Mit der zweiten Staffel Warrior geht bei der HBO Tochter Cinemax aktuell nicht nur die letzte Originalserie des Senders zu Ende, sondern auch die einzige echte Martial-Arts-Serie im US-Fernsehen.
Verdient wäre es, denn das hohe Niveau der ersten Staffel kann bisher zum größten Teil gehalten werden und die Geschichte rund um Ah Sahm (Andrew Koji) wird nahtlos fortgeführt. Vorbehaltlos überzeugen kann «Warrior» immer dann, wenn sich die Handlung auf die beiden Protagonisten Ah Sahm und Young Jun (Jason Tobin) fokussiert. Unterhaltsame one-liner, großartige Kampfszenen und eine recht einfache, aber kohärente Geschichte laden hier zum Zurücklehnen und Genießen ein. Problematisch wird die Erzählung in Staffel zwei allerdings immer dann, wenn der Fokus hin zu den Nebencharakteren außerhalb Chinatowns wechselt. Hat man das recht unsinnige Techtelmechtel rund um die reiche weiße Ehefrau Penelope Blake (Joanna Vanderham) und Ah Sahm mit Staffel zwei glücklicherweise zu Grabe getragen, so führt Blakes Emanzipationshandlungsbogen genauso ins Leere, wie die Nebenhandlung um den korrupten Officer “Big Bill” O'Hara (Kieran Bew) und dessen drogensüchtigen Partner Richard Lee (Tom Weston-Jones). Statt den Cast mit Staffel zwei noch weiter aufzustocken, wäre in diesem Fall weniger möglicherweise mehr gewesen. Die zwei Welten von Chinatown und dem restlichen, von der weißen Arbeiterschicht und Elite geprägten San Francisco gleichrangig miteinander zu verbinden, funktioniert meist nicht, sodass die separate Handlung außerhalb Chinatowns teilweise wie ein Fremdkörper wirkt.
Aktuell wirkt es noch nicht so, als könnten die offenen Handlungsstränge mit den verbleibenden drei Episoden der Staffel zu einem konklusiven Ende zusammengeführt werden. Als im Januar die Einstellung der hauseigenen Serienproduktionen bei Cinemax bekannt gegeben wurde, dürfte die Staffel bereits abgedreht gewesen sein. Da ein Großteil des Casts bereits in neue Projekte involviert ist, wird auch der jüngst von Hauptdarsteller Andrew Koji geäußerte Wunsch nach einem abschließenden Film, wie im Falle von «Deadwood» nur schwer umzusetzen zu sein. Wie die Actionserie nach einer Idee von Bruce Lee letztlich ausgehen wird, davon können sich die deutschsprachigen Fans ab Dezember bei Sky selbst überzeugen. 