Die kanadische Zeichentrickserie «The Hollow» hat sich spätestens mit dem Erscheinen der zweiten Staffel auf Netflix zu mehr als einem Geheimtipp entwickelt. Wer Fantasy und Sciencefiction mag und ein Faible für gezeichnete Animationsserien hat, ist hier genau richtig.
Abseits von CGI-Formaten wie Guillermo del Toros «Trollhunters» erleben auf Netflix Animeserien im Zeichentrickstil derzeit eine Renaissance. Mit «The Hollow» hat der Video-on-Demand-Anbieter bereits seit 2018 ein fantasievolles und ideenreiches Format im Portfolio, dass im Juni 2020 in die zweite Runde gegangen ist. Es ist wohl hauptsächlich den vielen brillanten japanischen Animes zu verdanken, dass gezeichnete Helden auch in der westlichen Welt wieder immer mehr Fans finden. Schon längst ist man auch in Kanada und den USA nach Jahren der Abstinenz erneut auf den Zug aufgesprungen und verlegt sich wieder mehr auf gute Zeichenkunst. Vito Viscomi («Nerds and Monsters», «Die Superschurken-Liga») und Al Schwartz («Valt the Wonder Deer») schließen sich diesem Trend an und präsentieren mit «The Hollow» eine Zeichentrickserie, die sich eines schönen Stils und einer fantasievollen Story bedient.
Die Prämisse einer virtuellen Welt, durch die sich junge Helden hindurchkämpfen müssen um an ihr Ziel zu gelangen, ist nicht ganz neu und erinnert im Kern dann doch wieder an große japanische Vorbilder wie zum Beispiel «Sword Art Online». Der Ansatz ist aber doch anders. Die drei Teenager Mira, Kai und Adam haben zunächst keine Ahnung, was mit ihnen geschieht. Sie erwachen in einem hermetisch abgeriegelten Raum und wissen weder, warum sie dort gelandet sind, noch wer sie überhaupt sind. Die einzige Verbindung zur Außenwelt ist ein Luftschacht, der aber viel zu hoch liegt, um von den unfreiwilligen Helden erreicht werden zu können. Der Raum ist weiß gekachelt und bis auf eine alte Schreibmaschine vollkommen leer.
Man findet als Zuschauer natürlich recht schnell heraus, dass sich die Teenies weder in der wahren Welt, noch in einem Paralleluniversum aufhalten, sondern einer ausgefeilten virtuellen Realität ausgeliefert sind. Das tut der Spannung aber kaum einen Abbruch. Letztlich gilt es nämlich, die Protagonisten auf ihrem wilden Trip durch die diversen Areale zu begleiten und mit ihnen bis zum Ziel vorzudringen. Die vielen spaßigen Ideen beinhalten Mystery-, Fantasy-, Sciencefiction- und familienfreundlich aufbereitete Horrorelemente und decken damit die gesamte Bandbreite der Phantastik ab. Um aber dennoch nichts von der Stimmigkeit der Welt einzubüßen, haben sich die Serienerfinder einen kleinen Trick ausgedacht. Alle zehn Folgen bauen zwar inhaltlich aufeinander auf, doch unsere Helden durchforsten in Einzel-, oder Doppelfolgen einen Themenpark nach dem anderen, so dass der Break nie zu hart wirkt.
Das Ende der ersten Staffel überrascht mit einem interessanten Finale, in dem wir unseren Helden sogar leibhaftig in Fleisch und Blut begegnen dürfen. Wie Al Schwartz und Vito Viscomi das genau umsetzen, soll an dieser Stelle allerdings nicht verraten werden. Die zweite Staffel widmet sich nicht nur einiger offengebliebener Fragen aus den vorherigen Folgen, sondern geht auch näher auf Mira und ihre Freunde ein. Die Season endet erfreulicherweise mit einem (vermeintlichen?) Happy End, dass Fans der Serie zumindest nicht ganz im Regen stehen lässt, sollte «The Hollow» nicht für eine dritte Staffel verlängert werden.