder vor das Mikrofon schaffen. Überblickt man die veröffentlichten Forschungsarbeiten sind diese größtenteils von männlichen Akademikern. Also wurden auch diese in den Blick der Öffentlichkeit gerückt.

Laut einer Beobachtung aus Journalistenkreisen ist das Problem nicht eingleisig zu sehen. Frauen würden häufiger als Männer Gesprächsanfragen ablehnen. Mit Zahlen sei diese Beobachtung nicht belegbar - aber eben vorhanden. Die Schuld soll damit keinesfalls den Expertinnen zugeschoben werden. Im Schnitt würden Professorinnen und Doktorinnen öfter antworten, sich mit dem gefragten Thema nicht gut genug auszukennen. Bei den männlichen Gegenparts geschehe dies seltener.

Schnell kommt bei der Wahl der Gesprächspartner eine Art Expertinnenquote in den Diskurs. Ohne eine solche Quote als wirksam oder erstrebenswert zu erachten gibt es Ansätze aus den USA. Hier haben sich Journalisten vom Magazin „The Atlantic“ bereits 2016 und 2018 diesem Problem gewidmet. Mit gehöriger Anstrengung sei eine gleiche Gewichtung von Männer- und Frauenstimmen in den Medien möglich. Um dieses Gleichgewicht zu erreichen sahen die Beteiligten beim US-Magazin die Journalisten in der Pflicht. Oft scheint die Stimme eines Mannes die erste Hörbare oder Verfügbare zu sein, bohrt der Journalist aber genug nach und arbeitet gründlich, findet er auch starke Stimmen von Frauen. Wird hier das Gleichgewicht hergestellt ist einem Punkt beim Gendern wohl geholfen.
26.11.2020 12:36 Uhr  •  Felix Maier Kurz-URL: qmde.de/123090