"Varus, Varus, gib mir meine Legionen zurück!" soll Kaiser Augustus geschrien haben, nachdem drei seiner Legionen im Teutoburger Wald vernichtend von den germanischen Stämmen geschlagen wurden.
Fraglich ist, weshalb man in der medial im Voraus vielfach propagierten „deutschen Antwort auf Vikings“, statt sich rein auf den historischen Stoff bzw. den der Schlacht titelgebenden Varus (Gaetano Aronica) und dessen Bezwinger Arminius (Laurence Rupp) zu konzentrieren, eine Dreiecksbeziehung rund um Arminius, seine spätere Frau Thusnelda (Jeanne Goursaud) und den Krieger Folkwin (David Schütter) in den Fokus rücken musste. Offensichtlich darf im Jahr 2020 der Topos der „starken Frau“ in Form von Thusnelda auch in «Barbaren» nicht fehlen. Problematisch wird diese Darstellung allerdings immer dann, wenn man ihr, wie im vorliegenden Fall, diese Rolle zu keiner Zeit abnimmt und sie erzwungen statt natürlich wirkt. Im Gegensatz zur Schildmaid Lagertha aus «Vikings», die als taffe Wikingerkriegerin zu jederzeit glaubwürdig und interessant dargestellt wird, scheinen die Autoren mit Thusnelda lediglich ein Häkchen auf der To-do-Liste abhaken zu wollen. Herausgekommen ist dadurch eher ein trotziges Mädchen anstatt einer harten Barbarenkriegerin. Zuschreiben kann man dies den insgesamt teils schwachen Dialogen der Serie, dem etwas hölzernen Schauspiel Goursauds, dass teilweise an Soaps aus dem Vorabendprogramm erinnert, aber auch der historischen Vorlage, die bisher schlicht nicht viel Zeit zur Entfaltung ihrer Person zulässt. Vielleicht wurde auch einfach zu sehr versucht dem im 20. Jahrhundert aus ihrem Namen entstandenen und heute abwertend gebrauchten Begriff „Tussi“ entgegenzuwirken. Geklappt hat das leider nicht sonderlich gut.
Überzeugen kann zudem das ordentliche Szenen- und Kostümbild, dass den Zuschauer hervorragend in die Zeit der Römer und Barbaren zurückversetzt. Die Gewaltdarstellung ist äußerst explizit, damit allerdings in diesem Fall auch realistisch. Auch die Idee, die Römer Latein sprechen zu lassen trägt ausgezeichnet zur Immersion bei, selbst wenn diese zumindest für das deutschsprachige Publikum durch das zum Teil sehr aktuell wirkende Hochdeutsch der Germanen wieder etwas aufgehoben wird.
Letztlich ist «Barbaren» eine etwas substanzlose Verfilmung einer der bekanntesten deutschen Heldengeschichten, die trotz einiges Augenrollens zu unterhalten weiß. Wer sich für historische Stoffe interessiert und vom Produktionsniveau kein zweites «Rome» erwartet, kann sich den Sechsteiler ab sofort auf Netflix anschauen.