«Paw Patrol» kann jeder: Unsere Redakteurin Antje Wessels stellt fünf Kinderserien vor, die sich im Laufe der Fernsehgeschichte als gleichermaßen unterhaltsame wie pädagogische Bespaßung des Nachwuchses erwiesen haben.
Wer in den Neunzigerjahren im Norden Deutschlands aufgewachsen ist, für den gab es an der auf den gleichnamigen Büchern von Brigitte Blobel basierenden Familienserie «Neues vom Süderhof» kein Vorbeikommen. Das zunächst bloß 13 Folgen umfassende Format, heute gern auch als «Süderhof I» betitelt, erzählt die Geschichte der Familie Brendel, die auf einem Bauernhof in der Nähe von Hamburg lebt und deren Kids regelmäßig aufregende, dabei aber immer bodenständige Abenteuer erleben. In Episode drei findet ein Pferderennen am Strand statt, in Episode sieben treibt ein Taschendieb sein Unwesen in der örtlichen Schule und «Molle darf nicht sitzenbleiben» thematisiert Versagensängste von Teenagern. Überhaupt geht es in «Neues vom Süderhof» längst nicht bloß darum, niedliche Tiere zu zeigen und das Leben auf einem Bauernhof näher zu beleuchten. Insbesondere im Verlauf der nächsten Staffeln – nun unter dem inoffiziellen Titel «Süderhof II» bekannt und mit einer völlig neuen Besetzung ausgestattet, von der Fans bis heute sagen, sie hätte sich im Vergleich zur ersten verschlechtert – geht es viel um Naturschutz, Jugendprobleme und den Umgang mit kleineren Straftaten. Neben jeder Menge Spaß und Spannung ist «Neues vom Süderhof» ein pädagogisch wertvolles Format ohne erhobenen Zeigefinger. Lediglich die bisweilen doch hanebüchen unterirdischen Schauspielleistungen fallen einem erst als Erwachsener so richtig auf.
Die zwischen 1993 und 1995 erstmals im Fernsehen ausgestrahlte Zeichentrickserie «Als die Tiere den Wald verließen» basiert ebenfalls auf einer Buchvorlage und erzählt die Geschichte verschiedener Vierbeiner, die aufgrund der bevorstehenden Bebauung ihres Heimatwaldes in ein Naturschutzgebiet umsiedeln müssen. Für diese Reise sind alle Tiere gezwungen, ihre natürlichen Instinkte zu Gunsten ihrer Gefährten für eine Weile zu ignorieren. Fuchs und Hase müssen sich genauso auf einander verlassen können wie Kreuzotter und Eichhörnchen.
Ursprünglich bekannt wurden die von Elfie Donnelly erdachten Geschichten rund um die kleine Hexe Bibi Blocksberg – übrigens ein Spin-Off zu «Benjamin Blümchen» – durch ihre zahlreichen Hörspielauftritte. Doch irgendwann entschied man sich seitens Kiddinx, dass es an der Zeit sei, die Geschichten rund um das blonde, 13-jährige Mädchen fortan auch über die Fernsehschirme flimmern zu lassen. Und so gibt es mittlerweile fünf Staffeln mit insgesamt 66 Folgen (die aller erste «Hexen gibt es doch» wurde ausschließlich auf Video veröffentlicht), in denen Bibi, die übrigens eigentlich Brigitte mit Vornamen heißt, ihre Freunde aus Gefahrensituationen befreit, für die Hexenschule büffelt oder sich aus Situationen herausmanövrieren muss, in die sie sich selbst hineingehext hat. Zu ihren besten Freunden zählen neben den Mitschülerinnen Marita und Moni sowie ihre Leidensgenossinnen der Hexenschule, Schubia Wanzhaar und Flauipaui, auch die rasende Reporterin Karla Kolumna sowie ihre beste Freundin Tina Martin, über deren Freundschaft es mit «Bibi & Tina» eine Spin-Off-Serie gibt.
Wir haben Bibi Blocksberg bereits in der vorherigen Serienbeschreibung kennengelernt, nun widmen wir uns dem Spin-Off rund um ihre Freundin Tina Martin, mit der Bibi regelmäßig die Ferien verbringt. Nachdem auch zu «Bibi & Tina» eine mehrteilige Zeichentrickstaffel ins Leben gerufen wurde, widmete sich Detlev Buck Anfang der 2010er-Jahre auf einer Meta-Realfilmebene den Abenteuern der beiden Freundinnen, auf die er in diesem Jahr eine Serie folgen ließ. Auch in dieser reist Bibi Blocksberg (Katharina Hirschberg) zu Beginn der Sommerferien auf den Martinshof, um dort gemeinsam mit ihrer Freundin Tina (Harriet Herbig-Matten), dessen Freund Alexander von Falkenstein (Benjamin Weygand) sowie noch vielen weiteren Zeitgenossen die kommenden Wochen zu verbringen. Dabei machen die Freunde Bekanntschaft mit dem geheimnisvollen Spanier Chico Montoya (Christoph Moreno), der Unternehmerin Kim Win Win (Julia Stowski), die ihre ganz eigenen Pläne für das Gelände rund um den Martinshof verfolgt und sehen sich mit Dürre, Dauerregen und einem heftigen Sturm konfrontiert…
In unserem Abschnitt zu «Als die Tiere den Wald verließen» hoben wir als besonders stark (und erwachsen) hervor, dass die Serie vollständig auf die Verniedlichung und Vermenschlichung der Tiere verzichte. Im Falle von «Alfred J. Kwak» des niederländischen Liedermachers Hermann Van Veen ist das genaue Gegenteil der Fall. Im Mittelpunkt der bereits Ende der Achtziger ausgestrahlten Serie steht ein verwaistes Entenkind, das sich in die Obhut eines freundlichen Maulwurfs begibt und nun an seiner Seite die große, weite Welt entdeckt. Die Geschichte basiert auf der Musikfabel «Alfred Jodocus Kwak». Aller visuellen Niedlichkeit zum Trotz: Insbesondere zu Beginn der insgesamt 52 Folgen geht es gleichermaßen um die Themen Verlust und Freundschaft. Später nimmt sich die watschelnde Hauptfigur auch immer komplexerer Themen an, wenn sie mit Kinderaugen das Leben mit all seinen Licht- und Schattenseiten präsentiert bekommt. Bis heute legendär: Kwaks Gegenspieler Kra, eine Art geflügelte Entsprechung auf den Diktator Adolf Hitler, der mit seiner Krähenpartei die Gesellschaft zu unterjochen versucht. Harter Tobak, den die Serie jedoch immer mit Heiterkeit und Gesang auszugleichen vermag. So etwas würde es heutzutage wohl nicht mehr geben.