«Altes Haus sucht Mitbewohner» bei VOX will mit einer gut gemeinten Idee überzeugen, enttäuscht aber mit einem viel zu seichten Konzept und kratzt noch nicht einmal an der Oberfläche der Problematik.
Es ist kein Geheimnis, dass unsere Gesellschaft langsam aber sicher überaltert. Über 18 Millionen aller Deutschen sind älter als 65 Jahre, während nur 16 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 25 und 39 Jahren in Land leben. Viele Ältere haben ihr Arbeitsleben damit zugebracht, für die Familie zu sorgen und ihr ein schönes Heim mit reichlich Raum zur persönlichen Entfaltung zu schaffen. Doch was ist, wenn die Kinder ausgezogen sind, ihr eigenes Leben führen und dann auch noch der geliebte Mensch an der Seite verstirbt? Dann bleibt oft nur die Einsamkeit.
Es ist schade, dass das Reality-Format aus dieser Idee nicht viel mehr als eine gefühlsduselige Doku-Show herausholt, die Menschen in einem zehn-minütigen Speed-Dating aufeinander loslässt, um sie anschließend in einem fünftägigen, vollkommen unrealistischen Probewohnen allerlei gemeinsame Aktivitäten miteinander erleben zu lassen. Da sind beispielsweise die Converse-Schuhe tragende pensionierte Lehrerin und der Ex-Kommissar, die in einer 145 Quadratmeter großen, luxuriös eingerichteten Eigentumswohnung leben. Zudem besitzen sie ein großes Anwesen in der Eifel und nehmen einen arbeitslosen, 29-jährigen Straßenmusiker auf, weil sie in ihrer Jugend im Grunde ihres Herzens haschrauchende Hippies waren und sich nun eine helfende Hand im Garten wünschen.
Lediglich der ehemalige Maschinenbauer Ingo, der von seinem Vater einen Partyservice übernahm und der nach dem Tod seiner Frau einsam auf 180 Quadratmetern lebt, geht wirklich als Spiegel der alternden Gesellschaft durch. Ihm steht die sympathische und lebensfrohe Jana zur Seite, die als gelernte Seniorenassistentin fest im Leben steht und eigentlich wissen müsste, was sie tut. Doch selbst hier kippt der erste positive Eindruck recht schnell, weil sich Jana vier Tage lang zunächst rührend um Ingo kümmert, nur um am letzten Tag des Probewohnens zu resümieren, dass ihr Alltag eigentlich ganz anders aussieht, sie den ganzen Tag unterwegs ist und sich abends natürlich auch mal gerne mit Freunden trifft. Dass sie in den Tagen zuvor vollkommen falsche Erwartungen bei dem vereinsamten Witwer geschürt hat, scheint dabei völlig an der sonst so sozialkompetent wirkenden Jana vorbeigegangen zu sein. Man fragt sich bei aller Sympathie und Wärme, die die junge Frau ausstrahlt dann doch, ob hier nicht auf Ingos Kosten banales Zuschauerphishing betrieben wird. Bestärkt wird dieses Gefühl noch durch die für derartige Formate typische rührselige Musikuntermalung, die lediglich dazu dient, Emotionen zu wecken, aber sonst keinen Mehrwert für die Produktion bietet.