«Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess»: Sommerferien im September

Mehrfach verschoben, nun endlich im Kino: Die Kinderbuchadaption «Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess».

Filmfacts «Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess»

  • Regie: Steven Wouterlood
  • Drehbuch: Laura van Dijk, nach der Vorlage von Anna Woltz
  • Produktion: Joram Willink, Piet-Harm Sterk
  • Cast: Josephine Arendsen, Sonny Coops van Utteren, Julian Ras, Tjebbo Gerritsma, Suzan Boogaerdt, Johannes Kienast, Terence Schreurs, Jennifer Hoffman, Hans Dagelet
  • Kamera: Sal Kroonenberg
  • Schnitt: Christine Houbiers
  • Musik: Franziska Henke
  • Länge: 84 Min
  • FSK: ohne Altersbeschränkung
Der Emmy-Preisträger Steven Wouterlood («Alles, was erlaubt ist») wurde Anfang 2019 auf der Berlinale vom Deutschen Kinderhilfswerk lobend erwähnt. Anlass war seine Sommerurlaubskomödie «Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess», die auf dem gleichnamigen und erfolgreichen Kinderbuch von Anna Woltz basiert.

Der Farbfilm Verleih wollte die Adaption, in der die Frühlingsgeschichte des Buchs um ein paar Monate nach hinten verlegt wurde, anfangs im April 2020 in Deutschland veröffentlichen. Gewissermaßen als frühe Einstimmung auf die Sommerferien. Kurz vor Corona erfolgte eine taktische Verschiebung in den Sommer, und somit zur im Film dargestellten Jahreszeit, und schlussendlich landete «Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess» halt nun im September.

Das steht dem Film aber ganz gut. Denn die Geschichte des jungen Sam (Sonny Coops Van Utteren) ist eine Geschichte über unverhoffte Ferienfreude, die mit einer Prise Wehmut dargestellt wird – so, wie es sich anfühlt, an einen Sommer zurückzudenken. Eine echte September-Stimmung, wenn man so will. Unser Protagonist will im Familienurlaub auf der niederländischen Insel Terschelling lernen, wie es ist, allein zu sein. Doch zufällig lernt er den eigensinnigen Jungspund Tess (Josephine Arendsen) kennen. Deren unbändige Energie zieht Sam direkt in den Bann …


Tess hingegen spannt Sam zwar stets in ihre Vorhaben ein, ist aber mit dem Kopf ganz woanders. Nichts ist für sie von größerer Bedeutung, als dass die neu angekommenen Touristen, die im Ferienhaus ihrer Mutter wohnen, die bestmögliche Woche erleben. Will Tess wirklich mit Sam befreundet sein, oder ist er für sie Mittel zum Zweck? Wenn ja: Zu welchem Zweck? Während Sam somit zwischen Vitalität, Frust und Frust über Vitalität pendelt, muss Tess durch Sam erkennen, dass nicht jeder Wunsch durchgeboxt werden kann, muss oder sollte.

Und während Steven Wouterlood das hübsche, aber auch etwas gräuliche Sommerflair der niederländischen Ferieninsel Terschelling so einfängt, dass man glatt Ferienfieber verspürt und dennoch Sams Insichgekehrtsein vor Augen geführt bekommt, stechen lateinamerikanischen Rhythmen im Hintergrund ebenso hervor wie Tess' Quirligkeit.

Dass die Nebenfiguren deutlich überzeichneter sind als die zwar authentisch-kindlich stimmungsschwankenden, aber auch mit Ruhe abgebildeten Kinder-Hauptfiguren, trübt zwar den Gesamteindruck. Doch die subtilen Nuancen der unaffektiert dargestellten und von Drehbuchautorin Laura van Dijk glaubhaft skizzierten Ko-Stars bleiben wesentlich länger in Erinnerung: Tess und Sam lernen wider Willen voneinander und machen das Gefühl unverhoffter Zufallsbekanntschaften, die einen nachhaltig verändern, wunderbar deutlich.

«Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess» ist ab dem 3. September 2020 in deutschen Kinos zu sehen.
03.09.2020 11:32 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/121067