Alles nur ein Alptraum?
In der germanischen Mythologie führte man Alpträume auf den negativen Einfluss koboldhafter Elfen zurück, die nachts auf einem sitzen und einen Druck auf den Brustkorb ausüben. Daher auch der Ausdruck Albdruck. Heute weiß man, dass solche Störungen des Schlafes meist in der zweiten Nachthälfte auftreten und auf Stress und unverarbeitete Erlebnisse zurückzuführen sind. Nichtsdestotrotz können sie für Betroffene sehr belastend sein, vor allem wenn der Alptraum immer wieder auftritt und Angst und Panik auslöst. So ergeht es auch Moritz Bleibtreu in seinem Regiedebüt «Cortex», mit dem er den Vergleich mit seinen Vorbildern Christopher Nolan («Inception») und Quentin Tarantino («Pulp Fiction») anstrebt. Bleibtreu schrieb auch das Drehbuch, eine verstrickte Story über Sein und Schein.
Alles ist möglich Und Bleibtreu treibt sein Publikum immer tiefer in ein unheimliches Labyrinth, aus dem es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt. Ein verstörendes Psychodrama, dem man nicht immer folgen kann und vielleicht auch gar nicht soll, denn auch als Beobachter der Ereignisse soll man sich nie zu sicher fühlen. Eine gespenstische Grundstimmung durchzieht den Film, was dank der düsteren Bilder, die Kameramann Thomas W. Kiennast («Das finstere Tal») einfängt, auch wahnsinnig gut gelingt. 
Als Schauspieler ist Moritz Bleibtreu Mitte der Neunzigerjahre ganz nach oben gekommen. Mit «Stadtgespräch» und «Knockin‘ On Heaven‘s Door» War er anfangs auf das leichte Fach festgelegt. Aber schon mit «Lola rennt» bewies er weitere Facetten seines Könnens und gipfelte in der Darstellung des RAF-Terroristen Andreas Baader in «Der Baader Meinhof Komplex». In den vergangenen Jahren haben den gebürtigen Münchner mit Hamburger Heimat immer mehr die düsteren Stoffe als Schauspieler angezogen. «Die vierte Macht», «Stereo», «Auf der dunklen Seite des Mondes» und «Nur Gott kann mich richten» waren sicherlich Wegbereiter für seine eigene Regiearbeit. Ein vielversprechendes Debüt, mit dem es sich Moritz Bleibtreu nicht einfach gemacht hat. «Cortex» beweist, dass er auch hinter der Kamera großes Kino kann, was hoffentlich kein Einzelfall bleibt.