Mit rund drei Jahren Verspätung startet nun auch in Deutschland die aktuell erfolgreichste Serie im US-Kabelfernsehen.
«Yellowstone» ist eines dieser interessanten Beispiele einer initial von den amerikanischen Kritikern abgestraften Serie, die binnen kürzester Zeit zum absoluten Publikumsliebling avancierte und Woche für Woche gigantische Quoten im US-Kabelfernsehen einfährt. Es überrascht dabei nicht, dass im politisch aufgeheizten Amerika eine Serie, die den uramerikanischen Heldentypus des Cowboys in den Mittelpunkt stellt und als Antagonisten unter anderem Teile der indigenen Bevölkerung einführt, bei vielen Journalisten einen schweren Stand hat.
Visuell fantastisch inszeniert wird der Zuschauer von den weitläufigen, naturbelassenen Landschaftsbildern unweigerlich eingefangen und kann den Willen, dieses Stück unberührte Erde, frei von Industrie und Umweltverschmutzung, zu besitzen und zu verteidigen, nur allzu gut nachvollziehen. Das Szenenbild beschränkt sich dabei überwiegend auf die titelgebende Ranch, samt Haupthaus und Schlafbaracke für die Angestellten, sowie die angrenzende Kleinstadt, wodurch dieser eigenständige Mikrokosmos geschaffen wird, der die restliche Welt gekonnt ausblendet. Yellowstone romantisiert dabei die Vorstellung eines Cowboys der ein ursprünglicheres, authentischeres und dadurch letztendlich auch besseres Leben führt, als die restliche Menschheit in ihrer grauen, urbanen von technologischem Fortschritt bestimmten Außenwelt. Die Angst davor, dass dieses Leben von Außenstehenden beendet werden könnte, dominiert jeden Handlungsstrang der Serie. Während die Haupthandlung meist stringent verläuft und sich nach und nach mit verschiedenen Antagonisten beschäftigt, die versuchen der Familie Dutton den Grundbesitz und ihre Art zu leben streitig zu machen, sind es insbesondere die Nebenplots, die zwar eingeführt werden, aber partiell ohne Auflösung ins Leere verlaufen. Dies ist insbesondere auf das hohe pacing des Plots zurückzuführen, der teilweise in einer Geschwindigkeit voranschreitet, den man eher in Filmen, als in Serien zu finden vermag.
«Yellowstone» ist das letzte Einhorn einer ausgestorbenen Art von Fernsehen und eines heute häufig unpopulären Männlichkeitsbilds, dass zwischen Macho und Gentlemen der alten Schule seinesgleichen sucht. Und auch wenn wir es hier eindeutig mit rauen Antihelden statt glattgebügelten Strumpfhosenhelden zu tun haben, bei denen man sich nie so ganz sicher sein kann ob sie tatsächlich die „Guten“ mit ehrenwerten Motiven repräsentieren, so ist es überaus erfrischend eine Serie im Repertoire zu haben, in der „political correctness" noch nicht einmal zum Fremdwortschatz gehört. Wer sich auch heute noch an klassischen Western mit John Wayne oder Clint Eastwood erfreuen kann, dem sei Yellowstone wärmstens empfohlen.