Hier wird Geschwisterliebe auf die Probe gestellt. Das ist der neue Film mit Lars Eidinger.
Das Thema Krebserkrankung macht auch vor Kinotüren keinen Halt. Wie die eine ihr Leiden überwindet, der andere eher daran zerbricht, ist stets bewegend und zutiefst menschlich sind. Meist verquickt mit einer triefenden Liebesgeschichte. Die Filmgeschichte ist voll davon, angefangen von Ali McGraw und Ryan O‘Neal In «Love Story» (1970) bis zu «Das Schicksal ist ein mieser Verräter» (2014). Manche Filme wie «Das Beste kommt zum Schluss» (2007) geben dem Thema eine leichtere Note, andere wie «Halt auf freier Strecke» (2011) schildern auf unerträgliche Weise das ganze Ausmaß dieser Krankheit. Das Leiden aus der Sicht von «Brüderchen und Schwesterchen» zu schildern scheint jedoch neu. Genau davon handelt «Schwesterlein» - ein Filmdrama aus der Schweiz mit den deutschen Stars Nina Hoss und Lars Eidinger, für das dann aber ein viel berühmteres Grimm-Märchen ausschlaggebend wird: «Hänsel und Gretel».
Als ihr Zwillingsbruder Sven (Lars Eidinger) an Leukämie erkrankt, tut Lisa (Nina Hoss) alles, um ihn wieder auf die Beine zu bringen. Ihre Rückenmarksspende Bringt jedoch nicht den erhofften Erfolg. Also holt sie Sven, der in Berlin ein berühmter Bühnenschauspieler ist, zu sich nach Hause in die Schweiz. Wobei Zuhause zu viel gesagt ist. Denn mit ihrem Mann Martin (Jens Albinus) hat sie die Verabredung, dass der Aufenthalt in der Schweiz nur auf Zeit ist, weshalb sie verärgert reagiert, als Martin die Schule für die beiden gemeinsamen Kindern verlängert. 
Als Duo haben die beiden Schweizerinnen Véronique Reymond und Stéphanie Chuat bereits Filme wie «Das Kleine Zimmer» und «Les Dames» inszeniert. Mit «Schwesterlein» nahmen sie im Februar 2020 erstmals am Wettbewerb der Berlinale teil, gingen aber leer aus. Ihr Film wurde von Publikum und Kritik mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Für wahr verirrt sich die Geschichte in einer Ansammlung von Familienklischees und Nebenkonflikten, die sich kaum bereichernd auf die Story auswirken und die Dringlichkeit der existentiellen Fragen sowohl für den Bruder, der den Tod in die Augen schaut, als auch für die Schwester, die wieder lebendig wird, verweichlichen.
Zum ersten Mal erlebt man Lars Eidinger, der kürzlich im Kriegsdrama «Persischstunden» noch als Nazis zu sehen war, und Nina Hoss, gerade mit «Pelikanblut» im Kino vertreten, gemeinsam auf der Leinwand. Beine verbindet viel. An der ‚Ernst Busch‘-Schauspielschule Berlin gehörten sie dem gleichen Jahrgang an. Beide fühlen sich dem Theater verbunden, beide wohnen in Berlin. Es hat also viel dafür gesprochen, diese beiden Hochkaräter zusammen vor die Kamera zu kriegen. Obwohl die Rolle der Lisa immer mehr an Gewicht bekommt, scheint es doch, dass die Rolle des Sven abgesehen vom Krebs viel mehr Parallelen zum echten Leben seines Darstellers aufweist. Spielt sich Lars Eidinger hier womöglich selbst?